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Wie steht es um die Agrar-Verbände?

Lesezeit: 18 Minuten

Die Bauern erwarten in der Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit engagierte Verbände. Hier punkten LsV und BDM in unserem Stimmungsbild. Der Bauernverband muss hier noch zulegen. Er bekommt dafür vor Ort als Problemlöser und Berater der Landwirte gute Noten.


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Für die Landwirte war 2020 ein sehr turbulentes Jahr und das nicht nur wegen Corona. Die politischen Vorgaben haben sich mit der Düngeverordnung, der Nutztierhaltungsverordnung oder der baldigen Entscheidung zum Insektenschutzgesetz noch einmal verschärft. Daneben sind durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) und durch Corona bedingte Schlachtengpässe die Schweinepreise gefallen und auch die Milchpreise bleiben im Keller. Das setzt den Landwirten zu. Doch der einzelne Bauer kann hier wenig erreichen. Eine starke Interessenvertretung für die Landwirtschaft ist auf politischer Ebene mehr denn je gefragt. Der Blick der Landwirte richtete sich im letzten Jahr verstärkt nach Berlin: Wie reagieren die Agrarverbände auf neue politische Verordnungen? Was erwidern sie auf Preissenkungen der Händler und Verarbeiter? Die neue Bewegung Land schafft Verbindung (LsV) entstand. Mit den Bauerndemos und Mahnwachen bringt LsV die angestaute Unzufriedenheit der Bauern auf die Straße. Die neue Gruppe konnte die großen Händler an einen Tisch bringen und diese zu ersten Zugeständnissen bewegen. Müssen sich alteingesessene Verbände angesichts dessen stärker hinterfragen?


Zum ersten Mal haben wir mit unserem Verbandscheck die Landwirte nach ihrer Meinung zu den Verbänden gefragt. Das Hauptergebnis: Im Großen und Ganzen sind die Landwirte zufrieden mit ihren Verbänden. Der Deutsche Bauernverband (DBV) bekommt etwas schlechtere Bewertungen, als die Spezialverbände wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) oder der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Insgesamt haben fast 1 300 Landwirte abgestimmt und uns gezeigt, was sie an ihren Verbänden schätzen und wo sie noch Verbesserungspotenzial sehen. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ und dennoch ein erstmaliges breites Stimmungsbild der deutschen Landwirte gegenüber ihren Verbänden.


Darum sind Landwirte Mitglied in einem Verband


Kaum ein Wirtschaftsbereich verfügt – vom Biospezialverband bis zur Landjugend – über eine derart große Anzahl an Interessengruppen wie die Landwirtschaft. Der größte davon ist der DBV mit etwa 300000 Mitgliedern. Dieser ist für 70% der Umfrageteilnehmer der wichtigste Verband, 10% meinen, dass LsV der wichtigste Verband sei, danach folgen die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), der BDM und die ISN. Zu den anderen Verbänden gab es deutlich weniger Rücklauf, sodass wir uns hier gegen eine tiefer gehende Auswertung entschieden haben (Informationen zu unserer Umfragesystematik siehe Zusatzinfo Stichprobe Seite 40).


Warum sind Landwirte freiwillig Mitglied in einem Verband? Für 80% der befragten Landwirte ist die wichtigste Aufgabe die gebündelte Vertretung ihrer Interessen (siehe Übersicht 1). Deutlich mehr als die Hälfte sieht die Öffentlichkeitsarbeit als weitere wichtige Aufgabe. Die Interessenvertretung ist aber auch der wichtigste Grund, nicht in einem Verband aktiv zu sein: 173 Teilnehmer kreuzten an, dass sie in keinem Verband Mitglied sind. Knapp die Hälfte von ihnen fühlt sich dabei von den aktuellen Verbänden nicht ausreichend vertreten. Dieser Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit und die Vertretung der Interessen zieht sich durch die Umfrage wie ein roter Faden. Denn auch auf den einzelnen Verband bezogen sind dies für die Landwirte mit Abstand die wichtigsten Aspekte.


Große Verbände polarisieren


Mit der Arbeit der Verbände sind die Landwirte im Schnitt recht zufrieden (siehe Übersicht 2). Der DBV schneidet mit 3,1 zwar am schlechtesten ab, während die Landwirte mit den anderen Verbänden sehr zufrieden sind und Noten zwischen 1,9 und 2,1 vergeben. Dabei zeigt sich allerdings, dass sich gerade gegenüber den großen Verbänden die Einschätzungen der Landwirte polarisieren. Beim DBV wird dies besonders deutlich: Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer sind zufrieden mit der Verbandsarbeit, während die andere Hälfte nicht zufrieden ist, sodass sich im Mittel die Note 3,1 ergibt. So haben nicht, wie von einigen Kritikern der Umfrage erwartet, nur die Unzufriedenen mitgemacht, sondern auch sehr viele, die die Verbandsarbeit nach wie vor schätzen. Auch beim LsV ist diese Tendenz zu erkennen. Knapp ein Viertel der Aktiven zeigt sich unzufrieden mit der Arbeit von LsV. Bei DLG, BDM und ISN waren die Stimmen ausgewogener. Die großen Verbände müssen von vielen verschiedenen Landwirten die Interessen vertreten und gewichten. So hat ein Milchviehhalter andere Ansprüche als ein Schweinehalter oder Ackerbauer, ein mittelgroßer Familienbetrieb brennt nicht für die gleichen Themen wie eine große landwirtschaftliche GmbH. Oft sind die Ziele auch entgegengesetzt, sodass der Verband nicht allen Gruppen und Interessen gerecht werden kann.


DBV hat noch Entwicklungspotenzial


Insgesamt bewerten die Landwirte den DBV sehr unterschiedlich. Der Bauernverband spielt seine großen Stärken in seinen Angeboten vor Ort aus, denn hier sieht der einzelne Landwirt den Verband als bewährten Ansprechpartner für seine Probleme. Kein anderer Verband kann ein solches Spektrum an Beratungsleistungen in der Tiefe leisten, wie die Kreisverbände vor Ort: Steuerberatung, Hilfe bei rechtlichen Problemen, soziale und Versicherungsberatung u.a. Für die rechtliche Vertretung (2,4) und die Beratung (2,2) erhält der DBV auf Kreisebene gute Noten (siehe Übersicht 3). Obwohl die Landwirtschaftskammern und Landesanstalten und andere, private Unternehmen ebenfalls Beratungsleistungen anbieten, sind die Kreisverbände für die Bauern weiterhin wichtige Anlaufstellen.


Allerdings müssen die Kreisverbände aufpassen, dass sie die Angebote stets im Blick halten: Von den 173 Umfrageteilnehmern, die nicht Mitglied in einem Verband sind, brauchen knapp 40% keine fachliche Beratung durch die Verbände. Sie fühlen sich durch andere Einrichtungen ausreichend beraten.


Doch noch wichtiger als die Beratungsleistungen ist den Landwirten, dass ihr Verband auch in der Öffentlichkeit für sie einsteht: Die Aspekte Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung sind für alle Umfrageteilnehmer auf regionaler wie auf Landes- und Bundesebene am wichtigsten (siehe Übersichten 3 bis 5). Allerdings kommt der DBV in diesem Bereich eher mittelmäßig gut weg. Dabei erhält er auf Kreisebene mit 2,5 bzw. 2,6 bessere Noten als auf Landesebene (2,8 und 2,7) und Bundesebene (in beiden Bereichen 3,3). Das zeigt: Vor Ort an der Basis sind die Bauern deutlich zufriedener mit dem Bauernverband als im fernen Berlin. Hier fehlt den Landwirten anscheinend die Basisnähe, sie fühlen sich in ihren Interessen nicht mehr vertreten, egal ob groß oder klein, ob Tierhalter oder Ackerbauer. In der Außenwirksamkeit kommen die anderen Verbände deutlich besser weg, auch wenn sie z.T. nur bundesweit organisiert sind.


Für die Umfrageteilnehmer ist der persönliche Kontakt auf regionaler Ebene am wichtigsten. Vom Kreisverband bis zur Bundesebene sinkt die Relevanz des Erfahrungsaustausches, des Netzwerkens und der Veranstaltungen (siehe Übersichten 3 bis 5). Ein Grund könnte sein, dass der DBV eine starke Hierarchie hat. Einzelne Landwirte haben auf den oberen Ebenen keinen Einfluss. Sie wählen auf Kreisebene die Vertreter. Nur diese werden auch in die nächsthöhere Landesebene gewählt. So ist es sehr schwierig auch für jüngere Interessenten, auf höheren Ebenen die Verbandsarbeit aktiv mitzugestalten. Dementsprechend fallen auch die Bewertungen aus: Für die Kreisebene gibt es für Erfahrungsaustausch, Netzwerk und Veranstaltungen Noten von 2,5 bis 2,7, auf Landesebene gibt es im Schnitt die 2,8 und auf Bundesebene eine 3,1.


In Berlin ordnet man wie folgt die Ergebnisse ein: „Dass ein bedeutender Spitzenverband wie der DBV in schwierigen Zeiten für die Landwirtschaft, wie wir sie derzeit erleben, stärker im Feuer steht als andere war zu erwarten. Deshalb freuen wir uns unter diesen Umständen über die im Grundsatz guten Ergebnisse. Wir wissen, dass wir uns an einigen Punkten verbessern müssen – daran arbeiten wir. Präsident Rukwied hat beim Deutschen Bauerntag in Erfurt angekündigt, den Verband zu modernisieren und auch die Kommunikation weiterzuentwickeln“, sagt Axel Finkenkwirth, Pressesprecher des DBV in Berlin. Joachim Rukwied hat in seiner Neujahrsansprache auch konkretisiert, was er ändern will. Der Bauernverband soll weiblicher und jünger werden und schneller kommunizieren.


Große Landesverbände machen es besser


Aufgrund der großen Anzahl an Bewertungen für den DBV konnten wir diese in unterschiedliche Gruppen einteilen. So konnten wir die drei großen Landesbauernverbände unter die Lupe nehmen: den Bayrischen Bauernverband (BBV), das Landvolk Niedersachsen und den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV). Die Landwirte sind mit ihren großen Landesverbänden insgesamt tendenziell etwas besser zufrieden als der Durchschnitt der Landesverbände. Dabei sticht das Landvolk Niedersachsen mit einer Bewertung von 2,7 vor dem WLV und dem BBV heraus, die jeweils eine 3,0 erhalten (siehe Übersicht 6, Seite 38). In den wichtigen Kategorien Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung erhalten der WLV und das Landvolk bessere Ergebnisse als die anderen Landesverbände. Beide Verbände sind in den letzten Jahren mit ungewöhnlichen Initiativen in Aktion getreten, die offensichtlich gut bei vielen Landwirten ankommen: Der WLV startete 2017 die „Offensive Nachhaltigkeit“. Einige Höfe setzen Leitprojekte für Nachhaltigkeit um, um die gesellschaftliche Akzeptanz für die Landwirtschaft zu steigern. Zwei Jahre später folgte im September 2019 mit der Kampagne „Mag doch jeder“ eine Öffentlichkeitsoffensive, die auf Social Media, in anderen Medien und auf der Straße Werbung für die Landwirte macht. Dabei stellen die Initiatoren Landwirte mit unterschiedlichen Betriebsausrichtungen aus dem Verbandsgebiet vor und informieren über die verschiedenen landwirtschaftlichen Produkte.


Der WLV gibt sich wenig überrascht über die Ergebnisse. „Landwirtschaftsverbände mit vielen Mitgliedern schnitten meist schlechter ab als kleinere Organisationen oder Organisationen, deren Mitglieder im Wesentlichen in einem landwirtschaftlichen Betriebszweig zu Hause sind“, so Dr. Thomas Forstreuter, WLV Hauptgeschäftsführer. Für den WLV steht der landwirtschaftliche Familienbetrieb im Mittelpunkt der Arbeit. Kritisch sieht Forstreuter die Teilnehmerzahl: „Nur gut 1% der top agrar Abonnenten hat an der Umfrage teilgenommen. Die Stichprobe dürfte nicht annähernd repräsentativ sein.“


Mit dem Niedersächsischen Weg hat das Landvolk eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren in Gang gesetzt, die zum Ziel hat, noch mehr für den Natur- und Artenschutz zu erreichen.


Neben dem Landvolk sind die Landesregierung, die Landwirtschaftskammer, der NABU und der BUND involviert. Aktuell hat die Landesregierung die Änderungen im Naturschutz-, Wasser- und Waldgesetz verabschiedet. Die beteiligten Verbände arbeiten nun an den Verordnungen und Förderprogrammen. Finanziert wird der Niedersächsische Weg über Landes- und Bundesmittel durch Mehrausgaben für beispielsweise die Förderung des Insektenschutzes im Bereich GAK. Insbesondere kommt das nötige Budget über die moderate Erhöhung der Wasserentnahmegebühren.


Der Landvolkverband zieht aus der Arbeit mit den beteiligten Verbänden beim Niedersächsischen Weg ein positives Zwischenfazit. „Umweltverbände, Politik und Landwirtschaft haben auf Augenhöhe diskutiert und belastbare Ergebnisse erzielt. Diese bisher einmalige Zusammenarbeit kann Vorbild sein für weitere Verabredungen in Bund und Land. Die Akzeptanz für den Niedersächsischen Weg ist nach anfänglich großer Skepsis unter den Mitgliedern mittlerweile sehr hoch“, sagt Sonja Markgraf, Pressesprecherin für das Landvolk Niedersachsen.


Der BBV ist mit Abstand der größte Landesverband. Er muss die Interessen von rund 140000 Mitgliedern unter einen Hut bringen. Das gelingt ihm auch, mit seinen Ergebnissen liegt der BBV im Schnitt der Landesverbände (siehe Übersicht 6). Ein besonderes Augenmerk legt der Verband auf die Öffentlichkeitsarbeit: Bereits 2015 gründete er mit Landwirten und landwirtschaftlichen Organisationen in Bayern den Verein „Unsere bayerischen Bauern“. Der Verein gibt Verbraucherinformationen heraus, informiert allgemein über Landwirtschaft und stellt bayrische Bauern im Porträt näher vor.


Ebenfalls hat der BBV die Aktion „Wichtiger denn je: #EssenAusBayern“ vorangetrieben. „Mit der Aktion wird auf die Bauernfamilien als Versorger der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln hingewiesen. Gerade in der aktuellen Krise zeigt sich, wie systemrelevant die Landwirtschaft ist“, erklärt Markus Drexler, Pressesprecher für den BBV.


LsV schafft Aufmerksamkeit


LsV ist die jüngste Bewegung unter den Verbänden. Sie hat sich vor einem Jahr als Reaktion auf das Agrarpaket der Bundesregierung als Basisbewegung gegründet. Ziel: Gehört werden von Politik, Industrie und Gesellschaft. „Wir haben uns aufgrund des Unmutes in der deutschen Landwirtschaft gebildet und bearbeiten aktiv politische Themen“, sagt der LsV Bundesvorstand.


Mit großen Demos, Mahnwachen aber auch Umzügen mit beleuchteten Treckern sorgt LsV für mediale Aufmerksamkeit. Durch die medienwirksamen Aktionen liegt für die LsV Anhänger auf Kreis-, Landes- sowie Bundesebene der Fokus auf Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung (siehe Übersichten 3 bis 5, Seite 36-37). Fazit nach einem Jahr Verbandsarbeit: Die aktiven Landwirte sind zufrieden mit ihrem Verband (siehe Übersicht 2, Seite 35). Die Aktionen von LsV treffen genau den Nerv der Zeit, was die Noten zwischen 1,8 und 2,1 zeigen. Hier bleibt es abzuwarten, wie sich die junge Bewegung über die Zeit entwickelt. Denn durch interne Streitigkeiten, Personalquerelen und Abspaltungen ist die Verbandsstruktur noch wackelig.


Das schlägt sich aber auch bei den Teilnehmerzahlen der Aktionen von LsV nieder: Gerade in den letzten Wochen traten die Bauern mit Aktionen wie „Schluss mit lustig“ oder „#einfunkehoffnung“ wieder in breiter Masse flächendeckend in Erscheinung und blockierten Zentrallager der großen Lebensmitteleinzelhändler (LEH). Ziel sind faire Handelsbeziehungen auf Augenhöhe.


Den LsV-Aktiven ist der Informationsfluss auf Landes- und Bundesebene ebenfalls ein Anliegen. Doch mit dem Newsletter und dem Internetauftritt sind sie nicht ganz so zufrieden (2,5 und 2,4). Bisher organisieren sich die Mitglieder vor allem über Whatsapp und Facebook. So lassen sich schnell spontane Aktionen oder Treffen intern organisieren.


Probleme gibt es eher bei der Kommunikation nach außen. Der Internetauftritt von LsV ist recht einfach gehalten, die Landesverbände haben größtenteils auch keine eigene Homepage. Die Pressemitteilungen erscheinen in unregelmäßigen Abständen. Hier fehlt es an Struktur, was wahrscheinlich durch die Kürze der Zeit, in der die Bewegung entstand, zu erklären ist. „Der Internetauftritt wird aktuell ehrenamtlich betreut. Künftig ist hier eine professionelle Betreuung der Homepage und der Facebook Seite durch einen Dienstleister geplant“, so der LsV Bundesvorstand.


Für die Landwirte ist mit den Punkten Erfahrungsaustausch und Netzwerken der persönliche Kontakt ebenfalls entscheidend. Das Netzwerk muss auch funktionieren, ansonsten ist es schwierig, in kurzer Zeit große Demos oder langandauernde Blockaden zu organisieren. Das klappt auch laut Meinung der Umfrageteilnehmer gut: So wie es bisher läuft, sind die Landwirte auch zufrieden und vergeben für den Erfahrungsaustausch und das Netzwerk gute Noten, auf Kreisebene tendenziell etwas bessere als auf Landes- und Bundesebene.


Die Bewertungen für Netzwerk bewegen sich zwischen 1,9 und 2,2. Sie sind tendenziell etwas besser als für den Erfahrungsaustausch (2,0 bis 2,3. Das könnte daran liegen, dass die Aktionen von LsV sich bisher vor allem auf Demonstrationen und Mahnwachen konzentrieren. Hier findet weniger der fachliche Austausch unter Berufskollegen statt sondern der Fokus liegt auf der Außenwirkung für Handel, Politik und Gesellschaft.


Dass bei LsV keine Fachveranstaltungen, Weiterbildungen oder Beratung auf der Agenda stehen, ist nicht verwunderlich. Entstand die Bewegung doch vor allem, um den Landwirten mehr Gehör zu verschaffen. Deshalb ist den Anhängern fachliche Weiterbildung und individuelle Beratung durch den LsV nicht so wichtig. Weil der LsV in dem Bereich auch kein Programm anbietet, vergeben die Teilnehmer dort auch keine guten Noten. „Da sich der LsV zur Zeit fast ausschließlich aus aktiven Landwirten zusammensetzt, die nebenbei natürlich ihre Betriebe führen müssen, ist es aktuell unmöglich, Fachveranstaltungen anzubieten“, so die Information aus dem LsV Bundesvorstand.


DLG punktet bei Bildung und netzwerk


Neben den beiden großen Verbänden DBV und LsV haben wir DLG, BDM und ISN noch genauer betrachtet. Diese drei Fachorganisationen schneiden vor allem in ihren Kernbereichen gut ab: An der DLG schätzen die Landwirte vor allem den persönlichen Kontakt über Erfahrungsaustausch und Netzwerken auf Veranstaltungen. Ebenso schneiden sie bei den Weiterbildungsmöglichkeiten am besten ab. Der BDM besticht in der Außenwirkung und der Information seiner Mitglieder, die ISN glänzt vor allem bei den Fachinformationen (siehe Übersicht 5, Seite 37).


Die DLG ist ausschließlich auf Bundesebene organisiert. Den Teilnehmern ist der persönliche Kontakt besonders wichtig. Das gilt für den Austausch von Erfahrungen (2,0), das Netzwerk (1,9) und die Veranstaltungen (1,5). Außerdem sind regelmäßige Weiterbildungen den DLG Aktiven ein Anliegen (1,8). Auf den persönlichen Austausch auf Messen und Weiterbildungen ist die DLG auch besonders spezialisiert. Sie organisiert Messen und Fachtagungen wie die agritechnica, Eurotier oder die DLG Unternehmertage, bietet aber auch Weiterbildungen in vielen Fachbereichen an und hat ein Testzentrum für Technik. Das honorieren die Landwirte auch in den Ergebnissen: Für Veranstaltungen (1,7) und Weiterbildungen (1,9) bekommt die DLG von allen Verbänden die besten Noten.


Zukünftig will die DLG im digitalen Bereich noch mehr machen. „Durch die Coronakrise sind digitale Kommunikation und Online-Fortbildungen auch auf den landwirtschaftlichen Betrieben Standard geworden. Daher wollen wir unsere Messen und Veranstaltungen zukünftig hybrid anbieten“, sagt Rainer Winter, Pressesprecher der DLG.


Gute Noten für den BDM


Für die Milchviehhalter hielt das vergangene Jahr besondere Herausforderungen bereit. Die Milchpreise bleiben stark unter Druck. Trotzdem erreicht der BDM in vielen Bereichen eine Spitzenposition und liegt auch bei der allgemeinen Zufriedenheit vorne (siehe Übersicht 2, Seite 35).


In den wichtigsten Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung erhält der BDM die besten Beurteilungen auf Bundes- und vor allem auf Landesebene (siehe Übersichten 4 und 5, Seite 36-37). Der BDM gründete sich vor 23 Jahren, um speziell die Interessen der Milchviehhalter zu vertreten. Das ist auch die Hauptaufgabe des BDM: Ziele sind ein kostendeckender Erzeugerpreis von mindestens 50 ct/l, sodass das Einkommen der Milchviehhalter nicht durch staatliche Subventionen getragen wird. Dass das immer noch das entscheidende Thema für die Milchviehhalter ist, zeigen die aktuellen Forderungen der Milchviehhalter, zuletzt auf den Demonstrationen vor den Molkereien oder dem LEH nach kostendeckenden Preisen. Allerdings konnte der BDM bisher beileibe nicht alle Forderungen durchsetzen. Auch die BDM-Marke „Die faire Milch“, die den Milcherzeugern einen Milchpreis von 40 ct/kg garantieren soll, tut sich noch schwer. ▶


Nicht nur mit der Außenwirkung des Verbandes, sondern auch mit der internen Arbeit sind die Landwirte gut zufrieden: Für den Internetauftritt, Newsletter und Marktinfos vergeben die Umfrageteilnehmer Noten zwischen 1,8 und 2,1. Gerade die Fachinformationen sind den Aktiven auch ein wichtiges Anliegen (siehe Übersicht 5, Seite 37). Durch die Beteiligung am European Milkboard kann der BDM wöchentlich Marktinfos liefern und mit seiner Zeitschrift „BDM aktuell“ bietet er den Mitgliedern weitere Hintergrundinformationen.


Für Netzwerk und Erfahrungsaustausch erhält der BDM mit 2,1 bzw. 2,2 auf Bundesebene ebenfalls gute Noten. Der BDM ist, gemessen an der Mitgliederzahl, nicht so groß wie z.B. der DBV. Hier sind die Hierarchien noch etwas flacher. So gibt es nur eine Landesebene mit kleineren Teams und keine Kreisebene. Daher hat die Stimme Einzelner mehr Gewicht als bei größeren Verbänden. Zukünftig will der BDM sich noch stärker politisch engagieren. „Wir wollen vor allem die Weiterbildung in der politischen Arbeit und volks- und marktwirtschaftlichen Zusammenhängen voranbringen“, sagt BDM Vorstandssprecher Hans Foldenauer.


ISN glänzt mitmarktinformationen


Erst Corona und dann noch die ASP ließen die Schlachtschweine- und Ferkelpreise 2020 ins Tal rutschen. Durch die Coronakrise stauen sich die Schweine in den Ställen, sodass die Preise weiter unter Druck stehen. Die überarbeitete Nutztierhaltungsverordnung sorgt ebenfalls für neue Sorgenfalten bei den Sauenhaltern.


Die Schweinehalter fühlen sich aber von der ISN sicher durch diese Krisen begleitet. Mit ihrem Verband sind sie gut zufrieden (siehe Übersicht 2, Seite 35). Punkten kann die ISN für ihre Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung. Dabei setzt die ISN nicht auf politische Arbeit vor Ort, was sie als zentral organisierter Verband nicht leisten kann. Sie vertritt die Interessen der Schweinehalter über Vertreter in verschiedenen Gremien wie aktuell z.B. in der Borchertrunde oder in Zusammenarbeit mit regionalen Verbänden vor Ort. Bei den Schlachthofschließungen im Herbst konnten sie z.B. die Blockaden der Politiker brechen. „In Zusammenarbeit mit WLV und dem Landvolk konnten wir die Blockademauer zum Bröckeln bringen“, berichtet der Geschäftsführer der ISN, Dr. Torsten Staack, „Wir haben da überhaupt keine Berührungsängste und tauschen uns anlassbezogen so ziemlich mit allen und jedem aus. Es geht ja darum, dass wir etwas für die Betriebe erreichen und nicht, dass bei der Lösung ISN draufsteht.“


Die ISN wirbt damit, in den Bereichen Markt, Politik und wirtschaftliche Dienstleistungen ihren Mitgliedern mit umfassendem Wissen zur Seite zu stehen. Dieses Wissen transportieren sie über die Marktberichterstattung mehrmals pro Woche sowie zusätzlich über wöchentliche Newsletter an die Mitglieder. Wichtig ist Dr. Staack, dass die ISN praxisnahe Lösungen findet: „Bei jeder Problemlage oder Marktänderung stellen wir immer dar, was die konkreten Folgen für den schweinehaltenden Betrieb sind und was diese zwischen Daumen und Zeigefinger bedeuten.“ Diesen Service schätzen die Bauern sehr und vergeben eine 1,9 und 2,1 für Marktinfo und Newsletter (siehe Übersicht 5, Seite 37).


Etwas schlechtere Bewertungen zwischen 2,3 und 2,6 vergeben die Landwirte für den persönlichen Austausch, Veranstaltungen und Weiterbildungen. Diese Punkte sind ihnen auch nicht so wichtig. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die ISN aus der Historie heraus vor allem auf die Marktberichterstattung spezialisiert ist und den Fokus nicht auf die Vernetzung der Mitglieder untereinander legt.


maike.schulze-harling@topagrar.com


In der nächsten Ausgabe stellen wir engagierte Verbandsmitglieder persönlich vor und zeigen, was diese für Lösungen auf die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft bereithalten.

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