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Wie viel Spielraum bietet Ihre Fruchtfolge?

Lesezeit: 10 Minuten

Fruchtfolge im Fokus


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Setzen Sie auch voll auf Raps, Weizen und MaisVorsicht: Nicht alles, was sich auf den ersten Blick rechnet, geht langfristig gut. Wo die Grenzen liegen, erklärt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


Derzeit lohnt es sich, möglichst viel Raps, Weizen und Mais in die Fruchtfolge einzubauen. Das hat jedoch erhebliche pflanzenbauliche Konsequenzen und muss deshalb sorgfältig überlegt werden.


Raps passt doch zu Rüben!


Die derzeitige Preisrelation spricht dafür, mehr Raps zu Lasten von Getreide anzubauen (siehe Beiträge auf Seite 20 und 24). Darüberhinaus hat er als Blattfrucht noch weitere Vorteile: Höhere Getreideerträge nach Raps und Pflugverzicht zu und nach Raps ohne Ertragsnachteile möglich.


Nicht zuletzt deshalb haben viele Betriebe den Anbauumfang in den klassischen dreijährigen Raps-Fruchtfolgen ausgereizt. Bei noch engerer Fruchtfolge drohen hohe Ertragsverluste wegen der Zunahme an Krankheiten. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass selbst in dreijährigen Anbaufolgen der Ertrag sehr schnell sinken kann.


In den engen Raps/Weizen-Folgen wird sich kurzfristig ein starker Pilzdruck – vor allem durch Verticillium – aufbauen. Dieser lässt sich momentan nur durch das Einhalten möglichst weiter Fruchtfolgen begrenzen. Es gibt zwar erste Hinweise auf Sortenunterschiede. Diese ließen sich aber bislang kaum belegen. Auch der Befallsdruck durch andere Pilzkrankheiten wie Phoma und Sclerotinia steigt bei zu engen Anbaufolgen sehr stark an. In den Jahren 2002, 2004 und 2007 sind aufgrund eines starken Pilzbefalls hohe Ertragsverluste eingetreten. Auch die Zunahme von Ausfallraps erschwert die Bestandesführung durch unkontrollierbares Auflaufen.


Dagegen lässt sich in den klassischen Rübenanbaugebieten der Rapsanbau noch durch Einbauen des Rapses in die Rübenfruchtfolge ausdehnen. Hier konkurriert der Raps jedoch mit den Industrierüben. Vierjährige Fruchtfolgen mit Rüben und Raps sind getrennten, dreijährigen Fruchtfolgen aus folgenden Grün­den überlegen:


Durch die weitere Fruchtfolgestellung von Raps und Rüben steigen die Erträge (etwa 5 bis 10 dt/ha) und damit die Markt-erlöse.


Die Bearbeitungskosten lassen sich deutlich senken, da der Pflugeinsatz beim Wechsel von Blatt- auf Halmfrucht oft nicht erforderlich ist.


Nematodentolerante Sorten machen‘s möglich


In den letzten Jahren haben Landwirte mit Raps in Rübenfruchtfolgen viele positive Erfahrungen gesammelt. Dennoch fürchten viele die Nematodenvermehrung und den Raps als Unkraut in Rüben. Etliche Untersuchungen belegen jedoch, dass Raps als Hauptfrucht kaum zu einer Nematodenvermehrung beiträgt. Allerdings müssen Sie den Ausfallraps konsequent beseitigen. Der geeignete Umbruchtermin lässt sich u.a. mit dem Ausfallrapsmanager in LIZ-online (www.liz-online.de) bestimmen. Nach dem Auflaufen müssen Sie den Raps nach ca. 250 bis 300 °C (Temperatursumme über 8 °C) umbrechen. Dann ist keine Nematodenvermehrung zu befürchten.


Wenn Sie Raps auf Rübenstandorten mit Nematodenbefall anbauen wollen, sollten Sie jedoch grundsätzlich nematodentolerante Rübensorten wählen. Im Vergleich zu anfälligen Sorten (Pf/Pi 3 bis 5) findet hier nur eine geringe Vermehrung der Nematoden unter Rüben statt (Pf/Pi ca. 1,2 bis 2,0). In diesem Fall ist davon auszugehen, dass auch in engen Fruchtfolgen von Rüben und Raps z. B. ZR/WW/Raps/WW der Nematodenbesatz nicht steigt.


Wollen Sie dennoch zusätzlich eine biologische Bekämpfung durch Zwischenfrüchte durchführen, bietet sich vor Rüben der Anbau von Ölrettich an. Sein Vorteil: Er trägt im Herbst nicht dazu bei, dass sich Kohlhernie ausbreitet. Andere Kreuzblütler, wie z. B. Senf, sollten Sie dagegen nicht anbauen. Als Alternative zu Ölrettich kommt noch Buchweizen in Frage.


Auch die Bekämpfung von Raps in Rüben haben viele Betriebe mittlerweile gut gelöst. Bei ausreichender Bodenfeuchte reichen sogar Bodenherbizide wie Metamitron. Bei Trockenheit müssen Sie jedoch blattaktive Mittel einsetzen. Neben dem Zusatz von Debut – bereits ab der 1. Sprit­zung – sind das auch Mischungen mit Betanal Expert und Rebell. Die griffige Formulierung des Experts mit dem zusätzlichen blattaktiven Produkt Desmedipham und das Quinmeraq im Rebell verstärken die Wirkung zusätzlich. Ausreichende Additivzusätze gehören aber auch dazu. Der höhere Aufwand bei den Rübenherbiziden liegt bei etwa 50 €/ha.


Bis 180 ¤/ha mehr durch Wechsel von Raps und Rübe


Durch den Anbau von Raps in Rübenfruchtfolgen lässt sich dennoch ein höherer Erlös von bis zu 150 bis 180 €/ha und Jahr erzielen. Die Fruchtfolge im Wechsel von Blatt- auf Halmfrucht hat den Vorteil, dass sie ohne Probleme pfluglos erfolgen kann. Die Bodenbearbeitungskosten lassen sich leicht um 50 €/ha/Jahr reduzieren. Nach Raps und nach Rüben reicht ein flacher Bearbeitungsgang. Dagegen müssen Sie in getreidereichen Fruchtfolgen wegen der Ertragsstabilität zu abtragenden Früchten öfter den Pflug einsetzen.


Gräser lassen sich in Rüben und in Raps sicher ausschalten. Im Raps können Sie – wenn nötig – Kerb Flo gegen resistente Gräser spritzen. Die Getreideerträge steigen, das Anbaurisiko nimmt jedoch ab, da nach Blattvorfrüchten deutlich weniger Pilzkrankheiten zu befürchten sind. Die bessere Durchwurzelung des Bodens fördert zudem die Nährstoffeffizienz.


Im Vergleich zu getreidereichen Fruchtfolgen nimmt auch die Saatzeitflexibilität deutlich zu. Da Weizen nach Blattvorfrüchten noch bis in den Oktober optimal bestellt werden kann. Gerste, aber auch Stoppelweizen müssen Sie dagegen immer möglichst im September säen.


In getrennten dreijährigen Fruchtfolgen mit ZR/WW/WW und Raps/WW/WW ist zu befürchten, dass die Blattfruchterträge mittelfristig sinken. Vierjährige Folgen sind dagegen stabil. Auch bei Rüben fallen die Erträge in dreijährigen Anbaufolgen ab. Zwar können Sie auch hier tolerante Sorten anbauen. Neben den Nematoden spielen jedoch noch weitere Faktoren eine Rolle, die den Ertrag begrenzen. Bei Raps als Vor-Vorfrucht von Rüben ist jedoch mit einem Ertragsanstieg der Rüben zu rechnen, da Raps die Gare fördert und die Bodenfruchtbarkeit insgesamt steigert.


Weizen schlägt wieder Gerste


Der Weizen verdrängt zunehmend Wintergerste und -roggen aus der Fruchtfolge. Beide Getreidearten konnten zuletzt preislich nicht befriedigen. Eine Erholung ist zumindest bei Gerste nicht in Sicht, da noch hohe Lagerbestände vorhanden sind. Roggen wird dagegen bereits für 11 €/dt gehandelt.


Gerste lässt sich in dreijährigen Fruchtfolgen vor allem auf den besseren Böden problemlos durch Weizen ersetzen. Folgt Raps nach Weizen, schränkt dies allerdings den Weizenanteil in der Fruchtfolge besonders in Spätdruschgebieten ein. Zwar haben sich in den letzten Jahren frühe Weizenernte-Termine um Anfang August etabliert. Verzögert sich diese jedoch bis Mitte August, hat das Nachteile für die Aussaat von Raps. Dieser muss bis Anfang September bestellt werden, um sich im Herbst ausreichend zu entwickeln. Besonders auf kalten Ton-Standorten wäre eine Aussaat bis Ende August besser. Frühe Aussaaten des Stoppelweizens ab dem 10. bis 15. September und der Anbau von frühen, frühsaatverträglichen Weizensorten wie Cubus oder Mulan können jedoch eine frühe Ernte ermöglichen.


Ein dreimaliger Anbau von Weizen stößt aber häufig auch auf besseren Böden an Grenzen. Besonders 2009 trat vielfach Schwarzbeinigkeit auf und führte zu hohen Ertragsverlusten. Dies trat sowohl bei Pflug- als auch nach Mulchsaat auf. Die Folgen sind höhere Aufwendungen für Düngung und Pflanzenschutz. In vierjährigen Fruchtfolgen vor allem mit Raps ist dann eher der Anbau von Gerste wirtschaftlich, wenn nicht andere Blattfrüchte die Fruchtfolge auflockern.


Monokultur Weizen macht Probleme


Ähnlich wie bei dreimaligem Anbau von Weizen in Raps- oder Rübenfruchtfolgen, hat auch die Monokultur von Weizen hohe Ertragsrisiken. Häufige Praxis sind sie auf sehr schweren Standorten, z. B. in der Marsch. Der Aufwand für Düngung und Pflanzenschutz ist hierbei jedoch sehr hoch. Frühe Aussaaten führen dazu, dass vor allem der Ungrasdruck stark ansteigt. Inzwischen sind auch Resistenzen gegenüber Sulfonylharnstoffe wie Lexus und Atlantis verbreitet. Die Folge: Gräser lassen sich dort kaum noch bekämpfen.


Im pfluglosen Anbau verschärfen sich diese Probleme, da Gräser insgesamt zunehmen. Fuchsschwanz läuft über einen langen Zeitraum auf und lässt sich nicht sicher zu einem Herbsttermin bekämpfen. Schläge, die bislang in Fruchtfolgen geführt werden, umzustellen, wäre vor diesem Hintergrund sehr fragwürdig. Andersherum wäre es besser: Monokulturen wieder in Fruchtfolgesysteme zu überführen.


Mais bleibtder Superstar


Der Biogas-Boom sorgt dafür, dass der Mais auch im letzten Jahr weiter stark an Fläche gewonnen hat. Neben den Veredelungsregionen, in denen Mais dominiert, zieht er nun auch zunehmend in reine Ackerbauregionen ein. Die Integration von Mais in bestehende Fruchtfolgen führt dabei zu einigen Diskussionen. Mais ist selbstverträglich und wird demzufolge ohne Probleme in Monokultur angebaut. Allerdings mit der Folge, dass Landwirte in den traditionellen Anbauregionen große Anstrengungen unternehmen müssen, um verschiedene Hirsearten zu bekämpfen. Auch Schädlinge wie der Maiszünsler werden ein zunehmendes Problem. Zur vorbeugenden Bekämpfung sind Nachhäckseln und Pflügen nach der Maisernte erforderlich.


Monokulturen oder zumindest die hohe Anbaudichte von Mais haben auch zur Folge, dass Pilzkrankheiten wie DTR mittlerweile in Deutschland zum Problem werden und künftig den Einsatz von Fungiziden notwendig machen könnten. Zu einem potenziellen Maisschädling gehört zudem der Maiswurzelbohrer, der bereits in Bayern und Baden-Württemberg Einzug gehalten hat. Monokulturen fördern sein Auftreten und seine Verbreitung.


Deshalb ist es besser, den Mais in Fruchtfolgen zu integrieren. Er kann dabei die Rolle einer Blattfrucht übernehmen. Weizen nach Mais profitiert vor allem von der guten Nährstoffversorgung. Der Anbau von Mais kann pfluglos erfolgen. Nach Mais zu Getreide sollten Sie jedoch pflügen. Der Grund: Neben dem Maiszünsler ist nach Mais auch ein hohes Fusarium-Risiko zu erwarten. Gutes Nachhäckseln und Pflügen kann die Befallswahrscheinlichkeit beider Schaderreger deutlich begrenzen.


In Rübenfruchtfolgen lässt sich Mais nach Rüben oder zwischen zwei Getreidefrüchte viergliedrig einbauen. Wegen der Gefährdung durch den Pilz Rhizoctonia solani ist der Anbau vor Rüben nicht zu empfehlen. Zudem können einige Maisherbizide zu Nachbauproblemen bei Rüben führen.


Unser Fazit auf einen Blick


Der Bioenergie-Sektor gibt bei der diesjährigen Fruchtfolge-Planung den Ton an. Er macht einige Kulturen zu den Stars: Mais, Raps und Weizen sind die Gewinner, Wintergerste (zum Teil Roggen) und Sommerungen zählen zu den Verlierern. Doch ist nicht alles pflanzenbaulich sinnvoll, was sich auf dem Papier rechnet:


Raps stößt in klassischen Rapsanbaugebieten an Grenzen. Luft bieten dagegen Getreide-, aber auch Rübenfruchtfolgen. Nematodentolerante Rübensorten und passende Herbizidstrategien gegen Ausfallraps machen es möglich.


Die Ausweitung von Weizen in getreidereichen Fruchtfolgen hat deutliche Grenzen. Dieser kann Gerste ersetzen, wenn dies aus arbeitswirtschaftlichen Gründen möglich ist und die Erntereife des Weizens eine zeitgerechte Rapssaat zulässt. Häufigere Weizenfolgen und Monokulturen sind dagegen mit hohen phytosanitären Risiken belastet und im Ertrag sehr instabil. Zudem gibt es immer öfter Probleme, die Gräser in weizenbetonten Fruchtfolgen zu bekämpfen.


Der Anbau von Mais nimmt wegen des Biogas-Booms immer weiter zu. Betriebe in Veredelungsregionen bauen wegen der Selbstverträglichkeit fast ausschließlich Mais in Monokultur an. Landwirte müssen ihn jedoch zunehmend auch in bestehende Fruchtfolgen integrieren. Als Blattfrucht bietet er sich als Zwischenglied von Getreide an. Gleichzeitig lässt sich Mais auch problemlos nach Rüben säen. Monokulturen sind kurzfristig auch in den Ackerbauregionen möglich.

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