Tierhalter dürfen bis auf Weiteres nur 170 kg N/ha aus Gülle ausbringen. Sie brauchen daher Lösungen für den Nährstoffüberschuss.
Lechbichlers Rechnung zeigt: Unabhängig davon, wie viele Kühe er hält, kann sich eine effiziente Ausbringtechnik schon jetzt auszahlen. So kann er sein Grünland bedarfsgerecht düngen und Mineraldünger einsparen.
Parallel muss er sich jedoch überlegen, welche Kuhzahl künftig zu seinem Betrieb passt. Sollte es bei der 170 kg-Grenze bleiben, müsste er seinen Viehbesatz überdenken. Denn pro Kuh und Jahr muss er laut Düngeverordnung einen Stickstoffanfall von 124 kg ansetzen. Weil er seine komplette weibliche Nachzucht bis zum Erstkalbealter von 27 Monaten aufstallt, kommen noch 57 kg pro Kuh und Jahr für die Nachzucht hinzu.
Von den insgesamt 181 kg N darf er noch Stall- und Lagerungsverluste von 15% abziehen und kommt so auf 154 kg N/Kuh. Teilt er die erlaubten 170 kg N/ha durch diesen Wert, errechnet er eine maximale Tierhaltung von 1,1 Kühen pro Hektar. Eine derart krasse Abstockung ist natürlich keine Option für ihn.
Gülle abtransportieren?
Dieses Problem könnte er lösen, indem er Gülle abgibt. Er rechnet nach, ob er auch die Kühe behalten soll, deren Gülle er künftig komplett abgeben müsste.Die „Überschusskuh“ und ihre zugehörige Nachzucht scheiden jährlich etwa 43 m3 Gülle mit einem Nährstoffgehalt von 3,6 kg N/m3 aus.
Diese will er in eine 35 km entfernte Biogasanlage fahren. Dafür entstehen ihm Transportkosten von 7 €/m3, gleichzeitig spart er 2 €/m3 an Ausbringkosten. Insgesamt ergeben sich für die Kuh und ihre Nachzucht somit Kosten von 215 €/Jahr. Bei einer Milchleistung von 8000 kg/Jahr macht das 2,7 ct pro Liter Milch.
Weil Lechbichler nur wenige Cent Gewinn pro Liter Milch macht, ist diese Rechnung schon knapp. Müsste er die Gülle in eine weiter entfernte Ackerbauregion fahren, würde schnell das Doppelte bis Dreifache an Kosten anfallen und den Gewinn komplett aufzehren. Da viele Biogasanlagen im Grünlandgürtel eher knapp mit Fläche ausgestattet sind, könnte das Szenario der weiteren Transportwege viele Tierhalter in der Region treffen.
Die „Überschusskuh“ wäre also nicht rentabel, die Gülleabgabe somit nur bedingt eine Lösung für Lechbichlers Betrieb.
Mehrere Lösungsoptionen:
Lechbichler und seine Berufskollegen erwägen daher die folgenden Optionen, um ihren Bestand nicht abstocken zu müssen:- Reduzierung oder Auslagerung der Nachzucht, z.B. zu einem Landwirt, der sein Milchvieh kürzlich abgab.
- Separation der Gülle. Die dünne Phase ließe sich dann noch besser mit dem Schleppschuh ausbringen, die feste Phase besser (und günstiger) transportieren.
- Fläche zupachten.
Wann kommt die Derogation?
Welche Kosten und welchen Nutzen die Maßnahmen bringen, muss jeder Betrieb individuell berechnen.Das Problem wäre natürlich deutlich leichter zu lösen, wenn Brüssel auch in Deutschland die Derogation und damit die Ausbringung von bis zu 230 kg N/ha aus Wirtschaftsdüngern wieder erlauben würde. Wann das gelingt, steht jedoch noch in den Sternen.
Lechbichler strebt daher einen Mix aus den obigen Optionen an, um seine Herde nicht abstocken zu müssen.