Der Blick von außen
Alle, die wie ich „vom Land“ kommen, wissen: Deutschland ist ohne Landwirte nicht denkbar. Sie produzieren hochwertige Nahrungsmittel, sie gestalten unsere Landschaften. Sie tragen Sorge für Pflanzen und Tiere. Viele Höfe sind über Generationen hinweg im Besitz der Familie. Der Beruf des „Bauern“ oder des „Landwirtes“ ist zu Recht mit großem Stolz verbunden.
Wir dürfen aber die Augen nicht davor verschließen, dass sich die konventionelle Landwirtschaft in eine nicht mehr zukunftsfähige Richtung entwickelt. Während immer mehr industrielle Großbetriebe entstehen, ist die bäuerliche Landwirtschaft in ihrer Existenz bedroht. Immer weniger Landwirte erhalten eine faire Entlohnung.
Berichte über Höfe, auf denen die Art der Tierhaltung ethische Standards verletzt, gehören fast schon zum Alltag.
Während der Fleischkonsum in Deutschland zurückgeht, exportieren wir unsere Produkte in die ganze Welt. Auf den Umweltbelastungen bleiben wir allerdings sitzen. In einigen Regionen ist das Grundwasser stark mit Nitrat belastet, unter der die Artenvielfalt unserer Natur leidet.
An vielen Orten regt sich Widerstand gegen diese Entwicklung. Landauf, landab gründen sich Bürgerinitiativen, um neue Mastställe zu verhindern. Die konventionelle Landwirtschaft in Deutschland steht vor einem enormen Akzeptanzproblem.
Es wäre falsch, die Verantwortung für diese Entwicklung allein der Landwirtschaft zuzuschieben. Auch die Politik hat es versäumt, im vergangenen Jahrzehnt die richtigen Weichen zu stellen. Entscheidend ist aber, dass wir jetzt den Mut finden umzusteuern.
Mein Ziel ist nicht, alle Betriebe zu Bio-Bauernhöfen zu machen. Nicht jeder in unserem Land wird sich „Bio“ leisten können oder wollen. Die konventionelle Landwirtschaft hat ihren Platz in Deutschland. Sie wird allerdings nur zukunftsfähig sein, wenn sie nachhaltig wird.
Wir müssen zurück zu einer tierschutzgerechten und flächengebundenen Tierhaltung, die hochwertige und nachhaltig erzeugte Lebensmittel für die Menschen in unserem Land produziert. Wir brauchen Strukturen, die den Beschäftigten ein faires Auskommen und Perspektiven bieten.
Das bedeutet auch: Wir müssen die staatliche Förderung reformieren. Anstatt pauschaler Flächenzahlungen brauchen wir gezielte Anreize für den Schutz der Umwelt, der Natur und der Tiere. Dieser Wandel ist nur gemeinsam mit den Landwirten möglich. Wir sollten ihn bald beginnen.