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„Wir brauchen mehr Emotionen!“

Lesezeit: 14 Minuten

Zahlen, Daten und Fakten bringen allein kein positives Image. Notwendig sind auch Emotionen und ein sympathisches Auftreten. Das kann man lernen, meint Dr. Jörg Bauer, Landwirt, Lehrer und Berater vom LLH-Fritzlar in Hessen.


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Wie fühlen sich die Landwirte im Moment, wenn sie an ihr Bild in der Öffentlichkeit denken?


Dr. Bauer: Viele sind frustriert. Die permanente Kritik von außen nagt an ihrem Selbstbewusstsein. Vor allem die jungen Landwirte fühlen sich von der Politik mit ihren Problemen allein gelassen. Mein Großvater war noch stolz darauf, Landwirt zu sein. Wir tun uns dagegen schon schwer, öffentlich zu sagen: Ich bin Landwirt und das ist gut so! Und an den weiterführenden Schulen verschweigen unsere Kinder mitunter, dass sie von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammen. Das ist keine gute Entwicklung.


Auch deshalb, weil so viele Verbraucher negativ auf moderne Tier- haltung und auf große Ställe reagieren?


Dr. Bauer: Das spielt eine Rolle. Heute hat die kleinste Einheit eines Hähnchenstalls 40 000 Plätze. Eine Person kann 2 500 Schweinemastplätze betreuen. Und der Melkstand ist so groß wie vor 20 Jahren der ganze Stall. Haben wir die Verbraucher auf diesem Weg mitgenommen? Alt-Bundespräsident Roman Herzog hat einmal gesagt: „Was nicht verstanden wird, kann nicht auf Verständnis hoffen.“ Ich glaube, die Landwirtschaft von heute wird vom Verbraucher nicht mehr verstanden. Und wir sind nicht in der Lage, sie verständlich zu machen. Wir verstehen uns ja untereinander kaum noch.


Welche Bilder haben die Menschen im Kopf, wenn sie über Ackerbau und Tierhaltung nachdenken?


Dr. Bauer: Meistens keine, die der Realität nahekommen. Die meisten Bilder stammen noch aus den Kinder-büchern. Die Autoren dieser Bücher haben von der modernen Landwirtschaft oft relativ wenig Ahnung und selbst ganz verzerrte Bilder im Kopf. Wer vor diesem Hintergrund zum ersten Mal mit einem Spaltenboden konfrontiert wird, muss ihn für Tierquälerei oder zumindest für fraglich halten. Die wenigsten sind schon in einem modernen Stall gewesen. Wie sollen sie da zu einer realistischen Einschätzung kommen? Wir Landwirte zeigen sie ihnen aber auch nicht. Kein Wunder, dass viele dann misstrauisch werden.


Was wissen Kinder und Jugendliche heute noch über Landwirtschaft und Tierhaltung?


Dr. Bauer: Nicht viel. In einer Studie des Instituts für Natursoziologie in Marburg wussten nur 63 % der Fünftklässler, wie viele Zitzen eine Kuh hat. Bei den Drittklässlern waren es nicht viel weniger. Bestürzend ist, dass es mit 70 % bei den Neuntklässlern nicht besser war. Nicht einmal jedes zehnte Kind wusste, wie viel Milch eine Kuh pro Tag gibt. Nur jedes fünfte Kind konnte sagen, wie viele Eier ein Huhn pro Tag legt. Am schlimmsten ist, dass es von der dritten bis zur neunten Klasse so gut wie keinen Informationszuwachs über Landwirtschaft gibt. Und das nicht nur in der Stadt sondern auch auf dem Land.


Weil Familie und Schule dieses Wissen nicht mehr vermitteln?


Dr. Bauer: So sieht es aus. Nach einer Umfrage der information.medien.agrar (i.m.a.) meinen 64 % der Bevölkerung, dass die Schule kein realistisches Bild der Landwirtschaft wiedergibt. Viele glauben nicht, dass es die Schule überhaupt ernsthaft versucht – von positiven Ausnahmen einmal abgesehen.


Hinzu kommt, dass sich die Einstellung zu Tieren verändert hat und nicht mehr zwischen Haus- und Nutztieren unterschieden wird.


Dr. Bauer: Absolut! Heute werden die Haustiere sehr stark vermenschlicht. Deshalb können die Leute auch nicht verstehen, dass wir Nutztiere anders halten müssen als sie ihre Haustiere. 85 % meinen, dass Tier und Pflanzen dasselbe Lebensrecht haben wie Menschen! Haustiere werden immer mehr zum Kinderersatz und Nutztiere immer stärker auf Stückkosten reduziert. Beides ist nicht sachgerecht.


Und das Fernsehen tut dann noch ein Übriges?


Dr. Bauer: Dort werden drei völlig verquere Bilder vom Landwirt transportiert. Es gibt den Deppen aus ‚Bauer sucht Frau‘, den fiesen Großmäster, der seine Tiere mit Antibiotika vollpumpt oder den romantischen Landlord aus den Rosemunde-Pilcher-Filmen. Wie soll der Otto-Normalbürger damit sachgerecht umgehen, wenn er die Realität gar nicht kennt?


Welche Rolle spielt die Werbung?


Dr. Bauer: In der Werbung darf man übertreiben, bei der Öffentlichkeits-arbeit nicht. Die Werbung wirkt oft unterschwellig. Viele Jugendliche glauben, dass eine Kuh einen Liter Milch am Tag gibt und ein Huhn sechs Eier legt. Das entspricht jeweils den typischen Verpackungseinheiten.


Hält denn der Berufsstand mit realistischen Bildern dagegen?


Dr. Bauer: Ja und nein. Teilweise werden auch nur Werbefotos gezeigt, wie z.B. ein auf der Straße laufendes Ferkel und daneben steht: „Diese Saupreise sind zum Weglaufen.“ Ohne Zweifel ein tolles Foto. - aber nicht die Realität. Wir müssen näher an den Alltag.


Die Agrarbranche hat eigens die i.m.a. gegründet, die Erziehern und Lehrern umfangreiches Material zur Verfügung stellt. Kann das nicht helfen?


Dr. Bauer: Da müssen wir ansetzen. Ein Lehrer prägt im Jahr ca. 100 bis 120 Meinungen. Die Kinder von heute sind die Lehrer von morgen. Das Problem beginnt aber schon, wenn die Lehrer die Unterlagen noch selbstständig aufbereiten müssen. Optimal wäre es, ihnen fertige Konzepte vorzulegen, die sie direkt in den Unterricht übernehmen können. Eigentlich müssen wir auch bei den Lehrplänen mitreden. Dort wird nämlich festgelegt, wie umfangreich und mit welchen Inhalten die Landwirtschaft in den Unterricht einfließt. Aber da tun sich die Schulministerien schwer.


„Vertragen“ die Schüler realistische Bilder von Spaltenböden und Hähnchenmastställen mit 40 000 Tieren?


Dr. Bauer: Es kommt auf das „Wie“ an. Wenn die Landwirte zu dem stehen, was sie tun, dann werden sie ihre Betriebe und ihre Produktion auch überzeugend präsentieren und erklären. Wenn wir das nicht mehr können, müssen wir uns selbstkritisch fragen, ob unsere Produktionsweise noch stimmt.


Wirklich? Es hat doch schon Versuche gegeben, z.B. über Webcams zu zeigen, was in modernen Ställen passiert. Nicht selten hagelte es anschließend Kritik. Was ist da falsch gelaufen?


Dr. Bauer: Man kann die Leute mit diesen Bildern nicht alleine lassen. Auch in den besten Ställen gibt es unschöne Bilder von kranken oder toten Tieren. Die dürfen nicht unkommentiert bleiben.


Welche Rolle spielen die Medien für die Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit?


Dr. Bauer: Eine große! Für die Medien gilt nach wie vor: Bad news are good news. Ein Skandal verkauft sich viel besser als ein langweiliger Beitrag mit dem Tenor: alles in Ordnung. Bei Lebensmitteln kommt hinzu, dass dieses Thema im Prinzip alle betrifft, denn jeder Mensch muss essen. Deshalb ist das Thema Lebensmittel – wo kommen sie her und wie werden sie produziert – für jeden von Bedeutung. Aber nur, wenn man das Gefühl hat, es stimmt etwas nicht. Deshalb haben vermeintliche oder tatsächliche Missstände in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung so ein hohes Skandalpotenzial.


Wird deshalb auch so wenig über die wirtschaftlichen Zwänge der Landwirte berichtet?


Dr. Bauer: Das sehe ich so. Die Mei- nungsbildung erfolgt heute vor allem über Emotionen. Wir Landwirte können aber vor allem ZDF: Zahlen, Daten und Fakten. Wir wollen alles erklären, wollen verstanden und dafür akzeptiert werden. So läuft das aber nicht. Die Tier- und Umweltschutzverbände arbeiten viel stärker mit emotionalen Bildern, manchmal auch mit Erotik. Das bleibt in den Köpfen hängen. Da müssen wir Landwirte noch viel besser werden. Wir müssen lernen, viel mehr über uns und unseren Beruf zu schwärmen. Und wir müssen das Klagen und Schimpfen abstellen.


Warum können wir nicht schwärmen?


Dr. Bauer: Vielleicht sind wir uns durch die zunehmende Spezialisierung untereinander fremd geworden. Früher, als fast alle noch Gemischtbetriebe hatten, konnte man sich in die Probleme des Nachbarn gut hineindenken. Das ist heute anders. Können wir noch sagen, für welche gemeinsamen Ziele wir im Berufsstand stehen? Die Biobetriebe verstehen etwas anderes darunter als die konventionellen Betriebe. Die Biogasbetriebe etwas anderes als die Veredlungsbetriebe. Ich meine, wir müssen den Begriff Landwirtschaft oder landwirtschaft-licher Betrieb ganz neu definieren. Was ist damit gemeint? Wer gehört dazu und wer nicht?


Fehlt ein gemeinsames Leitbild für die Zukunft?


Dr. Bauer: Vor allen Dingen fehlt uns eine Philosophie, ein gemeinsames Verständnis über die Produktion. Jeder Biobetrieb kann sofort in zwei, drei Sätzen die Philosophie hinter seiner Produktionsweise erläutern. Den meisten konventionellen Landwirten gelingt das nicht. Schon der Begriff konventionell klingt nicht nach Zukunft und Innovation. Ein Autobauer käme niemals auf die Idee, sein neues Modell als konventionell zu bezeichnen. Haben wir keine Visionen für die Zukunft?


Warum tun wir uns so schwer damit?


Dr. Bauer: Weil wir nicht darüber diskutieren. Bei der ‚Charta für Landwirtschaft’ von Ilse Aigner gab es dafür erstmals Ansätze. Solche Foren bräuchten wir viel häufiger. Wir müssen defi- nieren, welche Produktion und welche Betriebe wir in der Landwirtschaft wollen und welche nicht. Dann können wir auch danach handeln. Ohne Richtschnur geht das nicht.


Hat der Berufsstand Angst vor den Antworten?


Dr. Bauer: Das mag sein. Aber auch die Politik ist gefordert. Die Landwirte brauchen klare und verlässliche Aussagen über die zukünftigen Rahmenbedingungen. Wenn ich heute meinen künftigen Meistern oder Technikern keine Antwort auf die Frage geben kann, wie sie ihren Stall bauen sollen, weil jeder Regierungsbezirk und jeder Landkreis die Vorschriften völlig anders auslegt oder die Rahmenbedingungen morgen schon nicht mehr gelten, kann doch etwas nicht mehr stimmen.


Die zunehmende Größe der Ställe rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussion.


Dr. Bauer: Genau. Groß gleich böse und klein gleich gut. Diese einfache Gleichung haben viele Menschen im Kopf, obwohl die Stallgröße keine Auswirkungen auf Tierschutz und Umwelt hat. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse dringen aber nicht zu den Menschen durch. Im Gegenteil: Die Akzeptanz scheint weiter abzunehmen. Eine Studie im Auftrag der i.m.a. zeigt das deutlich. 2007 konnten sich noch 69 % der Befragten vorstellen, dass Tiere in größeren Beständen tiergerecht gehalten werden. 2012 waren es nur noch 24 %. Das ist ein dramatischer Akzeptanzverlust. Die Universität Göttingen hat gezeigt, dass 5 000 Hähnchen und 1 000 Schweine für viele schon Massentierhaltung sind. Tierschutzverbände und bestimmte Parteien nutzen diese Ergebnisse, um die Stimmung gegen die intensive Tierhaltung noch anzuheizen. Dadurch geraten wir zunehmend in die Defensive.


Was nun?


Dr. Bauer: Wir müssen lernen, unsere Botschaften so zu setzen, dass sie auch ankommen. Kommunikationsexperten wissen, dass man genau drei Sätze Zeit hat, um dem Gegenüber eine Frage zu beantworten. Wenn Sie also mit einem Güllefass unterwegs sind und ein Radfahrer wirft ihnen vor, sie verpesteten die Umwelt, müssen Sie den Radler kurz und bündig vom Gegenteil überzeugen. Ab dem vierten Satz ist er nur noch eingeschränkt aufnahme-fähig. Ab dem siebten Satz hört er überhaupt nicht mehr zu. Das heißt, wir müssen so einfach formulieren wie die Bild-Zeitung. Die versteht jedes Kind. Tierschutz- und Umweltschutzverbände arbeiten so. Einfache Sprache und Emotionen bedienen. Wer das beherrscht, hat in jeder öffentlichen Debatte Sympathiepunkte. Da müssen wir hinkommen.


Auf allen Ebenen vom Verbandsfunktionär bis zur Basis?


Dr. Bauer: Ja. Alle, einschließlich der vor- und nachgelagerten Bereiche. Die sind bezüglich Öffentlichkeitsarbeit noch gar nicht aktiv. Nehmen Sie den Lebensmittelhandel. Der macht schöne Werbung, für das Ansehen der Landwirtschaft tut er aber herzlich wenig.


Warum?


Dr. Bauer: Weil Handel und Verarbeitung hoffen, von der Kritik an der intensiven Landwirtschaft möglichst wenig abzubekommen. Wer sich raushält, kann nicht anecken.


Was kann der einzelne Landwirt vor Ort tun, um das Image der Landwirtschaft zu verbessern?


Dr. Bauer: Er kann die Meinungsbildner auf seinen Hof einladen. Schulen, Kindergärten, Kirche, Kommunalpolitiker und die lokalen Medien sind große Meinungsbildner. Wichtig ist es, aktiv auf diese zuzugehen, Einladungen auszusprechen. Es gilt Vertrauen aufzubauen, dann wird man auch im Krisenfall oder bei kommunalen Streitigkeiten um neue Stallbauten als ernsthafter Gesprächspartner gesucht.


Jeder Landwirt im Dorf, oder reicht einer, der das gut kann?


Dr. Bauer: Natürlich ist nicht jeder Landwirt ein Kommunikationsgenie. Aber einen oder zwei gibt es in jedem Dorf. Oft sind es die Frauen auf den Höfen, die das sehr gut können.


Kennen Sie gute Beispiele?


Dr. Bauer: Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Man kann den Kindergärten Projektwochen anbieten, den Schulen Stallwochen oder grüne Klassenzimmer. Große Aha-Effekte erzielen oft außergewöhnliche Aktionen wie Modeschauen, Konzerte oder Kunstausstellungen, die in den laufenden Betrieb integriert werden. Oder sie bieten Gesprächskreise zu aktuellen Brennpunkten der Landwirtschaft an und versuchen auf diese Weise Vorurteile abzubauen. Es gibt eine Vielzahl erfolgreicher Maßnahmen, aber es?...


... fehlt was?


Dr. Bauer: Eine Koordination der Aktivitäten. Es gibt schon ganz viele Projekte der Landfrauen, der Landjugend oder einzelner Landwirte. Solange diese aber nicht vernetzt werden, bleibt alles Stückwerk. So eine Plattform könnte übrigens auch als Ideenbörse fungieren. Welche Aktionen haben gut geklappt, welche nicht so? Nicht jeder Landwirt sollte das Rad der Öffentlichkeitsarbeit neu erfinden müssen.


Wir bräuchten dringend eine Kontaktadresse oder Website, die zum Beispiel interessierte Lehrer, Erzieher oder Pfarrer aufrufen können, um herauszufinden, an wen sie sich in ihrer Region wenden können, wenn sie sich über Landwirtschaft informieren wollen. Es gibt auf regionaler Ebene gute Ansätze, leider nicht flächendeckend. Ich würde mir wünschen, dass der Bauernverband eine Koordinationsstelle einrichtet.


Die Umwelt- und Tierschutzverbände sind da schon viel professioneller und entsprechend „erfolgreicher“. Wer einmal erlebt hat, wie organisiert die einen neuen Stall verhindern, weiß was ich meine. Das ist alles durchorganisiert. Mit drei Mausklicks haben kritische Nachbarn einen versierten Rechtsanwalt an der Hand, der sie kostenlos berät, und über den vierten Mausklick organisiert der Verband auch noch eine Bürgerinitiative gegen den Stall. Wenn wir auch so kampagnenfähig werden wollen, haben wir noch einiges zu tun.


Warum bewegt sich so wenig? Der Druck ist in den letzten zwei Jahren doch deutlich stärker geworden.


Dr. Bauer: Weil das für viele komplettes Neuland ist. Die Erkenntnis, dass es notwendig ist, unsere Arbeit mehr und anders als bisher zu erklären, setzt sich erst allmählich durch.


Wie muss man mit den ungelösten Problemen wie Kastrieren, Schwänze und Schnäbel Kürzen oder Enthornen umgehen?


Dr. Bauer: Absolut offen. Erläutern, warum wir so handeln müssen, dass mit Hochdruck an alternativen Lösungen gearbeitet wird. Wer Probleme unter den Teppich kehrt, wird angreifbar.


Viele Landwirte scheuen sich, weil sie schon schlechte Erfahrungen mit Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben. Kann man sich davor schützen?


Dr. Bauer: Kaum. Wer in die Öffentlichkeit geht, ist angreifbar. Das erleben Politiker jeden Tag. Und leider auch Berufskollegen. Das müssen noch nicht einmal Andersdenkende sein. Neid ist auch in den eigenen Reihen ein Problem. Wir dürfen die Leute nicht verprellen, die sich für den Berufsstand ins Zeug legen. Wir brauchen möglichst viele positive Gesichter.


Wie wird man eigentlich medientauglich?


Dr. Bauer: Es gibt Naturtalente, die sympathisch, offen, druck- und sendetauglich in jeden Block und jedes Mikrofon sprechen können. Natürlich kann man das notwendige Handwerkszeug auch ein Stück weit lernen.


Gibt es auf die Landwirtschaft zugeschnittene Schulungs- und Fortbildungsmöglichkeiten?


Dr. Bauer: Eigentlich schon, aber sie werden zum Teil nur sehr schleppend angenommen. Einige Angebote wurden mangels Beteiligung sogar eingestellt. Vielleicht müssen wir geeignete Per- sonen noch gezielter ansprechen. Vor allem Frauen sind dafür prädestiniert, weil sie häufig emotionaler sind.


Schulklassen über den Hof zu führen, Aktionen umzusetzen etc., kostet Zeit und Geld. Müssen Landwirte, die sich so engagieren, bezahlt werden?


Dr. Bauer: Natürlich muss der Aufwand bezahlt werden, wenn er ein „normales Maß“ übersteigt. Wir sollten uns aber hüten, jetzt gleich einen neuen Fonds oder irgendwelche Zwangsabgaben für die Öffentlichkeitsarbeit zu fordern. Die Erfahrungen mit dem Absatzfonds waren nicht überzeugend. Die Erkenntnis, dass wir die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren müssen und dass das auch Geld kostet, muss von unten wachsen. Und das passiert auch. Jedenfalls nehme ich das bei den vielen Veranstaltungen, die ich zu dem Thema mache, so wahr.


Wie viel Zeit haben wir noch?


Dr. Bauer: Es ist fünf vor zwölf. Die Kritik an der intensiven Landwirtschaft wächst täglich. Die Öffentlichkeitsarbeit muss noch viel stärker in den Mittelpunkt der berufsständischen Arbeit rücken.


Herzlichen Dank für das Gespräch.Dr. Ludger Schulze Pals

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