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Woran sollten die Verbände arbeiten?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Landwirte erwarten von ihren Verbänden politische Durchsetzungsfähigkeit und eine beherztere Imagearbeit. Nach innen wünschen sie sich einen engeren Draht zur Basis und mehr Junglandwirte in Führungspositionen. Gute Bewertungen gibt es für die Fachkompetenz.


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Demonstrationen vor Logistiklagern des Handels, Protestaktionen an Ministerien, Diskussionen um schwarze Fahnen und andere Symbole: Der landwirtschaftliche Berufsstand gibt in diesen Tagen ein bisweilen diffuses Außenbild ab. Immer mehr Gruppen konkurrieren um die gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Ihre Interessen und Methoden sind so verschieden, wie der Aufbau der Organisationen von der basisdemokratischen Graswurzelbewegung bis zum etablierten Dachverband. Gemeinsam haben sie dagegen eines: Den Anspruch, die Interessen aller Landwirte zu vertreten.


Wie es um die landwirtschaftliche Interessenvertretung steht und wo die Verbände noch nachschärfen können, fragten wir im Herbst 2020 diejenigen die es betrifft: Die Landwirte selbst. Knapp 1300 top agrar-Leser stimmten ab. In unserem nicht repräsentativen Stimmungsbild lautet die wichtigste Botschaft: Insgesamt sind die Landwirte zufrieden mit ihren Verbänden. Allerdings gibt es noch Punkte, an denen sie arbeiten müssen (s. 2/2021 S. 34ff).


Im zweiten Teil gehen wir nun den Gründen, woran es hakt, genauer nach. Wir wollen wissen, was sich die Landwirte in Zukunft von ihren Verbandsspitzen wünschen. Wie im ersten Teil haben wir uns auf den Deutschen Bauernverband (DBV), Land schafft Verbindung (LsV), die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) und den Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) konzentriert. Nähere Details zur Systematik der Umfrage finden Sie im ersten Teil (siehe 2/2021 Seite 40f).


Landwirte schätzen Fachkompetenz


Um die Interessen seiner Mitglieder in der öffentlichen Debatte professionell zu vertreten, muss ein Verband fachlich fit sein. In diesem Punkt erhalten alle Verbände gute Bewertungen zwischen 1,7 und 2,3. Am besten kommen DLG, ISN und BDM weg (s. Übersicht 1). Alle drei Organisationen verfügen über eine recht klar umrissene Mitgliedschaft und können sich entsprechend auf Kernbereiche spezialisieren. Die DLG punktet mit ihren Fachveranstaltungen, Austauschangeboten und Weiterbildungsmöglichkeiten, ISN und BDM mit Spezialwissen und Marktkenntnissen im Bereich der Schweine- und der Milchviehbranche. DBV und LsV müssen einem deutlich breiteren Betriebsspektrum gerecht werden. Dennoch nehmen die Umfrageteilnehmer beide Organisationen mit der Note 2,3 als kompetent wahr.


MEHR POLITISCHES DURCHSETZUNGSVERMÖGEN gefordert


Bei allen Verbänden wünschen sich die Teilnehmer mehr politisches Durchsetzungsvermögen, v.a. vom Bauernverband, dem laut 70% der Umfrageteilnehmer mit Abstand wichtigsten Verband (s. Übersicht 1). Bei der ISN, dem BDM und LsV haben die Landwirte das politische Durchsetzungsvermögen tendenziell besser bewertet. Der Vorstand vom LsV verdeutlicht, dass die Gruppe auch in Zukunft bei jeder Möglichkeit den Druck auf die Politik aufrechterhalten wolle. Die LsV-Demos sorgen für Aufmerksamkeit und bringen Politiker und Handelsvertreter an den Verhandlungstisch. Das kommt bei vielen Landwirten gut an, muss jetzt aber auch im politischen Alltag in agrarpolitische Erfolge verwandelt werden.


Auch die ISN steht regelmäßig mit der Politik im Dialog. Dass die politische Arbeit beim Streit um mehr Tierwohl und die Zukunft der Schweinehaltung zäh ist und viele Kompromisse erfordert, weiß auch Thomas Asmussen, der sich ehrenamtlich für die ISN engagiert. Er ist sich jedoch sicher, dass es sich lohnt, den Politikern seine Anliegen vorzutragen, um die Landwirtschaft langfristig in Deutschland zu halten (s. Reportage S. 32).


Der BDM legt seinen Schwerpunkt ebenfalls auf die politische Arbeit. „Wir sehen die regelmäßige Information unserer Mitglieder als sehr wichtig an“, sagt BDM Vorstandssprecher Hans Foldenauer. Die Landesteams kommen daher stets zusammen, wenn wichtige politische Entscheidungen anstehen und planen die Reaktionen darauf wie beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern (s. Reportage S. 30).


DBV Mitglieder wünschen sich jüngere Spitze


Beim Thema Glaubwürdigkeit kommen der BDM (1,6), die DLG und die ISN (beide 1,8) sowie LsV (1,9) gut weg. Hier rangiert der Bauernverband mit einer Bewertung von 2,8 deutlich abgeschlagen. Dabei sprechen die Kommentare vieler Umfrageteilnehmer eine klare Sprache. Diese attestieren „Interessenkonflikte zwischen Amt und Ämtern“, fordern eine „Trennung von Ämtern und Aufsichtsräten“ und hinterfragen, ob „Multifunktionäre“ die Interessen der Landwirte oder die Interessen des vor- und nachgelagerten Bereiches vertreten. Viele teilnehmende Landwirte stören sich in den Kommentarfeldern am Wirken von Verbandsvertretern in Aufsichtsräten und Vorständen von Molkereien, Schlachtunternehmen und Handelsgenossenschaften.


Luft nach oben gibt es aus Sicht der Umfrageteilnehmer auch bei der Basisnähe. „Die Basis muss Entscheidungen mittreffen können“, bescheinigt ein Landwirt dem DBV in seinem Umfragebogen. Dabei scheint er mit seiner Meinung nicht allein zu sein. Denn auch hier rangiert der Bauernverband etwas abgeschlagen mit einer Bewertung von 3,2. BDM, LsV und die ISN kommen mit Bewertungen zwischen 1,7 bis 2,0 deutlich besser weg (siehe Übersicht 1 S. 27). Im ersten Teil unseres Verbandschecks war ein Ergebnis, dass die Landwirte die Verbandsarbeit des Bauernverbandes vor Ort in den Orts- und Kreisverbänden schätzen und sich dort vertreten fühlen. „Mehr von der Basis annehmen. Denn der Verband macht im Background keine schlechte Arbeit“, gibt ein Teilnehmer der Umfrage in einem Kommentar die Blickrichtung für die Zukunft vor. Ein anderer schlägt vor, die Wahl von Führungspositionen zu verändern. Eine große Zahl der Umfrageteilnehmer wünscht sich gerade beim DBV und bei der DLG eine jüngere Führung (siehe Übersicht 2). Mit der Jungen DLG hat die DLG ein Format, um junge Landwirte an sich zu binden. So ist Junglandwirt Konrad Harbort über diese im Verband aktiv (s. Reportage S. 33). Den geringen Frauenanteil sehen die Landwirte dagegen weniger kritisch als manche Diskussionen im Berufsstand erwarten lassen (siehe Übersicht 2).


Image der Landwirtschaft verbessern


Trotz der überwiegend guten Noten für die Öffentlichkeitsarbeit, die wir im ersten Teil vorgestellt haben, erwarten fast alle Teilnehmer, dass sich die Verbände noch stärker für ein gutes Image der Landwirtschaft einsetzen. Sie sehen hier v.a. beim Bauernverband und der DLG Nachholbedarf (s. Übersicht 2). Zum einen geht es aus Sicht der Umfrageteilnehmer darum, für mediale Aufmerksamkeit zu sorgen. Hier profitiert der LsV davon, dass er durch die Proteste auf die schwierige Lage der Landwirte aufmerksam machen konnte.


Allerdings geht es bei Imagewerbung auch um die Kommunikation mit den Menschen vor Ort, die sonst nicht mit der Landwirtschaft in Berührung kommen. Hier erklären Gabriele Mörixmann für das Ortslandvolk Gesmold (s. Reportage S. 29) und Christoph Gerd-Holling für den Ortsverein Alverskirchen (s. Reportage S. 31), wie das erfolgreich gelingen kann.


Enger zusammenarbeiten


Gemeinsam einstehen für die Landwirtschaft mit einer Stimme. Hier sehen auch die Teilnehmer eine Chance für die zukünftige Arbeit der Verbände. Sie erhoffen sich von allen Gruppen, dass diese mehr mit anderen berufsständischen Organisationen zusammenarbeiten. Dies gilt vor allem für den DBV und LsV (s. Übersicht 2). Auf Landesebene funktioniert die Kooperation zwischen LsV und DBV in einigen Bundesländern schon. So berichtet Gerit Brockmann, LsV-Landesteam Thüringen, von dem erfolgreichen Schulterschluss mit dem Landesbauernverband (s. Reportage S. 30).


Der ISN-Geschäftsführer Dr. Thorsten Staack betrachtet die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden als selbstverständlich: „Wir tauschen uns anlassbezogen mit allen aus. Es geht darum, dass wir etwas für die Betriebe erreichen“, ist er überzeugt.


Kritischer Blick auf NGOs


Während die Umfrageteilnehmer eine stärkere Zusammenarbeit der Agrarverbände untereinander fordern, sehen sie eine engere Kooperation mit Umwelt- oder Naturschutzverbänden kritischer (siehe Übersicht 2). Hier fällt auf, dass die Landwirte besonders im Bezug auf ISN und BDM, die sich für die Tierhalter einsetzen, einer Zusammenarbeit mit NGOs eher zurückhaltend gegenüberstehen. maike.schulze-harling@topagrar.com


Während die Umfrageteilnehmer eine stärkere Zusammenarbeit der Agrarverbände untereinander fordern, sehen sie eine engere Kooperation mit Umwelt- oder Naturschutzverbänden kritischer (siehe Übersicht 2). Hier fällt auf, dass die Landwirte besonders im Bezug auf ISN und BDM, die sich für die Tierhalter einsetzen, einer Zusammenarbeit mit NGOs eher zurückhaltend gegenüberstehen. maike.schulze-harling@topagrar.com


Während die Umfrageteilnehmer eine stärkere Zusammenarbeit der Agrarverbände untereinander fordern, sehen sie eine engere Kooperation mit Umwelt- oder Naturschutzverbänden kritischer (siehe Übersicht 2). Hier fällt auf, dass die Landwirte besonders im Bezug auf ISN und BDM, die sich für die Tierhalter einsetzen, einer Zusammenarbeit mit NGOs eher zurückhaltend gegenüberstehen. maike.schulze-harling@topagrar.com


Wie praktische Verbandsarbeit im Alltag gelebt wird, zeigen die nachfolgenden Reportagen.

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