Jost Maurin baut seine Argumentation auf der Basis von ideologisch verzerrten Bildern auf. Das „Klasse statt Masse“-Klischee entstammt der Mottenkiste grüner Wahlkampf-Gags und unterstellt, dass bei geringerer Produktion bessere Qualitäten erzeugt und diese generell zu höheren Preisen verkauft werden können. Dieser Zusammenhang ist aber selten. Es gibt ihn z. B. bei hochwertigen Weinen, bei denen der Ertrag künstlich begrenzt wird, um die Ausbildung bestimmter Aromen zu fördern. Milch, die aus einem Stall mit fünf Kühen stammt, schmeckt hingegen genauso wie die Milch aus einem Stall mit 80 Kühen. Bei Weizenmehl ist es nicht anders. Der Geschmack hängt nicht vom Ertrag ab.
Wenn Herr Maurin die vermeintliche Exportorientierung der Landwirtschaft kritisiert, begibt er sich auf volkswirtschaftliches Glatteis. Eine Begrenzung unserer landwirtschaftlichen Produktion macht mehr Importe nötig. Sollen wir in Zukunft den Ägyptern den dort dringend benötigten Weizen vor der Nase wegkaufen?
Es leben 7 Mrd. Menschen auf der Erde, davon hungern 800 Mio. Wer von uns weniger Produktion fordert, sollte ehrlicherweise auch sagen, wer weniger essen soll. Dr. Rolf Stoltenberg, 18442 Groß Kordshagen
Journalist = Besserwisser
In einem Punkt gebe ich Ihnen Recht, Herr Maurin: Werden weniger Lebensmittel produziert, steigt der Preis. Das haben selbst die Bauern verstanden und sind z.B. auf die Erzeugung von Biomasse umgestiegen. Was war danach in der taz zu lesen? Schlagzeilen wie „Steigende Lebensmittelpreise durch Biogas führen zu Hunger in der dritten Welt“. Sind Sie sich Ihrer Heuchelei eigentlich bewusst?
Wir Bauern haben unser Gewissen nicht ausgelagert. Ihr Gewissen lagern aber diejenigen aus, die - wie Sie - immer nach dem Gesetzgeber rufen. Aber: Nur vom guten Gewissen können wir unsere Familien nicht versorgen. Und warum soll ich überhaupt ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich meine Pflanzen ernähre und schütze? Dass Sie darin etwas Verwerfliches sehen, zeigt mir, wie tief der Graben zwischen Dogmatikern und Praktikern ist.
Wieso haben Journalisten immer von allem Ahnung? Jedenfalls mehr Ahnung als die Leute, die täglich mit der Materie zu tun haben. Vor Kurzem habe ich mir erlaubt, einen Beitrag über Glyphosat im 3sat-Magazin „nano“ in einem Schreiben an die Redaktion kritisch zu hinterfragen, weil mir viele Aussagen unlogisch erschienen. Aus den Antworten der Redaktion lese ich eine gewisse Arroganz. Motto: Lieber eine starke Behauptung als ein schwacher Beweis.
Das kritische Hinterfragen scheint nur bestimmten Interessengruppen gestattet zu sein. In meinem Fall war das Hinterfragen nur - so Antwort des Autors - durch mein offensichtlich falsches Weltbild begründet. Dabei bin ich kein Lobbyist oder Strohmann der Industrie. Ich bin Anwender und kritischer Konsument, der sich eine Meinung bilden will.
Manfred Darscheid,
56754 Brohl
Anmerkung der Redaktion: Das Schreiben von Herrn Darscheid an die Redaktion von „nano“ und deren Kommentierung finden Sie unter www.topagrar.com/heft+
Öl ins Feuer
Die Landwirtschaft ist schuld, dass viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden, sagt Herr Maurin. Damit schüttet er Öl ins Feuer. Wer hat denn in den letzten 35 Jahren rund 1 Mio. ha Agrarflächen versiegelt?
Die Politik sollte endlich die Direktzahlungen und alle anderen Subventionen abschaffen. Dann brauchen wir uns nicht mehr ständig als vermeintliche Umweltverschmutzer und Artenvernichter zu rechtfertigen. Am besten, wir hätten die gleichen Bedingungen wie unsere australischen oder amerikanischen Kollegen.
Niemand muss für den Weltmarkt produzieren, jeder kann sich seine Nische suchen. Der Verbraucher entscheidet darüber an der Kasse und sein wichtigstes Kriterium ist der Preis. Das Einkaufsverhalten verändert sich langsam und nur eine langsame Anpassung der Landwirtschaft ist gesund, weil jede Umstellung ein Risiko ist und Geld kostet.
Rene Rempt,
18507 Grimmen
So nicht!
Herr Maurin präsentiert nur Schuldzuweisungen und leere Versprechen. So nicht!
Hermann Zeller,
85101 Lenting