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Zwei Ernten unterm Kreisregner

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn eine Farm in Flussnähe liegt und man ausreichend Wasserrechte hat, sind zwei Ernten pro Jahr kein Problem.


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Sobald genug Wasser vorhanden ist, stellen die Südafrikaner in unserem Reportagegebiet große Kreisregner auf. Auf unserer Rundreise haben wir drei dieser Irrigation-Farms besucht:


  • Klasie Jacobs (61) mit einer 750 ha-Beregnungsfarm in der Nähe von Douglas.
  • Jacob Gabriel Cilliers, der zusammen mit Bruder Hendrik Francois Cilliers und zwei weiteren Brüdern zehn Farmen im Raum Douglas bewirtschaftet.
  • Wessel Basson (59) führt zusammen mit seinem Sohn Herman (31) und seinem Schwiegersohn einen Betrieb mit 280 ha in Colenso, 1 100 m über dem Meeresspiegel.


Bei Klasie Jacobs wachsen unter den Kreisregnern vor allem Körnermais, Winterweizen, Braugerste, Alfalfa und Erdnüsse. Der Farmer erntet rund 15 t je ha Mais, 8,5 bis 10 t/ha Weizen und 4 bis 4,5 t/ha Erdnüsse. Zusammen mit seinem Manager Willie Botha und sieben Arbeitern muss er genau planen, denn bei den zwei Ernten sind die Zeitfenster eng.


Bei unserem Besuch im Juni – im südafrikanischen Spätherbst – hat Jacobs die Maisernte abgeschlossen. Früher war das Feuerzeug das beliebteste Mittel zur Stoppelbearbeitung. Doch Klasie Jacobs ist sein Boden wichtig. Ohne Pflanzenrückstände bzw. organische Masse kann die rote Erde knochenhart werden. Die Leute der Farm arbeiten deshalb gerade die Maisstoppeln mit der Rubin-Scheibenegge ein. Dahinter folgt die tiefere Bearbeitung per Subsoiler. Anschließend lassen es Jacobs Mitarbeiter 30 mm regnen und beginnen nach einem weiteren Grubberstrich mit der Weizensaat. Das erledigen einfache, 4 m breite Kastendrillen, die gleichzeitig auch Dünger ablegen. In der Saison arbeiten sie rund um die Uhr. Der weitere Aufwand hält sich dann aber in Grenzen. Der komplette Mais ist RoundupReady. Meist kommen sie auf der Farm mit einer Herbizid- und einer Fungizidgabe aus. Etwa 60 ha liegen unter einem einzelnen Kreisregner. Eine solche Anlage mit sieben Fahrtürmen und Installation kostet rund 800 000 Rand – rund 60 000 € – rechnet uns Jacobs vor. Pro Frucht beregnet der Betrieb 700 bis 750 mm, je nach Niederschlagsmenge, die hier nur bei rund 300 mm liegt. Für die Gesamtmenge von 1 500 mm/Jahr braucht der Betrieb entsprechende Wasserrechte aus dem nahen Orange River.


Keine staatlichen Hilfen:

Wie sicher sind diese Rechte, wollen wir von Klasie Jacobs wissen. Er hebt mit einem hilflosen Lächeln die Schultern. Eigentlich möchte er nicht über Politik sprechen. Die Landwirtschaft erhält keinerlei Unterstützung, seine Preise stammen direkt von der Börse in Chicago, erklärt er.


Die Zukunft seines Betriebes macht ihm Sorgen. Aktuell überlegt er, die Farm in kleinere Einheiten zu unterteilen, um einer Enteignung zuvorzukommen. Zudem bemüht er sich um ein gutes Verhältnis zu seinen Arbeitern. Bei unserem Abschiedsfoto legt er großen Wert darauf, dass auch sein Fahrer Kowland Visser mit aufs Bild kommt.


Auf den Farmen der Cilliers geht es hemdsärmeliger zu. Jacob Gabriel Cillier – genannt Jaco – zeigt uns als erstes sein Gewehr und Bilder von der Antilopen-Jagd: Zehn erlegte Tiere hängen am Träger seines Toyota-Pick-Ups.


Auch die Cillier-Brüder haben den Betrieb in zehn einzelne Farmen zerlegt. Jeder der vier kümmert sich um einen eigenen, unabhängigen Geschäftszweig. Einkauf und Vermarktung laufen gemeinsam. Fünf Betriebe sind reine Beregnungsfarmen mit einer Gesamtfläche von 1 600 ha. Sie bauen Mais, Winterweizen, (Brau-)Gerste, Baumwolle (ca. 80 ha), Kartoffeln (rund 40 ha) und Zwiebeln an. Hauptgeschäft mit einem Anteil von 1/3 bis 1/2 ist Alfalfa für die Vereinigten Arabischen Emirate.


Hohe Qualität:

Durch die gezielte Steuerung der Beregnung und die trockene Witterung – die Gegend ist die heißeste in Südafrika – können die Cilliers gute, weil schön grüne Ware produzieren. Eine Krone BiG Pack HDP übernimmt das Pressen. Die Ballen wiegen dann 700 bis 900 kg, und 29 von ihnen passen in einen Container. Der Ertrag der dreijährigen Kultur liegt bei 20 bis 30 t/ha und Jahr. Etwa 2 500 Rand (180 €) bekommen sie pro Tonne auf der Farm. Per Lkw geht es zum nächsten Hafen. Am Ziel in Arabien hat sich der Preis dann verdoppelt. „Wenn es hier ein vernünftiges Eisenbahnsystem gäbe, bliebe von dem Profit viel mehr auf dem Betrieb“, ärgert sich Jaco Cillier.


Herman Basson hat sich mit den Besonderheiten seines Standorts arrangiert. Sein 280 ha-Betrieb liegt 1 100 m über Normalnull, 13 Kreisregner versorgen die Flächen und pro Regner gibt es bis zu sieben Bodenarten. Seine Fruchtfolge über zwei Jahre ist Winterweizen, Mais, Winterweizen und Soja. Mit den Erträgen – 7 t/ha Weizen, 14 t/ha Mais und 4,5 t/ha Soja – ist er noch nicht ganz zufrieden, er investiert deshalb gerade in neue Bodenbearbeitungs- und Bestelltechnik aus Deutschland.


Daneben hat Basson noch fünf Packenpressen, mit denen er im Vertrag pro Jahr 50 000 Ballen für die Pilzzucht presst. In zweieinhalb Monaten kauft er dafür Stroh im Umkreis von 500 km auf. Uns wundert, wie der ruhige Mann noch Zeit für seine Hobbies findet: Er betreibt mit rund 20 Stuten eine weltweit bekannte Friesen-Zucht und hat, wie viele Farmer, ein eigenes kleines Flugzeug.


Paradiesische Verhältnisse, denken wir. Bis Wessel Basson uns in sein Haus einlädt. Wir müssen einen 3 m hohen Elek­trozaun und einige motivierte Wachhunde passieren. Die Fenster des Hauses sind vergittert, innen gibt es weitere Gitter, die es in mehrere Bereiche unterteilen. In den letzten 15 Jahren habe es in der Umgebung 45 Angriffe auf Farmer gegeben, zählt Wessel Basson auf, dabei seien 17 Menschen getötet worden.

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