Das aktuelle Importverbot Russlands für Agrarerzeugnisse aus der EU ist nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ein Beleg für die „perspektivlose und hochriskante Ausrichtung der deutschen Landwirtschaft auf Weltmarkt-Exporte“.
„Die Strategie großer Schlacht- und Molkerei-Konzerne einer Eroberung russischer oder chinesischer Märkte erweist sich nun endgültig als Sackgasse für Bauern“ so der NRW-Landesvorsitzende Bernd Schmitz.
Auch ohne die russischen Importsperren seien beispielsweise die Fleisch-Exporte nach Russland niemals sinnvoll gewesen, weil man die zu deutschen Kosten erzeugten Überschussmengen dort zu den Billigstpreisen der brasilianischen Konkurrenz habe verschleudern müssen, so der Kritiker weiter. Agrarindustrielle Stall-Neubauten hierzulande erhöhten nur die Überschussproduktion und drückten damit die Erzeugerpreise in ruinöse Dimensionen, während Russland seit Jahren internationale Konzerne zum Aufbau riesiger Tierfabriken zur russischen Selbstversorgung einspanne, darunter sei auch der deutsche Tönnies-Fleischkonzern.
„Auch die Versprechungen hiesiger Molkereikonzerne von anhaltend guten Erzeugerpreisen durch Milchexporte auf den Weltmarkt zerschellen derzeit an der weltweit aufgebauten Überproduktion konkurrierender Milchanbieter mit deutlich geringeren Produktionskosten“, ergänzt der niedersächsische AbL-Vorsitzende Ottmar Ilchmann. Auch vor der russischen Importsperre hätten sich die Milchpreise schon weltweit im freien Fall befunden. Die von den Molkereien angereizten Überkapazitäten drückten nun nach der russischen Entscheidung umso dramatischer auf die ohnehin noch nicht kostendeckenden Milcherzeugerpreise.
Die AbL warnt daher vor einer Globalisierungs-Euphorie wie beim geplanten Freihandelsabkommen TTIP der EU mit den USA, weil dies die Risiken für Erzeugerpreise und Lebensmittelqualität noch potenzieren würde.
${intro}