Das gewaltige Zollpaket, das die Trump-Administration gegen fast alle Länder weltweit verhängt hat, sorgt auch und zurecht in der Europäischen Union für Aufregung. Unternehmen der ohnehin gebeutelten deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft fordern nun rasche politische und diplomatische Schritte, um den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten.
Gefa-Sprecher: Strafzölle produzieren nur Verlierer
Der Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts GEFA (Gefa), Hartmut Kretschmer, warnt: „Handelsbarrieren und eine Spirale an Strafzöllen produzieren nur Verlierer.“ Umgekehrt seien die Einbindung in globale Lieferketten und ein freier Warenverkehr für die Exportwirtschaften mit positiven Effekten für alle Beteiligten verbunden.
Die Gefa-Vertreter fordern mit Blick auf die zu erwartenden Reaktionen der EU vor allem zeitnahe Initiativen zur Aufnahme von Gesprächen mit ihren amerikanischen Verhandlungspartnern und angemessene, zurückhaltende Reaktionen. „Wir brauchen dringend eine integrierte Export-Strategie, welche die Öffnung und den Erhalt von Absatzmärkten mit der Exportförderung verbindet und, wo erforderlich, auch politisch untermauert“, so der stellvertretende Gefa-Sprecher Jan-Bernd Stärk.
Nach den vorläufigen Zahlen zum Agrarexport des Jahres 2024 sind die USA für die Agrar- und Ernährungsbranche Deutschlands drittstärkster Exportzielmarkt außerhalb der EU (Quelle: AMI, Basis: Wert). Insgesamt exportierte die Branche im Jahr 2024 Waren im Wert von ca. 2,5 Mrd. € in die USA. Der Ausfuhrwert ist im vorigen Jahr um 9,1 % gestiegen, während die Menge allerdings um 2,6 % auf 762.000 t gesunken ist. Gleichzeitig importierte Deutschland im vorigen Jahr Produkte aus den USA im Wert von ca. 3,0 Mrd. € (-8,1 %).
Für beide Länder haben die Exporte von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln einen hohen Stellenwert. Der Blick auf die gegenseitige Exportstatistik zeigt, dass sich die Agrarexporte beider Länder seit dem Jahr 2006 wertmäßig mehr als verdoppelt haben (Menge: USA +36,1 %; Deutschland +57,2 %). Trotz der für Deutschland sehr negativen Handelsbilanz kann man die gegenseitigen Ausfuhren laut Gefa als klassische Win-Win-Situation bezeichnen.
EU-Verbände: Handelskonflikt dringend vermeiden
Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) stoßen ins gleiche Horn. Beide zeigen sich zutiefst besorgt über die gestrige Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die nach ihrer Einschätzung zu einer Eskalation der Handelsspannungen zwischen zwei wichtigen Handelspartnern führen wird und einen Sektor zu schädigen droht, der auf Stabilität sowie offene und vorhersehbare Märkte angewiesen ist.
Copa-Präsident Massimiliano Giansanti betonte in seiner ersten Reaktion: „Europäische Landwirte und Agrargenossenschaften stehen bereits vor wachsenden Herausforderungen, von steigenden Produktionskosten bis hin zu klimabedingten Belastungen. Diese neuen Zölle werden die Unsicherheit und die finanzielle Belastung unseres Sektors weiter verstärken und sowohl Erzeuger als auch Verbraucher betreffen.“ Er fordert die politischen Entscheidungsträger auf beiden Seiten dringend auf, den Dialog zu suchen und einen umfassenden Handelskonflikt zu vermeiden.“
Cogeca-Präsident Lennart Nilsson mahnt: „Handelspolitische Vergeltungsmaßnahmen werden weder den Landwirten in der EU noch den USA nützen. Stattdessen werden sie unsere Möglichkeiten einschränken, die Preise erhöhen und die Widerstandsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe schwächen.“ Auch Nilsson pocht auf Verhandlungen und den Einsatz aller diplomatischen Möglichkeiten, bevor Maßnahmen mit möglicherweise langfristigen Folgen ergriffen werden.