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Agravis-Chef warnt vor zu viel Pessimismus in der Landwirtschaft

Der Vorstandsvorsitzende der Agravis, Dr. Dirk Köckler, warnt vor zu viel Pessimismus in der Landwirtschaft. Viele Tierhalter schätzten zum Beispiel ihre Lage schlechter ein, als sie sei.

Lesezeit: 4 Minuten

Trotz aller Krisenmeldungen blickt Agravis-Chef Dr. Dirk Köckler optimistisch auf den Agrarstandort Deutschland. Der Strukturwandel in Landwirtschaft und Agrarhandel sei noch nicht abgeschlossen – „dafür braucht man keine Glaskugel“, sagte er bei einem Gespräch mit Journalisten gestern Abend in Hannover.

Die Branche sei aber aus seiner Sicht zu pessimistisch eingestellt. Gerade Tierhalter sähen ihre Lage oft schlechter, als sie derzeit tatsächlich sei. „In der Legehennenhaltung lässt sich zum Beispiel derzeit gutes Geld verdienen“, sagte er.

Gleichzeitig erinnert Köckler daran, dass sich Deutschland mit vielen Lebensmitteln nicht selbst versorgen könne. Der Selbstversorgungsgrad mit Eiern liege z.B. bei 70 %, das spreche für stabile Perspektiven. Auch den Rückgang des Fleischkonsums hält er für überschätzt: „Ich rechne nicht mit einem drastischen Einbruch.“

Agravis beteiligt sich an Bau von Geflügelställen

Die Agravis unterstütze daher auch zunehmend Landwirte, die einen Geflügelstall bauen wollten – etwa mit Finanzierungshilfen oder einer Managementberatung. Im Blick hat die Agravis Ställe unterhalb der Genehmigungsgrenze der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImschV, weniger als 30.000 Plätze). Man wolle sich zum Beispiel mit einem geringen Prozentsatz an den Stallbauten beteiligen.

Auf Geflügel beschränke man sich jedoch bewusst: Andere Tierhaltungszweige seien zu komplex. Und ein großflächiger Einstieg in die vertikale Produktion kommt für Köckler nicht infrage. „Wir konzentrieren uns konsequent auf unser Kerngeschäft – mit klarer Ausrichtung auf unsere Region zwischen den Niederlanden und Polen.“

Über den Kauf von Standorten außerhalb des Agravis-Kerngebietes denke man ebenfalls nicht nach. Im Zentrum stehe nicht Gewinnmaximierung, sondern der Erhalt und die Weiterentwicklung genossenschaftlicher Strukturen - mit einem sicheren Ergebnis, „aber eben nicht um jeden Preis“.

Messgröße sei das Ergebnis vor Steuern, das sich – wie zuletzt – solide entwickeln solle. Wichtiger Hebel dafür sei eine höhere Effizienz im Konzern durch eine "radikale" Digitalisierung der wichtigsten Prozesse. Ziel sei es, Personal, Technik und Infrastruktur – etwa in IT und Logistik – so zu verzahnen, dass der Vertrieb optimal unterstützt werde. Der Bestellprozess von der Bestellung bis zur Anlieferung auf dem Hof werde dafür digital neu aufgestellt.

Getreide: Keine großen Preissprünge in Sicht

Für 2025 strebt Agravis erneut einen Umsatz von über 8 Mrd. € und ein Ergebnis vor Steuern von 60,2 Mio. € an. Größere Verwerfungen durch die aktuellen Zollstreitigkeiten – etwa durch Drohungen von US-Präsident Trump – erwartet Köckler nicht.

Mit Blick auf den Getreidemarkt rechnet Jan Heinicke, Mitglied des Agravis-Vorstands, kurzfristig nicht mit starken Preisanstiegen. Zwar gehe die FAO davon aus, dass die globale Getreideproduktion in diesem Jahr erstmals seit 2020/21 nicht ausreiche, um den Bedarf zu decken – das sei ein „kleines Alarmsignal“. In den vergangenen Jahren hätten jedoch gute Erträge bei einer Getreideart – vor allem beim Körnermais – Verluste bei anderen Sorten ausgeglichen. Sollte in den USA erneut ein überdurchschnittlich hoher oder gar ein Rekordertrag bei Mais erzielt werden, könnte das preisdämpfend wirken. Hinzu komme der aktuell schwache US-Dollar, der seit Jahresbeginn rund 10 % an Wert verloren habe und auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen sei. Dadurch würden US-Produkte im Ausland günstiger, was den Maisexport der Vereinigten Staaten beflügeln könne.

Blackbox China

Erschwert würden Prognosen laut Heinicke allerdings durch die mangelnde Transparenz Chinas, das kaum Marktdaten veröffentliche. China sei eine „Blackbox“. Ein Nachfrageschub – etwa infolge von Ertragsverlusten durch die derzeitige Hitzewelle im chinesischen Weizengürtel – sei möglich, aber bislang reine Spekulation. „Für belastbare Aussagen ist es zu früh.“

Auch auf dem Biodieselmarkt könnten unerwartete Entwicklungen eintreten: In den USA werde derzeit über eine deutliche Erhöhung der Beimischungsziele diskutiert. Eine Entscheidung sei bis Juni zu erwarten. In Europa könnte Rapsöl wieder stärker zum Einsatz kommen – vorausgesetzt, der Import falsch deklarierter Biokraftstoffe aus China werde wirksam unterbunden. „Ohne Kontrolle im Ursprungsland dürfen diese Mengen aus meiner Sicht nicht auf die THG-Quote angerechnet werden.“

Über die Agravis

Die Agravis Raiffeisen AG ist mit einem Umsatz von circa 8,5 Mrd. € eines der größten norddeutschen Unternehmen im Landhandel (Vorjahr: 8,8 Mrd. € Umsatz). Das Ergebnis vor Steuern betrug 2024 rund 60 Mio. € (Vorjahr: 64,5 Mio. € Gewinn). Das Eigenkapital stieg 2024 um 28,7 Mio. € auf 692,1 Mio. € (Vorjahr: 663,4 Mio. €).

Die Geburtsstunde der Agravis Raiffeisen AG schlug im Jahr 2004, als sich die Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (RHG) und die Raiffeisen Centralgenossenschaft Nordwest eG (RCG) in Münster zusammenschlossen. Gegenwärtig zählt das Unternehmen rund 7.000 Angestellte an 400 Standorten deutschlandweit.

Neben den traditionellen Tätigkeitsfeldern der Agrarbranche, wie Futtermittel, Getreide, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Ölsaaten, ist die Unternehmung zudem im Baustoffhandel aktiv und unterhält im Rahmen der Raiffeisen-Märkte Einzelhandelsaktivitäten.

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