Die Deutsche Bank will ihre Finanzgeschäfte mit Nahrungsmitteln trotz massiver Kritik wieder aufnehmen. Wie Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen auf der Grünen Woche in Berlin erklärte, hätten eigene Untersuchungen kaum stichhaltige Belege für einen Zusammenhang dieser Geschäfte mit dem Hunger in der Welt erbracht. Eher sei das Gegenteil der Fall. "Deshalb hat die Deutsche Bank entschieden, dass sie im Interesse ihrer Kunden weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anbieten wird", sagte Fitschen.
Entsetzt darüber hat Bundesagrarministerin Ilse Aigner reagiert. "Die Deutsche Bank hat die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkannt", sagte Aigner dem Handelsblatt. "Ich erwarte, dass ein klarer Trennstrich gezogen wird zwischen verantwortungsvollen Investitionen, die hilfreich sind im Kampf gegen den Hunger, und Transaktionen, die Preisschwankungen weltweit verstärken können."
Derartige Transaktionen hätten auf den Agrarrohstoffmärkten nichts zu suchen. "Wer angesichts von fast 900 Mio. hungernden Menschen auf der Welt hier keinen Unterschied macht, lässt jegliches Gespür vermissen und handelt verantwortungslos", sagte die Ministerin.
Wie Spiegel-Online berichtet, hatte die Bank die Auswirkungen der Agrar-Spekulationen seit knapp einem Jahr geprüft und den Verkauf von Anlageprodukten auf Grundnahrungsmittel so lange gestoppt. Nun will sie die Geschäfte weiterführen.
Gestärkt wurde die Deutsche Bank offenbar auch durch die Meinung einiger Wissenschaftler wie z.B. Prof. Dr. Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dieser kam kürzlich zu dem Schluss, dass die Zunahme der Finanzspekulationen nicht zu einem höheren Preisniveau bei Agrarprodukten geführt habe. (ad)
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