Vertreter der 27 EU-Länder haben am Dienstagabend in Brüssel beschlossen, den europäischen Gemüsebauern, die Umsatzeinbußen durch die EHEC-Krise erlitten haben, 210 Mio. Euro Entschädigung zukommen zu lassen. Das sind 60 Mio. Euro mehr als zunächst vorgesehen.
Bundesagrarministerin Ilse Aigner sagte den Landwirten zu, die Gelder schnell und unbürokratisch auszahlen zu wollen. "Wir wollen die Landwirte nicht im Regen stehen lassen." Die nationale Umsetzung der beschlossenen EU-Maßnahmen werde bereits vorbereitet.
Die EU entschädigt mit den zur Verfügung gestellten Mitteln die Verluste durch Marktrücknahmen ab dem 26. Mai mit bis zu 50 %. Wie die Europäische Kommission weiter mitteilte, wird die endgültige Höhe der Sätze erst am 22. Juli festgelegt, wenn sich die Behörde ein Bild über die Antragslage verschafft hat. Erzeuger können die Hilfen nach Veröffentlichung der Verordnung beantragen, was voraussichtlich noch im Laufe der Woche erfolgen wird. Ferner dürfen Produzentenorganisationen ihre Mitglieder für kofinanzierte Marktrücknahmen ausnahmsweise in größeren Umfang entschädigen, als eigentlich vorgesehen ist. Für nicht organisierte Erzeuger wurde in letzter Minute eine zusätzliche Erleichterung eingeführt, die in dem vergangene Woche vorgestellten Paket noch nicht vorgesehen war: Auch sie können für eine vorzeitige Ernte entschädigt werden.
Vertreter der Gemüseanbauer kritisierten die angekündigten EU-Zahlungen unterdessen als unzureichend und forderten Nachverhandlungen der Bundesregierung oder zusätzliche Bundesmittel. So schätzt der Präsident des deutschen Zentralverbandes Gartenbau, Heinz Herker, die bisherigen Umsatzeinbußen der heimischen Gemüseanbauer seit Beginn der EHEC-Epidemie auf etwa 60 Mio. Euro. Ohne nachgebesserte finanzielle Hilfen würden viele Betriebe nicht überleben können, da das Geld für notwendige Investitionen nicht ausreiche, stimmte auch Gerhard Schulz vom Bundesausschuss Obst und Gemüse mit Herker überein. Ihrer Meinung nach mussten die Gemüsebauern während der Warnung vor dem Verzehr von rohen Gurken, Salaten und Tomaten täglich bis zu 5 Mio. Euro Umsatzeinbußen hinnehmen. (ad)
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