Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Betriebsleitung

Aktien: Was taugen ETF-Fonds?

Aktien können nach wie vor eine rentable Geldanlage sein. Wer dem Risiko großer Kursschwankungen aus dem Weg gehen will, der setzt auf börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETF.

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Christian Solle, Landwirtschaftskammer NRW:

Spare in der Zeit, so hast Du in der Not. Das Mantra des deutschen Sparers hat zwar nichts an Bedeutung eingebüßt, ist angesichts der Niedrigzinsen aber immer schwieriger umzusetzen. Wer sein Geld zum Beispiel auf Tages- oder Festgeldkonten parkt, muss sich mit Mini-Zinssätzen zwischen 0,25 und 0,65 % zufriedengeben, im schlimmsten Fall drohen Strafzinsen. Der ärgste Feind des Sparers zieht zudem still und heimlich zu Felde: die Inflation. Mit derzeit 1,1 % liegt diese über den Guthabenzinsen und sorgt so für eine Enteignung des Sparers durch die Hintertür.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wer der Geldvernichtung entkommen will, muss bereit sein, ein höheres Risiko einzugehen und in Aktien investieren. Deren Bilanz kann sich sehen lassen. So hat beispielsweise der DAX in den vergangenen 30 Jahren um 795 % zugelegt. Allerdings schreckt das Auf und Ab der Kurse viele ab. Dabei ist lediglich Geduld gefragt: So kann es vorkommen, dass erfolgreiche Unternehmen von der Börse verschmäht werden. Andererseits schießen manchmal die Kurse von „Schrott“-Unternehmen in astronomische Höhen, obschon es dafür keinen rationalen Grund gibt. Im Laufe der Zeit relativiert sich diese Entwicklung aber wieder, d.h. die Aktie des profitablen Unternehmens steigt und die des „Schrott“-Unternehmens sinkt.

Wer nicht auf wilde Spekulationen hereinfallen will, dem bleibt allerdings nur eines: Der muss sich intensiv und permanent mit den Unternehmen und der Konjunktur auseinandersetzen. Dafür fehlt den meisten jedoch die Zeit und oft auch das Wissen.

Einen guten Kompromiss zwischen Aufwand und Risiko stellen aktiv gemanagte Fonds dar. Hierbei kümmern sich Fondsmanager um die Zusammensetzung des Depots. Sie entscheiden, welche Aktien gekauft und welche verkauft werden. Vorteil: Der Manager versucht, die maximale Rendite zu erzielen und greift ein, wenn es Probleme gibt. Dafür fallen jedoch Jahresgebühren von 1 bis 3 % des Depotwertes an.

Deutlich günstiger und bislang mindestens genauso erfolgreich sind börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Fund, kurz ETF). Diese bilden jeweils einen Aktienindex ab, d.h. eine Gruppe von Aktien. Wer z.B. Anteile eines ETF kauft, der sich am deutschen Aktienindex DAX orientiert, der bekommt 30 verschiedene Aktien auf einmal (SAP, BMW, Siemens usw.). Der ETF spiegelt also den jeweiligen Index wider, auf den er sich bezieht.

Vorteile

  • Der Misserfolg einzelner Unternehmen fällt weniger ins Gewicht.
  • Wer sein Depot mit Einzelaktien bestückt, muss sich darum entweder selbst kümmern oder einen Fondsmanager beauftragen und bezahlen. Bei einem ETF ist das einfacher.
  • Im Vergleich zu „aktiv gemanagten“ Fonds sind ETF günstiger: „nur“ 0,05 bis 0,7 % vom Depotwert fallen jährlich als Gebühr an.
  • Kaum ein aktiv gemanagter Fonds konnte bisher in der langfristigen Betrachtung (> zehn Jahre) die relevanten Aktienindizes schlagen.

Nachteile

  • Der Erfolg einzelner Aktien fällt nicht so stark ins Gewicht.
  • Die Hausbanken verkaufen ETF ungern, da sie an diesen weniger verdienen. Der einfachste Weg ist die Depoteröffnung bei einer Direktbank im Internet (z.B. ING, comdirect, Consors Bank etc.), wo Sie ETF mit ein paar Klicks kaufen können.

Wer sich für einen ETF entscheidet, sollte Folgendes beachten:

  1. Es gibt physische und synthetische Fonds. Ein ETF bildet, wie oben beschrieben, einen Aktienindex nach. Sogar die Gewichtung der Aktien in ihrem ETF ähnelt stark dem des Index. Beispiel: 9 % Bayer, 5,8 % BASF usw. Es gibt aber ein paar feine Unterschiede: Wenn ein ETF exakt die Aktien und deren Gewichtung im Index widerspiegelt, sprechen Experten von einem physischen ETF. Das Gegenteil davon sind synthetische ETF. Bei diesen schließen die Fondsanbieter mit Großbanken einen Vertrag ab. Letztere sind dafür zuständig, einen Teil des Fonds mit renditeträchtigen Wertpapieren auszustatten, die nicht in dem Aktienindex enthalten sind, auf den sich der ETF bezieht.



    Synthetische ETF gelten als riskant. Allerdings haben sie in der Vergangenheit etwa die gleiche Rendite erzielt wie physische. Zudem entsteht ein Risiko nur, wenn die Partner-Bank Insolvenz anmeldet. Tritt dieser Fall ein, verlieren Sie die fremden Wertpapiere, die ohnehin einen Anteil von 10 % – gemessen am gesamten Wert des ETF – nicht überschreiten dürfen. Die übrigen Aktien bleiben in Ihrem Besitz.



    Anders sieht der Fall im Übrigen aus, wenn ein Unternehmen vor dem finanziellen Ruin steht und Sie von diesem Einzelaktien besitzen. Bei einer Insolvenz buchen die Fondsmanager die Aktien aus Ihrem Depot aus.



    In einem Aktienindex ersetzen die Manager die Pleiteaktie hingegen durch eine andere. Entsprechend ändert sich auch die Zusammensetzung Ihres ETF.



  2. Vergleichen Sie die Kostenquote (kurz TER). Eine hohe Quote bremst den Zinsseffekt aus.



  3. Es gibt ausschüttende ETF und thesaurisierende. Bei ausschüttenden bekommen Sie einmal oder mehrfach im Jahr Dividenden auf Ihr Konto überwiesen. Bei thesaurierenden ETF werden die Erträge direkt von der Fondsgesellschaft einbehalten und wieder in den ETF reinvestiert.



    Welche Variante besser abschneidet, lässt sich schwer sagen. Da für den ETF-Anbieter bei der Reinvestition entsprechende Ordergebühren entstehen, kann die Kostenquote minimal höher ausfallen.

  4. Wählen Sie möglichst ETF, in denen sich Aktien von Unternehmen aus aller Welt befinden und die viele Branchen umfassen. Dazu zählen zum Beispiel der MSCI World-Index mit 1644 Unternehmen aus 23 Ländern oder der MSCI World All Countries-Index, in dem 2500 Firmen enthalten sind.



    Langfristig gehen Experten davon aus, dass die Weltwirtschaft weiter wachsen wird. Das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit: Trotz aller Schwankungen haben die relevanten Aktienindizes über die Jahrzehnte stattliche Renditen erzielt. Und je länger die Aktien ohne Unterbrechung gehalten wurden, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, einen Verlust zu erzielen. Wer z.B. vor 30 Jahren einen Indexfonds auf DAX-Basis gekauft hat, erzielte eine durchschnittliche Rendite von 7,2 % pro Jahr (vor Steuern). Tipp: Sie können Ihr Depot mit kleineren ETF ergänzen.

  5. Investieren Sie nur Beträge, die Sie nicht in Ihrem Betrieb benötigen. Wenn Sie in Zeiten verkaufen müssen, in denen sich der Kurs auf Talfahrt befindet, verlieren Sie Geld.



  6. Für jede „Order“ zahlen Sie eine Gebühr. Je mehr Aktien Sie auf einmal kaufen, desto geringer fällt die Gebühr pro Aktie aus. Da es kaum möglich ist, das richtige Timing für den Kauf zu erwischen, kaufen Sie am besten in mehreren Portionen über Monate und Jahre. Sie können in Aktien auch wie mit einem Dauerauftrag arbeiten, also bspw. monatlich kleine Beträge investieren. Dafür fallen dann aber Gebühren von bis zu 1,5 % an.



  7. Krisen sind ein Risiko, aber nur wenn Sie in der Zeit unter Druck stehen und verkaufen müssen. Eine schwache Konjunktur ist für clevere Anleger sogar günstig, weil diese dann günstig Aktien kaufen können.



  8. Oft werden die ETF nicht in Euro, sondern US-Dollar angegeben. Dann haben sie nicht nur steigende bzw. fallende Kurse. Hinzu kommen die Währungsschwankungen. Fällt der Euro im Vergleich zum US-Dollar, steigt der Wert der Aktien. Steigt der Wert des Euro im Vergleich zum US-Dollar, sinkt der Wert der Aktien. Da der Euro-Dollar-Kurs stabil ist, sehen Experten kein Problem in Fonds, deren Leitwährung der US-Dollar ist. Von anderen Währungen raten sie ab.

---------------------

Schritt für Schritt: So kommen Sie zu Ihrem ETF-Fonds:

  1. Sie benötigen ein Wertpapier-Depot. Dazu gehen Sie entweder zu Ihrer Hausbank oder Sie suchen sich im Internet eine Direktbank. Diese erreichen Sie zwar nur online, sind dafür aber deutlich günstiger.



    Sie müssen dazu in der Regel zunächst online das Konto eröffnen und dann mit dem Formular und Ihrem Ausweis zur Post. Dort bestätigt ein Mitarbeiter Ihrer Bank, dass Sie auch derjenige sind, der das Konto eröffnen will. Danach erhalten Sie Ihre Depotunterlagen.

  2. Auf das Konto überweisen Sie nun das Geld für den Aktienkauf.

  3. Die Bank ist verpflichtet, Sie auf die Risiken des Aktienkaufes hinzuweisen.

  4. Nun wählen Sie einen oder mehrere ETF aus.

  5. Den eigentlichen Kauf übernimmt in der Regel Ihre Hausbank. Bei einigen Banken können Sie aber auch selbst tätig werden. Sie benötigen dafür lediglich die Wertpapierkennung (kurz WKN oder ISIN) und die Stückzahl der Aktien.

Um die Stückzahl zu ermitteln, teilen Sie den Betrag, den Sie anlegen wollen, durch den aktuellen Kurs des Fonds. Sie müssen im Anschluss daran nur noch einen Börsenplatz wählen. Das war’s.

---------------------

Zinseszins: Lassen Sie die Zinsen für sich arbeiten!

Der größte Treiber des Vermögensaufbaus – sowohl in Unternehmen als auch bei Privatanlegern – ist der Zinseszins-Effekt. Betrachten wir dazu drei Sparer, die jedes Jahr 5 000 € in ETF investieren und im Schnitt der Jahre 7 % Rendite erzielen (Summe Kurssteigerungen + Dividenden nach Steuern, Übersicht 2 links):

  • Alex investiert von seinem 25. bis zum 35. Lebensjahr.
  • Katja investiert vom 25. bis zum 65. Lebensjahr.
  • Michael investiert von seinem 45. bis zum 65. Lebensjahr.

Die Ergebnisse:

  • Alex hat nur zehn Jahre lang investiert und insgesamt 50.000 € eingezahlt. Zu Rentenbeginn kommt er durch den Zinseszins-Effekt auf eine Summe von 562.683 €.
  • Michael hat innerhalb von 20 Jahren 100.000 € investiert und kommt auf einen Depotwert zu Rentenbeginn von 219.326 €.
  • Katja geht mit einem Vermögen von 1.068.048 € in den Ruhestand.

Aus diesen Beispielen lassen sich mehrere Grundsätze ableiten:

  1. Die wichtigste Komponente des Vermögensaufbaus ist der Faktor Zeit. Michael hat beispielsweise doppelt so lang investiert wie Alex und zu Rentenbeginn nicht mal halb so viel Vermögen aufgebaut. Das liegt daran, dass Michael spät mit dem Sparen begonnen hat. Alex hingegen hat sein Aktiendepot fast 40 Jahre lang nicht angerührt und profitiert stärker vom Zinseszins-Effekt.

  2. Je höher die Rendite, desto größer der Zinseszins-Effekt.

  3. Besser „Kaufen und Halten“, anstatt „Kaufen, Verkaufen, Kaufen usw.“. Bedenken Sie auch: Für jeden Kauf und Verkauf fallen Gebühren und möglicherweise Steuern an.

---------------------

Kursschwankungen: Nichts für Nervenschwache

Börsenkurse können stark schwanken. Das zeigt ein Blick auf einen 20-jährigen ETF-Sparplan, der sich am amerikanischen S&P 500-Index orientiert (Übersicht 3 unten). Angenommen, Sie haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten 100 €/Monat investiert (Gebühr 1,25 % bzw. 1,25 €). Dann brauchten Sie zeitweise starke Nerven. Beispielsweise hat die Finanzkrise 2008 die Kurse zeitweise um fast 40 % nach unten gedrückt. Das Endresultat liegt aber 24 000 € über dem Startkapital und darin sind noch nicht einmal die Dividenden enthalten.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.