Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer hat offenbar Fehler der eigenen Partei im Umgang mit Landwirten eingeräumt. ,,Wir haben den Fehler gemacht, zu oft mit dem erhobenen Zeigefinger anzukommen“, sagte Meyer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: ,,Ich sehe es so, dass auch die Grünen verbal abrüsten müssen.“
Zuletzt hatte sich der Tonfall der Grünen in Sachen Agrarwende, Tierhaltung, Düngung und Pflanzenschutz deutlich verschärft. Auch der Bauernverband und die Landwirte wurden immer härter angegangen. In dieser Situation wundert sich Meyer gegenüber der Zeitung, dass es unter den Bauern eine Tendenz gibt, sich von Politik und Medien abzugrenzen. Dies mache ihm Sorge.
Meyer bemängelte in diesem Zusammenhang auch die Kampagne der Grünen gegen das Herbizid Glyphosat. Das sei ,,von beiden Seiten“ übertrieben gewesen, also auch von der Industrie. ,,Landwirte wollen natürlich auch nicht als Giftspritzer der Nation dargestellt werden“, erklärte Meyer.
In jedem Fall könne eine Agrarwende hin zu mehr Biolandwirtschaft und bäuerlicher Landwirtschaft nicht ohne die Bauern gelingen. „Ohne Bauern kriegen wir die Agrarwende nicht hin“, sagte Meyer. Laut der FAZ hingen die versöhnlichen Worte des Sozialwirts mit dem Bauerntag zusammen. „Man muss schon aufpassen, dass man nicht eine ganze Berufsgruppe über einen Kamm schert“, sagte er der Zeitung. ,,Die große Mehrheit der Tierhalter hält sich an Recht und Gesetz“, sagte er, und ,,man sollte auch ein Stück mehr wertschätzen, was sie leisten“.
Lob hatte der Grünenpolitiker vor allem für die Hühner-, Puten- und Schweinehalter im Gepäck; sie hätten schon ,,40 bis 50 % weniger“ Antibiotika in Niedersachsen eingesetzt als noch vor eineinhalb Jahren. Damit aber die von ihm gewünschte Agrarwende gelingen könne, sei eine deutliche Anhebung der staatlichen Mittel notwendig, sagte Meyer weiter.
Zudem schlägt er vor, EU-Zahlungen von pauschalen Flächenprämien auf Umweltmaßnahmen umzuschichten. In diesem Punkt soll er laut der FAZ aber nicht ganz so radikal sein wie sein Grüner Amtskollege Robert Habeck aus Schleswig-Holstein. Statt derzeit 4,5 % der EU-Subventionen aus der „ersten Säule“ sollten künftig 15 % in die zweite Säule für gesellschaftliche Leistungen der Landwirte umgeschichtet werden. Das brächte eine Milliarde Euro mehr für „bessere Tierhaltung“, etwa die Weidehaltung für Kühe, und wäre in den Augen des Ministers ,,eine Revolution“.