Die heiligen Kühe werden in Indien immer mehr zum Politikum. Im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh hat die regierende nationalistische Hindu-Partei BYP jetzt Rettungswagen für Kühe in Betrieb genommen. Diese haben Tierärzte und Sanitäter an Bord, die sich um kranke, verletzte oder alte Kühe kümmern.
Die Fahrzeuge bringen die Tiere in eine Klinik oder gleich in ein sog. „Gaushala“, ein Pflegeheim für alte Kühe. Den Bedarf für die tierärztliche Versorgung scheint es in der Tat zu geben. Viele Kühe laufen verwahrlost durch die indischen Straßen und fressen Müll und Plastik. Selbst in manchen Kuh-Pflegeheimen herrschten katastrophale Zustände, berichtet die indische „Hindustan Times“.
Immer schärfer wird auch das Schlachtverbot für Kühe kontrolliert, das einige Bundesstaaten erlassen haben. Im westindischen Bundesstaat Gujarat drohe sogar lebenslänglich für das Schlachten einer Kuh, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Selbst ernannte Kuhwächter machten regelrecht Jagd auf Verdächtige von religiösen Minderheiten und übten Selbstjustiz. Einige Morde gingen auf das Konto fanatischer Kuhschützer, heißt es.
Die wachsende politisch-religiöse Überhöhung der Kühe durch die BYP stößt inzwischen auf wachsenden Widerstand, insbesondere bei den Nicht-Hindus. Am schärfsten äußerte sich der frühere indische Verfassungsrichter Markandey Katju: „Ich denke wirklich, dass die Regierung von Uttar Pradesh verrückt geworden ist“, sagte er der SZ. Ambulanzen für Kühe seien absolut nicht nachvollziehbar, wenn die meisten Menschen noch nicht einmal eine Gesundheitsversorgung hätten.
top agrar meint: Recht hat der Richter.