Nach dem Fund einiger noch nicht zugelassener GVO-Kartoffeln der Sorte Amadea (0,01 %) auf einem Amflora-Feld in Schweden fordert die Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Bärbel Höhn, jetzt schleunigst alle anderen Freisetzungsexperimente von BASF zu kontrollieren. "BASF und die gesamte Gentech-Branche haben regelmäßig ihre eigenen Produkte nicht unter Kontrolle", kritisierte Höhn in der Frankfurter Rundschau. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) rief sie auf, sofort zu handeln. Auch Politiker aus anderen politischen Lagern fordern eine rasche Aufklärung.
Die FDP-Landtagsfraktion hat das Vorgehen von Agrarminister Till Backhaus (SPD) gegen die Genkartoffel-Ernte im Müritzkreis dagegen kritisiert. "So wie Backhaus agiert, ist es eine Vorverurteilung", erklärte die FDP-Agrarexpertin Sigrun Reese am Freitag. Vor einem Verbot hätte Backhaus abwarten müssen, ob die befürchtete Vermischung der zugelassenen Sorte Amflora mit der nicht zugelassenen Kartoffelpflanze Amadea in Untersuchungen bestätigt werde. Nach Angaben von BASF und der EU-Kommission hat wohl eine Verwechslung der Knollen zu der Panne geführt. Brüssel lässt daher gerade auch andere Standort überprüfen. In Mecklenburg-Vorpommern ruht die Ernte auf dem einzigen deutschen Versuchsfeld der Sorte Amflora unterdessen weiter. Agrarminister Till Backhaus verlangte als Konsequenz, den Anbau der GVO-Kartoffeln in Deutschland ganz zu untersagen. "Was sich in Schweden ereignet hat, kann theoretisch auch in Mecklenburg-Vorpommern passieren", so der Minister. Agrarministerin Aigner erklärte bislang nur, es sei eine "rasche und vollständige Aufklärung" des Vorgangs notwendig. Anlass für eigene Aktivitäten sieht ihr Ministerium derzeit nicht. Die Kontrolle von Saatgut, Anbau und Ernte falle grundsätzlich in die Verantwortung der Bundesländer, so ein Sprecher.
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