Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat empfohlen, die Verwendung des Antibiotikums Colistin bei Tieren drastisch einzuschränken,
Nach Ansicht von Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff ist die Neubewertung von Colistin ein wichtiger Hinweis, um an die Notwendigkeit eines sorgfältigen Umgangs mit Antibiotika zu erinnern. "Minister Schmidt muss das Wohl der Bevölkerung über die Interessen der Tierhaltungsindustrie stellen und die Forderungen der EMA umsetzen. Sein Stillhalten und Nichtstun wäre hier gefährlich und fahrlässig", so Ostendorff am Dienstag.
Colistin ist das viert häufigste verwendete Antibiotikum in der Tierhaltung und wird überwiegend bei Schwein und Geflügel eingesetzt. In der Humanmedizin wird auf Colistin in den letzten Jahren, trotz vielfältiger Nebenwirkungen, als so genanntes „Reserveantibiotikum“ zurückgegriffen, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken. Um die Vorgaben der EMA umzusetzen, muss Deutschland den Einsatz nach Informationen Ostendorffs um zwei Drittel, also um 65 Tonnen, reduzieren. So soll die Entwicklung gefährlicher Resistenzen eingeschränkt werden.
"Damit die Reduktion von Colistin gelingen kann und der Wirkstoff nicht durch andere, ebenso wichtige Antibiotika ersetzt wird, müssen die Haltungsbedingungen verändert werden. Diese Forderung der EMA unterstützen wir", erklärte der Politiker weiter. Den Tieren müsse mehr Platz, Zugang zu einem Außenbereich und artgerechte Beschäftigung gewährleistet werden. "Denn in der drangvollen Enge industrieller Tierställe, die viel Stress für die Tiere bedeutet, haben Bakterien und Viren leichtes Spiel", poltert Ostendorff.
Er ruft die Regierung auf, das Arzneimittelgesetz zu ändern, damit der Einsatz von Colistin bei Tieren nur noch in klar erkennbaren Ausnahmefällen möglich ist.