Wo wollen Sie mit uns hin? Diese besorgte Frage richtete Landvolkvizepräsident Heinz Korte an Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer. Auf Einladung des Landvolkes Niedersachsen war der Minister zu einem ersten grundlegenden Gedankenaustausch über die weitere Ausrichtung seiner Politik zu den Kreisvorsitzenden des Landvolkes Niedersachsen gekommen. Landvolkpräsident Werner Hilse formulierte eine Erwartung an den Fachminister: „Bleiben Sie offen für unsere Argumente!“. Diese müssten sich auch in seiner Politik widerspiegeln. Das Landvolk Niedersachsen vertritt über seine demokratisch legitimierten Repräsentanten mehr als 90 Prozent aller niedersächsischen Höfe – große ebenso wie kleine, Biobauern wie konventionelle Betriebe, Höfe im Haupt-, Zu- und Nebenerwerb, Ackerbauern wie Tierhalter, um nur einige Ausrichtungen zu nennen.
„Sie müssen sich in der Öffentlichkeit zu den konventionellen Betrieben bekennen“, forderte der Ostfriese Manfred Tannen. Er bezeichnete Meyers bisherige Verlautbarungen als „Messerstiche“, die in erster Linie junge Hofnachfolger verunsicherten. „Sie kündigen den Dialog an, aber sie haben viele Entscheidungen schon eingetütet“, kritisierte Hartmut Danne aus dem Harz. Der Minister nehme die Landwirte in Generalverdacht, stelle sie an den Pranger und treffe mit seinen Äußerungen „uns Bauern ins Herz, das tut richtig weh“. Der Stader Johann Knabbe setzte Meyers Bild von Intensivlandwirtschaft ein anderes entgegen. Intensive Landwirtschaft bedeutet danach: gut ausgebildet, intensiv beobachten, gutes Management statt viel Aufwand. Norbert Meyer aus Vechta und der Cloppenburger Hubertus Berges bezeichneten Nachrüstpflichten mit Abluftfiltern bei Ställen gerade für kleinere Betriebe als unzumutbar. Hier signalisierte der Minister Diskussionsbereitschaft. Gegen eine zu restriktive Handhabung der Gülledüngung argumentierten auch die Ackerbauern. „In unseren Regionen wird Gülle als wertvoller Dünger benötigt“, machte Hermann Grupe aus dem Weserbergland deutlich. Die Grünlandregionen müssen ihre Wiesen und Weiden weiter wirtschaftlich nutzen können, sagten der Osterholzer Reinhard Garbarde und Peter Cornelius aus der Wesermarsch. Dazu gehört auch die Grünlanderneuerung als Voraussetzung für gutes Grundfutter.
Mit Sorgen sehen die Kreisvorsitzenden aus ganz Niedersachsen auch Meyers bisher bekannt gewordenen Pläne zur Umsetzung der neuesten EU-Agrarreform. „Wir schichten schon gewaltige Summen um“, verdeutlichte der Braunschweiger Jürgen Hirschfeld. Weitere Kürzungen an den Direktzahlungen dürfe es nicht geben, sie träfen alle Betriebe. Erich Hinrichs vermisste Schwerpunkte in der zweiten Säule, hier könne das Land auch Akzentezum Schutz des Grünlandes setzen.
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