Von wesentlichen Veränderungen bei den künftigen Vertriebswegen für Nahrungsmittel geht der Verein Die Lebensmittelwirtschaft aus. „Multi-Channel heißt das Schlüsselwort für die Zukunft des Lebensmittelhandels“, erklärte der Geschäftsführer des Vereins, Stephan Becker-Sonnenschein, in Berlin.
Neben der Einkaufstüte werde der virtuelle Warenkorb die Zukunft bestimmen. Anregungen hole man sich dann im Laden; zunehmend werde aber über das Handy und das Internet bestellt und bezahlt. Auch die Liefermethoden dürften nach Ansicht von Becker-Sonnenschein immer vielfältiger werden und in Zukunft maßgeblich von intelligenten Logistiksystemen abhängen.
Laut dem Leiter des Instituts für Handel und Internationales Marketing der Universität des Saarlandes, Prof. Joachim Zentes, wird in den kommenden Jahren zudem die Fragmentierung im Lebensmittelhandel weiter voranschreiten. Mit Supermärkten für Veganer oder einem Vollsortiment ohne Verpackung reagiere der Handel auf das veränderte Konsumverhalten der Kunden. Auch die großen Supermarktketten gingen schon heute neue Wege und böten mit modernen „Tante-Emma“-Konzepten und integrierter Gastronomie einen erlebnisorientierten Service.
Nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Franz-Martin Rausch, sorgt das zunehmende Freizeitbedürfnis der Verbraucher sogar bei den Lebensmitteln für deutliche Veränderungen. Viele Menschen nutzten die Zeit, die sie früher zum Kochen aufgewandt hätten, heute für ganz andere Zwecke. Das habe unter anderem zur Folge, dass der Bedarf an frischen Convenience-Produkten steige, erläuterte Rausch.
Einen weiteren Trend macht er in der verstärkten Nutzung von Smartphones und Tablets aus. Diese nutzten technikaffine Konsumenten in zunehmendem Maße zum Einkauf und zur Information. Immer mehr Lebensmittelketten böten deshalb Apps an, die für Produkttransparenz sorgten, Rezepte lieferten und warenkundliche Informationen bereitstellten.