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Auswirkungen des russischen Einfuhrverbots für Nahrungsmittel

Auf einer Tagung zeigten Fachleute, wie der Einfuhrstopp und die Rubelabwertung im laufenden Jahr zu fallenden Nahrungsmittelimporten und steigenden Preisen in Russland führten. Angesichts von Wirtschaftskrise und Budgetknappheit fällt es der russischen Regierung schwer, die inländische Agrarwirtschaft anzukurbeln.

Lesezeit: 3 Minuten

Im Rahmen eines IAMO Symposions zeigten Fachleute, wie der Einfuhrstopp und die Rubelabwertung im laufenden Jahr zu fallenden Nahrungsmittelimporten und steigenden Preisen in Russland führten.


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Angesichts von Wirtschaftskrise und Budgetknappheit fällt es der russischen Regierung schwer, die inländische Agrarwirtschaft anzukurbeln. Eine rasche Importsubstitution von tierischen Produkten erscheint unwahrscheinlich. Entgegen den Erwartungen von vorteilhaften Auswirkungen für Mitgliedsländer der Eurasischen Zollunion spürte das Nachbarland Kasachstan bisher in erster Linie die Nachteile der russischen Turbulenzen.



Das Symposion zu den Auswirkungen des im August 2014 erlassenen russischen Einfuhrverbots für im Westen erzeugte Nahrungsmittel wurde vom Hallenser Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in der vergangenen Woche in Mailand organisiert. Dr. Ekatarina Krivonos von der UN Food and Agricultural Organisation (FAO) präsentierte detaillierte Zahlen zur Handelsumlenkung nach Produktgruppen.


Krivonos zufolge verloren die Erzeuger in der EU einen erheblichen Marktanteil an Schweine- und Geflügelfleisch an Brasilien, obwohl Russland die inländische Erzeugung von beiden Produkten leicht steigern konnte. EU-Milchexporte wurden durch Einfuhren aus Belarus ersetzt, während Exporteure aus Chile und den Färöer Inseln Norwegens Fischanteile übernahmen.



Durch steigende Preise und eine zurückgehende Kaufkraft des Rubels rechnet Krivonos mit einem fallenden Nahrungsmittelverbrauch. Dr. Andrey Tkachenko von der Higher School of Economics (HSE) in Moskau zeigte, dass die Preiseffekte in verschiedenen Regionen Russlands unterschiedlich ausfallen. Beispielsweise zogen die durchschnittlichen Preise in den fischerzeugenden Regionen weniger an als in denjenigen ohne nennenswerte Fischlieferanten. Gleichzeitig stiegen die Preise stärker in den westlichen Grenzregionen des Landes. "Diese Unterschiede sind wahrscheinlich auf eine verzögerte Anpassung der inländischen Handelsflüsse an das Embargo zurückzuführen", sagte Tkachenko. Für Frischmilch wurden ähnliche Effekte nicht beobachtet.



Professor Martin Petrick vom IAMO erklärte es für unwahrscheinlich, dass Russland in der näheren Zukunft unabhängig von eingeführten tierischen Lebensmitteln und besonders werthaltigen pflanzlichen Produkten wie Obst und Gemüse werde. Aus seiner Sicht fehlen vor allem landwirtschaftliche Unternehmerpersönlichkeiten und ein leistungsfähiger institutioneller Rahmen für die Einrichtung von Wertschöpfungsketten. "Der derzeitige Schwerpunkt auf Kapitalspritzen durch die Regierung wird wenig helfen", fügte er hinzu, "bereits heute ächzen viele Agrarbetriebe unter einer hohen Schuldenbelastung. Sofern eine Integration in die Weltmärkte und durchgreifende institutionelle Reformen aus politischen Gründen unerwünscht sind, fehlt es nach wie vor an einer überzeugenden Politikalternative."


Darüber hinaus könnte eine Steigerung der tierischen Erzeugung im Inland den derzeitigen Produktionsüberschuss bei Getreide wieder zunichtemachen, da größere Tierbestände auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Futtermitteln führten, so Petrick unter Verweis auf die Erfahrungen der Sowjetunion in den 1970er Jahren.



Entgegen den Erwartungen spürt das Nachbarland Kasachstan bisher fast ausschließlich nachteilige Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen, wie Dauren Oshakbayev, ein unabhängiger Experte aus Astana, erläuterte. Entlang der nördlichen Grenzregionen mit Russland überlagerte die massive Abwertung des Rubels jegliche Nachfrageeffekte aus dem Nachbarland.


Der schwache Rubel befeuerte geradezu die Agrarexporte von Russland nach Kasachstan, sogar bei Getreide, wo es trotz einer schlechten Ernte zu einem Preisverfall in Kasachstan kam. "Im ersten Halbjahr 2015 mussten kasachische Lebensmittelverarbeiter durch den Importdruck aus Russland Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Bereich hinnehmen", fügte Oshakbayev hinzu. Er stellte außerdem fest, dass sich die Angaben der statistischen Ämter Russlands und Kasachstans zum bilateralen Handel um bis zu 75 Prozent unterschieden, so dass ein verlässliches Bild der tatsächlich geflossenen Warenströme kaum zu zeichnen sei.



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