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Bauer Willi: „Lieber Herr Hofreiter…“

„Lieber Herr Hofreiter, ich lese jetzt überall, dass Sie die Massentierhaltung bis 2036 abschaffen wollen. Ist das Ihre persönliche Meinung oder die Meinung Ihrer Fraktion? Dazu lese ich in den Pressemitteilungen nämlich nichts.", fragt Bauer Willi den Grünen-Fraktionschef.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein neuer Blogeintrag von Bauer Willi, zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com:

 

„Lieber Herr Hofreiter, ich lese jetzt überall, dass Sie die Massentierhaltung bis 2036 abschaffen wollen. Sie werden dann 66 Jahre alt sein, also kurz vor der Rente stehen. Von daher ist der Zeitraum klug gewählt, weil Sie das Ergebnis Ihrer Forderung dann noch in Ihrem aktiven Politikerleben erleben könnten.

Ich bin Bauer und habe da ein paar Fragen und Bemerkungen zu Ihrer Aussage.

  • Ist das Ihre persönliche Meinung oder die Meinung Ihrer Fraktion? Dazu lese ich in den Pressemitteilungen nämlich nichts. Wenn es nur Ihre persönliche Meinung ist, bräuchte ich nämlich die anderen Fragen erst nicht zu stellen.
  • Was genau meinen Sie mit Massentierhaltung? Wenn aus den Niederlanden Bio-Eier aus Ställen mit 10.000 Hühner beim Aldi landen, ist das dann in Ordnung? Wahrscheinlich nicht, werden Sie sagen, aber nur deshalb sind diese Bio-Eier so billig. Sie meinen vielleicht Weideschweine, die frei herumlaufen können. Ja, das wäre möglich, benötigt aber viel mehr Fläche und das Kilo Schweinefleisch kostet dann 7 Euro statt 1,50. Und da wäre noch das Problem mit unkontrolliertem Nitrateintrag, denn die Schweine scheißen ja dann in der freien Natur. Haben Sie darüber schon nachgedacht? Ich hab mir das mal in der Praxis angesehen. Und woher soll die Fläche für die Weidehaltung kommen? Sollen wir Ackerland für Schweineweiden zur Verfügung stellen?
  • Wir Landwirte haben in neue und moderne Ställe investiert. Ja, da ist kein Stroh drin, wie Sie das gerne hätten. Dafür nehmen wir die Gülle und nutzen Sie in Biogasanlagen, egal ob von Schweinen oder Kühen. Wir haben in neue Lager und neue Ausbringtechnik investiert, damit die Gülle oder das Gärsubstrat umwelt- und termingerecht für die Pflanzen zur Verfügung gestellt wird. Wie soll das alles gehen, wenn wir die Tiere jetzt wieder auf Stroh halten sollen? Die Idee mit der Bioenergie stammte ja ursprünglich ja von Frau Künast. „Bauer sind die Scheichs von morgen“, Sie erinnern sich?
  • Kommen wir noch mal zu Mengen und Preisen. Es ist Ihnen klar, dass, wenn man Ihrem Vorschlag folgt, die Zahl der gehaltenen Tiere deutlich abnehmen wird, die erzeugte Menge an Milch, Fleisch, Eier usw. sinkt und aufgrund der aufwändigeren Produktionsweise die Preise steigen müssen? Aber nur für deutsche Produkte. Was machen Sie, wenn die Menschen aber weiter die gleiche Menge Fleisch zu niedrigen Preisen essen wollen? Was wird der Lebensmitteleinzelhandel machen? Glauben Sie nicht auch, dass der LEH preiswerteres Fleisch aus Massentierhaltung importieren wird? Wie wollen Sie das verhindern? Soll es in Zeiten von freien Weltmärkten ein Importverbot für solche Produkte geben? Wie wollen Sie so etwas umsetzen? Und falls Sie es umsetzen: glauben Sie nicht, dass die Bürger rebellieren, wenn es nur noch teures Fleisch zu kaufen gibt? Werden dann die Hartz IV-Sätze erhöht?
  • Und dann wäre da noch eine mehr allgemeine Frage zu der Denkweise Ihrer Partei. Ihr bei den Grünen setzt euch ja alle für den bäuerlichen Familienbetrieb ein. Finde ich ja irgendwie gut, aber woher sollen zukünftig die Menschen kommen, die diese bäuerlichen Familienbetriebe ohne „Pestizide“ und ohne „Massentierhaltung“ überhaupt noch bewirtschaften? Bewirtschaften wollen! Das ist nämlich richtig viel Arbeit, vor allem körperliche Handarbeit. Falls Sie wissen, was das ist, Handarbeit. Von den Vorschriften, mit denen wir uns täglich rumschlagen müssen und deren Sinn wir immer weniger verstehen will ich gar nicht reden. Die verderben unserer Jugend nämlich noch zusätzlich den Spaß am Beruf. Und ohne engagierte und motivierte Bauern und Bäuerinnen wird das nichts mit dem bäuerlichen Familienbetrieb.
Lieber Herr Hofreiter. Vielleicht denken Sie noch mal nach. Ja, ich weiß, solche Vorschläge wie jetzt Ihre hier kommen beim Wähler gut an. Die kritisieren uns Bauern oft und laut, essen aber unsere billigen Produkte genauso, wie wir sie produzieren. Dass wir sie so produzieren, wollen sie aber nicht. Da stimmt doch was nicht, oder?


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Sollten Sie die Zeit und Lust haben, mir meine Fragen zu beantworten freut sich darüber, Ihr Bauer Willi.“

 

 

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