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Bauer Willi schreibt REWE-Chef einen Brief

Bauer Willi hat REWE-Chef Alain Caparros aus aktuellem Anlass einen Brief geschrieben: "Lieber Herr Caparros: mit NGOs können sie keine Märkte verändern! Das geht nur in einem Schulterschluss mit den Erzeugern, mit uns Landwirten. Doch von denen lese ich in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht nichts."

Lesezeit: 5 Minuten

Bauer Willi hat Alain Caparros, dem Chef des Lebensmittelhändlers REWE, aus aktuellem Anlass einen Brief geschrieben; zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com:



"Lieber Herr Caparros,


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wir haben uns im Oktober kennengelernt, als ich mit Herrn Breloh ein Streitgespräch über die Nachhaltigkeitsforderungen des Lebensmitteleinzelhandels und im Besonderen von REWE geführt habe. Wie die Zuhörer und auch Sie bestätigt haben, war es ein fairer Dialog.


Ich muss Ihnen schreiben, weil es auch diesmal um Fairness gehen soll, die ich jetzt bei REWE vermisse. Die Erzeuger-Erlöse für Milch und Schweinefleisch sind in den letzten Monaten deutlich gesunken. Die Preise für Frischmilch und Schweinefleisch an der Ladentheke sind unverändert geblieben. Frischmilch der Eigenmarken (3,5% Fett) kostet bei ALDI, Lidl, REWE und Edeka und deren Töchtern den identischen Preis von 0,59 €/l.


Die logische Folgerung: REWE und mit ihm auch alle anderen Supermärkte und Discounter haben ihre Marge zu Lasten der Erzeuger ausgedehnt. Egal ob dem Erzeuger 0,30 €/l ausgezahlt wurden, oder wie jetzt nur noch rund 0,25 €/l. Das ist nicht fair, sondern eine Sauerei, um es einmal landwirtschaftlich auszudrücken. Nicht dass wir Bauern, die wir ja auch Unternehmen sind, Ihnen keinen ordentlichen Gewinn gönnen. Aber Gewinne nur auf Kosten anderer zu machen, hat nichts mit einem ehrbaren Kaufmann zu tun. Und für einen solchen halte ich Sie. Noch.


Im gleichen Maße, wie die Erlöse für landwirtschaftliche Produkte sinken, steigen die Forderungen nach höheren Standards, vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit und Tierwohl. Ich habe dies in Berlin anhand der „Eiweiß-Strategie“ von REWE dargelegt: es werden Forderungen aufstellt, die ohne Änderungen der Rahmenbedingungen nicht erfüllbar sind. Das wissen Sie. Die Beispiele lassen sich beliebig erweitern. Bei der „Initiative Tierwohl“, die endlich einmal die gesamte Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis in den Laden, an einen Tisch gebracht hat, klemmt es an allen Ecken und Enden.


Die Landwirte (Erzeuger) sind mit großem Engagement dabei, doch das Ende der Kette, der LEH kramt kleinkrämerisch im Portemonnaie und ist nicht bereit, allen teilnehmenden Betrieben die bereits realisierten Aufwendungen zu vergüten. Vielmehr kommen die Betriebe in eine „Verlosung“! Wir sind doch nicht auf einer Tombola! Das ist entwürdigend und hat mit fairer Partnerschaft nichts mehr zu tun.


Sie werden vielleicht nun sagen: „Heult doch nicht rum, ihr produziert doch über den Bedarf und da ist es doch nur logisch, dass wir diese Situation nutzen, um für uns noch günstigere Preise zu verhandeln.“ Ja, das kann ich verstehen, ich bin Unternehmer und handele genauso. Mit einem Unterschied: Ich habe dabei auch die Existenz meines Gegenübers im Blick. Er muss mit diesem Preis weiter wirtschaften können. Und an dieser Stelle sehe ich einen qualitativen Unterschied.


Mit immer weiter sinkenden Erlösen kann der Erzeuger nur reagieren, in dem er seine Produktionsmenge weiter erhöht, um den gleichen Gewinn zu generieren. Oder er muss seine Produktion einstellen. Letzteres könnte Ihnen noch egal sein, denn wie sagte schon Charles Darwin „Survival of the fittest“ (Der sich am besten anpasst, wird überleben). Wenn aber vom LEH die Ansprüche an unsere Produktionsweise immer weiter nach oben geschraubt und die Preise gleichzeitig gesenkt werden, wird daraus ein unlösbarer Konflikt, weil die Liquidität für die Erfüllung dieser Ansprüche nicht mehr gegeben ist.


Sie schreiben auf Ihrer Homepage u.a. „Im Dialog mit NGOs und Partnern entwickeln wir Leitlinien für risikobehaftete Rohstoffe, um Märkte zu verändern und ökologische und soziale Standards zu etablieren!“ ( http://www.rewe-group.com/de/nachhaltigkeit/gruene-produkte )


Lieber Herr Caparros: mit NGOs können sie keine Märkte verändern! Das geht nur in einem Schulterschluss mit den Erzeugern, mit uns Landwirten. Doch von denen lese ich in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht nichts. Oder habe ich da etwas übersehen?


Logischerweise haben Sie stets primär den Verbraucher im Blick. Sie scheinen mir aber den Blick auf den Erzeuger verloren zu haben. Deshalb dieser Brief.


Doch ich habe auch Ideen und Vorschläge, wie sie die HEIMISCHE LANDWIRTSCHAFT in ein Marketing-Konzept einbauen können, das sich für Ihr Unternehmen in barer Münze auszahlen könnte und es als Alleinstellungsmerkmal von Wettbewerbern abgrenzt. Davon hätten beide Seiten etwas. Und das wäre doch mal was, oder?


Auf die Frage, was für Sie beruflicher Erfolg bedeutet, antworten Sie im Karriere-Magazin wörtlich: „ Die Chance, die Grundlagen für den Erfolg kommender Generationen zu schaffen“. Und da sind wir uns dann wieder einig. Das ist auch mein Ziel. Jetzt müssen wir nur noch die beiden Ziele zur Deckung bringen. Sie beantworten die Frage, welche Eigenschaften Ihnen im Leben geholfen haben mit: „Humor, Menschenkenntnis, Intuition und situative Intelligenz“. Das sind doch hervorragende Vorbedingungen!


In Erwartung eines anregenden Dialogs grüßt Sie herzlich


Ihr Bauer Willi"

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