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Bauer Willi unzufrieden mit Öffentlichkeitsarbeit für Landwirte

Wie zufrieden seid ihr mit der Öffentlichkeitsarbeit für uns Landwirte? Ich bin es nicht. Wenn es um Öffentlichkeitsarbeit geht, beschäftigen sich unsere Vertreter gerne mit sich selbst. Die diversen Wochenblätter sind voll mit Bildern in der der jeweilige Präsident dem ein oder anderen Politiker die Hand schüttelt.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein neuer Eintrag von Bauer Willi aus dem Rheinland, zuerst veröffentlicht unter www.bauerwilli.com :


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Wie zufrieden seid ihr mit der Öffentlichkeitsarbeit für uns Landwirte? Ich bin es nicht. Wenn es um Öffentlichkeitsarbeit geht, beschäftigen sich unsere Vertreter gerne mit sich selbst. Die diversen Wochenblätter sind voll mit Bildern in der der jeweilige Präsident dem ein oder anderen Politiker die Hand schüttelt, den Tag des offenen Hofes bei Familie xy mit einer überschaubaren Anzahl von Besuchern eröffnet oder eine Rede vor dem lokalen Zuchtverband hält. Das ist ganz nett. Nur: Öffentlichkeitsarbeit ist das nicht.


Sind wir doch mal ehrlich: So wie wir Bauern dieses Geschäft betreiben, erreichen wir keine Verbraucher. Ich wiederhole: keine! Denn alles unter 3% ist nichts. Wir existieren in den Medien einfach nicht. Zu den Medien zähle ich

  • Tageszeitungen (FAZ, Welt), Wochenjournale (Zeit, Spiegel, Focus) -> für Senioren über 50 und besser Gebildete
  • Fernsehen -> für breite Bevölkerungsschichten zwischen 30 und 60, alle Bildungsgrade
  • Internet, Facebook etc. -> für die Jugend von 12 bis 35 Jahren, meist in Ausbildung und Studium
In keiner dieser Medien sind wir Landwirte präsent. Und wenn, dann negativ. Wo sind die Zeitungsanzeigen und Artikel, wo die TV-Spots und Serien, wo die Internet-Seiten die für uns Bauern stehen? Außer bei dem Schwachsinn von RTL.


Was fehlt, ist die erkennbar große Linie. Und das können nur Profis. Doch da trauen wir uns nicht dran. Wir sagen nur: „Lass das doch den Verband machen, dafür kriegen die doch unser Geld.“ Aber seien wir doch mal ehrlich: Männer von über 50, die diesen Job ehrenamtlich nebenher machen, wissen meist nicht, wie diese Medien funktionieren. Sie sind schon stolz, wenn sie ein Smartphone besitzen. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter? Fehlanzeige!


Und auch die Facebook-Seiten vieler Verbände sind eher langweilig, veraltet und schlecht gepflegt. Die Zahl der Follower (der sogenannten „Freunde“) ist sehr übersichtlich und es kommen auch kaum neue dazu. Unserer Kritiker sind da wesentlich besser drauf. Und allein schon die Frage, ob man auf Facebook vertreten sein muss, zeugt schon von Unvermögen oder Überforderung.


Liebe Berufskollegen: Hören wir endlich auf mit dem Jammern über das schlechte Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit. Wir haben es so zugelassen. Aus Angst vor der echten Konfrontation verstecken wir uns immer noch. Wie groß muss der Schmerz denn noch werden?


Und haben wir selbst nicht auch Fehler gemacht? Fanden wir es nicht lange Zeit gut, wenn in der Werbung, in Schulbüchern oder in diversen Image-Broschüren eine bäuerliche Idylle dargestellt wurde, die es auf vielen Betrieben schon lange nicht mehr gibt? Haben wir unsere Kunden, die Verbraucher, die Medien mitgenommen, ihnen gezeigt, wie sich unsere Betriebe gewandelt haben? Das sie größer und moderner geworden sind, weil andere ihren Betrieb aufgegeben haben, aufgeben mussten? Nein, das haben wir verpasst.


Doch jetzt sollen wir uns von bestimmten politischen Gruppierungen, von selbsternannten „Experten“ der Umwelt-, Tier- und sonstigen Schützern sagen lassen, wie man deren Meinung nach Landwirtschaft richtig betreibt!? Wer soll denn unsere Meinung vertreten, wenn nicht wir selbst!


Ich will aber nicht unfair sein: Es gibt eine Reihe von wirklich einsatzfreudigen Männern und Frauen, die sich in vielen Aktionen und mit sehr viel persönlichem Engagement für die Sache von uns Landwirten einsetzen. Das ist bewundernswert, es erreicht aber leider nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Es gibt auch Verbände, die schon offener und moderner in ihrer Kommunikation geworden sind. Doch dies alles ist nur der sprichwörtliche „Tropfen auf den heißen Stein“. Und der verdampft schnell.


Eine Weisheit lautet: Wer nichts unternimmt wird übernommen und von Handel, Verbraucher und Politik fehlgeleitet. Immer weniger sind wir Landwirte Herr im eigenen Haus. Wenn wir auch noch unser selbstständiges Denken und Handeln aufgeben, um bloß nicht anzuecken, können wir gleich den Laden dicht machen und verpachten an Remmel, Meyer, Habeck und Co.


Wir haben es selbst in der Hand, unser Image zu verbessern. Jeder dort, wo er wirtschaftet. Gehen wir auf unsere Mitbürger zu, halten wir mit dem Trecker an, wenn ein Spaziergänger kopfschüttelnd am Feldrand steht. Sprechen wir mit ihnen! Das sind verdammt gut investierte 5 Minuten. Es gibt so viele Schilder, die man aufstellen könnte, aber kaum einer tut es. Und wenn er es tut, fragt ihn der Feldnachbarn noch: „Meinst Du denn, das bringt was?“ Ja, es bringt was, wenn es viele tun. Schiebt die Verantwortung nicht ab, schreibt selbst Leserbriefe an eure Zeitung, ladet die Presse zu euch auf den Hof, geht in die Schulen, engagiert euch politisch, geht in die Stadt- und Gemeinderäte, in Vereine. Lasst euch was einfallen und kritisiert nicht nur.


Doch es muss auch eine große Linie her, wie damals bei der CMA: Dafür brauchen wir Profis, die Freude an der Auseinandersetzung haben. Diese PR- Spezialisten müssen den Zugang zu allen Medien pflegen und suchen. Und die Konfrontation mit unseren Kritikern nicht scheuen. Wir Landwirte sagen leicht, dass wir weder die Zeit noch die Ahnung haben, aber wir müssen es wollen. Jetzt und nicht später!! Denn offen oder unterschwellig haben manche von uns mittlerweile wirklich Angst vor der Zukunft, warten ab und hoffen darauf, dass der öffentliche Druck nachlässt. Doch der lässt nicht nach.


Ich habe konkrete Vorschläge, wie man vorgehen könnte. Klar kostet das Geld, sogar viel Geld. Und ich habe auch eine konkrete Vorstellung, wie man das finanziert. Aber ich bin nicht so naiv, das hier zu schreiben.

Ich weiß aus eigener Erfahrung: Verbraucher zu beschimpfen ist das eine, sich selbst an der eigenen Nase packen das andere. Und wer austeilt, muss auch einstecken können. Ich habe keine Angst vor der Konfrontation.


Ich habe lange gezögert, diesen Brief zu veröffentlichen. Er ist harte Kost. Aber ich meine, das musste auch mal gesagt werden. Ich wollte euch das nur mal aus meiner, ganz persönlichen, Perspektive zeigen, nur zum Nachdenken…


Euer Bauer Willi


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