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Situationsbericht

Bauerneinkommen in Baden-Württemberg schwanken stark

Nachdem DBV und BBV am Donnerstag ihren Situationsbericht zu den Einkommen der Bauern veröffentlicht haben, hat nun der Landesbauernverband Baden-Württemberg seine Zahlen mitgeteilt.

Lesezeit: 5 Minuten

„Die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg in den unterschiedlichen Sparten schwanken stark. Veredelung und Obstbau konnten kurzfristig von einer dringend notwendigen Einkommenssteigerung profitieren, die Aussichten im aktuellen Wirtschaftsjahr sind allerdings düster.“

Das erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), zu den Unternehmensergebnissen im Wirtschaftsjahr 2019/20 (1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020) am Freitag in der Online-Jahrespresse-Konferenz. Im Schnitt betrug das Ergebnis je Familienarbeitskraft 39.012 (2018/19: 35.476) €. Damit liegt Baden-Württemberg wiederholt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und belegt den vorletzten Platz unter den Bundesländern.

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Futterbaubetriebe mit Milch und Rindermast verlieren

Die Einkommen der Milchviehbetriebe sind um 17,7 % auf 39.777 € je Familienarbeitskraft (48.328 €) zurückgegangen. Dies lässt sich vor allem auf gestiegene Betriebskosten, niedrige Rinder- und Kälberpreise und leicht rückläufiges Milchgeld zurückführen. Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen liegen bei 19.425 (23.674) € je Familienarbeitskraft, was einem Rückgang von 18 % entspricht.

Veredelung

In den vergangenen Jahren hatten die Schweine haltenden Betriebe im Land mit sehr schlechten Schweinepreisen in Verbindung mit höheren Produktionskosten zu kämpfen. Erstmals seit langem hat der Veredlungsbereich bei den Einkommen ein dringend notwendiges Plus erzielt, so Rukwied weiter.

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr konnten die Veredelungsbetriebe ihr Betriebsergebnis von 35.001 auf 80.405 € je Familienarbeitskraft verbessern. Mit der Coronakrise und der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen sei die Schweinehaltung aber derzeit in der größten Krise seit Jahrzehnten.

Ackerbau und Gemischtbetriebe leicht im Plus

Seit mehreren Jahren verharren die Unternehmensergebnisse der Ackerbaubetriebe auf schwachem Niveau. „Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr konnten die Ackerbauern das niedrige Einkommensniveau etwas verbessern“, so Rukwied weiter.

„Die Betriebe konnten einen leichten Zuwachs um 5 % auf lediglich 29.851 (28.443) € je Familienarbeitskraft verzeichnen.“ Die Gemischtbetriebe fuhren nach langer Durststrecke ein etwas höheres Einkommen ein. Die Einkommen stiegen um 28,5 % auf 35.690 (27.781) € je Familienarbeitskraft.

Weinbau bricht ein

Die Erntemengen 2019 waren im Weinbau unterdurchschnittlich und die Erlöse rückläufig. Die Weinbaubetriebe mussten daher ein schmerzliches Minus von 31,3 % auf 26.278 (38.224) € je Familienarbeitskraft verkraften. „Die aktuelle Situation und der Ausblick im Weinjahr 2020/21 sind schlecht. Durch geschlossene Gastronomiebetriebe und die Absage zahlreicher Feste ist der Weinabsatz rückläufig“, erklärt der Bauernpräsident.

Obstbaubetriebe legen wieder zu

Nach zwei sehr schwierigen Jahren konnten die Obstbauern endlich wieder einen deutlichen Zuwachs auf 61.234 (27.627) € je Arbeitskraft einfahren. „Eine gute Ernte 2019 mit ordentlichen Erlösen haben das nötige finanzielle Plus gebracht“, sagte Rukwied. Für das aktuelle Wirtschaftsjahr rechnen die Obstbauern mit höheren Kosten für Saisonarbeitskräfte durch die strengen coronabedingten Hygieneregeln und reglementierten Arbeitsabläufe.

Aktuelle Situation für viele Betriebe sehr schwer

„Die aktuelle Situation ist für viele Betriebe äußerst schwer", so der Landwirt weiter. Besonders dramatisch sei dies im Schweinesektor, aber auch der Rindfleischabsatz stagniere. „Für den momentanen Krisenfall fordern wir die Bundesregierung auf, den betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben Zugang zu den Coronahilfen des Bundes zu ermöglichen.“

Rukwied betont, dass auch weiter steigende Auflagen die wirtschaftliche Situation in den Betrieben zuspitzen. Von der Düngeverordnung über das geplante Insektenschutzgesetz bis zur Tierschutznutztierhaltungsverordnung – die Liste wettbewerbsbelastender Vorgaben ist lang. Viele Bauernfamilien zweifeln seinen Informationen nach derzeit an der Zukunft ihrer Betriebe. Die Politik müsse daher endlich gegensteuern. Notwendig seien Rahmenbedingungen, die den Betrieben Perspektiven bieten und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt anstatt sie weiter schwächt.

Den Lebensmitteleinzelhandel nimmt Rukwied ebenfalls in die Pflicht: „Lebensmittel sind mehr wert! Wir brauchen eine klare Selbstverpflichtung des Handels zum Ausstieg aus der Dauerniedrigpreiskultur, damit endlich nachhaltig mehr Wertschöpfung auf den landwirtschaftlichen Familienbetrieben ankommt.“

Arbeitskräfte (AK)

Der Arbeitskräfteeinsatz je ausgewertetem Betrieb liegt bei 2 Arbeitskräften je Unter­nehmen oder 2,7 AK je 100 Hektar (Familien-AK: unverändert 1,5 Familienarbeitskräfte/Betrieb). Der durchschnittliche AK-Besatz, bezogen auf die Fläche, liegt damit in Baden-Württem­berg bei rund 23 % über dem Bundesdurchschnitt (2,2 AK je 100 ha).

Fläche

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt rund 77 ha pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt dieser Betriebe bei 72 % (knapp 56 ha). Die durchschnittlichen Pachtkosten der ausgewerteten Betriebe betragen rund 14.700 € pro Jahr (ca. 265 € je Hektar). Die Pachtquote im Land liegt bei 60 %.

Eigenkapitalbildung

Im Wirtschaftsjahr 2018/19 konnte von den ausgewerteten Betrieben rund 9.800 € Eigenkapital gebildet werden. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert (Wirtschaftsjahr 2018/19: ca. 9.000 €). Im Hinblick auf eine dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz beträgt die anzustrebende Zielgröße mindestens 10.000 bis 15.000 € je Betrieb.

Investitionen

Die Bruttoinvestitionen, das heißt der gesamte Zugang an Vermögensgegenständen, nahmen im Wirtschaftsjahr 2019/20 um rund 10 % zu und lagen bei 63.400 € je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen erhöhten sich ebenfalls (um sieben Prozent auf circa 33.000 €). Die Nettoinvestitionen stiegen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr erneut (+ 30 %) und lagen im Durchschnitt der baden-württembergischen Haupterwerbsbetriebe bei 13.700 €.

Betriebe im Land nach der amtlichen Statistik

In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 39.600 Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße be­trägt knapp 36 ha pro Betrieb (D rund 62 ha). Die überwiegende Mehrheit (89 %) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunter­nehmen, geführt.

In Baden-Württemberg wirtschaften ein Drittel dieser Einzelunternehmen im Haupterwerb und knapp zwei Drittel im Nebenerwerb. Gemeinschaftliche Betriebsformen gewinnen zunehmend an Bedeutung, darunter Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) mit einem Anteil von knapp 9 %.

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