Vom 25. bis 26. Juni fand in Berlin der der Deutsche Bauerntag 2025 statt. Bauerntage dienen als zentrales Forum, auf dem rund 600 Delegierte des Deutschen Bauernverbandes (DBV) aus ganz Deutschland mit zahlreichen Spitzenpolitikern über die zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik diskutieren. In diesem Jahr war der Bauerntag geprägt vom Start der neuen Bundesregierung und dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU).
In diesem Ticker halten wir Sie über die Geschehnisse auf dem Bauerntag auf dem Laufen.
++ 26.06.2025 ++
Sieger des Berufswettbewerbs geehrt
Unter tosendem Applaus wurden die besten Nachwuchskräfte der Grünen Berufe beim Deutschen Bauerntag gekürt. Der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend 2025 hat gezeigt, was Zukunft bedeutet – und wer sie mitgestaltet.
Die Sieger in Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Weinbau, Tier- und Forstwirtschaft erhielten ihre Auszeichnungen von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer. „Diese jungen Menschen tragen die Grünen Berufe mit Stolz in die Zukunft“, sagte die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt auf der Berliner Bühne: „Sie bringen nicht nur fachliches Know-how mit, sondern auch soziale Stärke, Begeisterungsfähigkeit und die Bereitschaft, sich einzumischen. Genau das brauchen unsere Regionen und unsere Betriebe.“
Unter dem Motto „Grüne Berufe sind voller Leben: Zukunft gestalten, Talente entfalten“ war der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend 2025 mehr als ein Leistungsvergleich. Bundesweit fast 10.000 Teilnehmende zeigten in Gruppenaufgaben und Theorie, Praxis und Fachgesprächen, worauf es ankommt – und wie sie als Team wachsen. Aus Wissen wurde Können, aus Einzelnen eine Gemeinschaft. Dass die Jugendmeisterschaften dabei mit dem Schulsektor verzahnt sind und zur gezielten Prüfungsvorbereitung beitragen, machen ihn für sie doppelt wertvoll.
---
Bürokratie hemmt Innovation und Investitionsbereitschaft
Eines der vielen drängenden Themen auf dem Bauerntag war die überbordende Regelwut. „Wir Bauern fordern seit langem einen ernsthaften Abbau von Bürokratie und spürbare Entlastungen für unsere Höfe“, bringt es der WLV klar auf den Punkt. „Wir müssen endlich weg vom Misstrauen, hin zu mehr Vertrauen: Weniger Vorsorgeprinzip, stattdessen etwas mehr Haftungsprinzip - mehr Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht“, heißt es in einer Mitteilung.
Eine Flut an Vorschriften und Dokumentationspflichten lähme Innovation und Investitionsbereitschaft. Vor allem der Nachwuchs stehe in den Startlöchern und wolle die Zukunft mitgestalten. Sie seien mit sehr hohen bürokratischen Hürden, fehlender Planungssicherheit sowie großen Investitionsbeträgen konfrontiert. Gleichzeitig gäben gerade viele kleinere oder nebenberuflich geführte Höfe aus diesen Gründen auf - vor allem in der Tierhaltung.
---
Rainer bringt frischen Wind für Biokraftstoffe
Agrarminister Alois Rainer hat auf dem Bauerntag angekündigt, dass Maßnahmen zur Steigerung des Biokraftstoffeinsatzes in der Landwirtschaft noch in dieser Wahlperiode ergriffen werden sollen. Er kündigte u.a. Steuererleichterungen beim Markthochlauf der alternativen Kraftstoffe in den kommenden Jahren an.
Dafür gibt es Applaus von der UFOP, die dies als wichtiges Bekenntnis der Regierung für die Zukunft der Biokraftstoffe wertet. Die Branche begrüßt auch die erfolgreiche Initiative des BMLEH zur Entwicklung eines Maßnahmenkataloges zur praktischen Einführung alternativer Kraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft.
Eine ausführliche Analyse zu Rainers Rede auf dem Bauerntag lesen Sie hier:
---
DBV-Generalsekretär Krüsken mit großem Beifall verabschiedet
Der langjährige Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, geht im September in den Ruhestand. Damit war der Bauerntag 2025 sein letzter als "Aktiver". Die Delegierten dankten Krüsken mit Standing Ovations. Der zeigte sich sichtlich gerührt und dankte seinerseits den Kollegen aus dem DBV und aus den Ländern für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Jahren. Der Moment war auch schon eine erste symbolische Übergabe an Krüskens Nachfolgerin Stefanie Sabet. Die Diplomvolkswirtin wird ihr neues Amt zum 1. September antreten.
---
Umweltminister Carsten Schneider: „Landwirtschaft und Umweltschutz müssen Hand in Hand gehen.“
Der neue Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Carsten Schneider (SPD), betonte beim Bauerntag das Verbindende mit den Landwirtinnen und Landwirten. Mögliche Streitthemen wie Düngerecht, Pflanzenschutz oder den Wolf sprach er gar nicht erst an.
Carsten Schneider begann mit einer Fußballanekdote, schließlich kennen er und Landwirtschaftsminister Alois Rainer sich schon eine ganze Weile – aus der Fußballmannschaft des Deutschen Bundestages. Ob sich die beiden auch zwischen ihren Ministerien die Bälle als Teamspieler gut zu spielen werden? Carsten Schneider betonte, dass es an ihm nicht scheitern werde.
Das Verbindende suchen und stärken
Seine Botschaften an die Landwirtinnen und Landwirte lauteten:
„Sie spielen eine unverzichtbare Rolle für die ländlichen Räume und den Naturschutz."
"Landwirtschaft und Umweltschutz, beide Politikfelder sind inhaltlich engverwoben."
"Lassen Sie uns das Verbindende suchen und stärken – und nicht das Trennende."
Außerdem stellte er klar: „Es ist eine Selbstverständlichkeit, wenn der Bundesumweltminister zum Bauerntag geht.“
Landwirte beim Klimaschutz stärken
Schneider stellte klar, dass die Landwirte gut wirtschaften können müssen. Es brauche Planungssicherheit, aber auch widerstandfähige Agrarsysteme. Gleichzeitig sei Klimaneutralität kein Selbstzweck, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Er stellte dabei mit Blick auf den Klimaschutz klar: „Ohne Ihre kräftige Mithilfe wird es nicht klappen.“ Dabei erkannte er an, dass der Sektor Landwirtschaft auf einem guten Weg sei, und das sei nicht in allen Wirtschaftssektoren so.
Bei GAP und EU-Haushalt zusammenstehen
Schneider appellierte an die Landwirtinnen und Landwirte: „Landwirtschaft und Umweltschutz müssen Hand in Hand gehen.“ Stabile Ökosysteme bilden nach seiner Auffassung die Grundlage für alles, eben auch für die Landwirtschaft. Hasen, Bienen und Schmetterlinge gelte es entschieden zu schützen.
Mit Blick auf die Herausforderungen in Europa schloss der Thüringer mit einem klaren Plädoyer: „Umweltschutz und Landwirtschaft müssen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und dem EU-Haushalt zusammenstehen. Denn sonst setzten sich andere Bereiche durch.“
----
Bitte an Rainer: Ehrabschneidenden Begriff aus dem Agrarantrag verbannen
In der anschließenden Diskussion kommt ein bemerkenswerter Wunsch von der Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV, Dr. Sabine Firnhaber, an den Bundesminister: Der Begriff „Einkommensgrundstütze“ im Agrarantrag wird nicht nur von ihr als unerträglich wahrgenommen. Firnhaber weist darauf hin, dass die Bauern oft rund um die Uhr arbeiten, so ein Wort könne man so nicht stehen lassen. Die Landwirtin bittet Rainer deshalb, hier Einfluss zu nehmen und besser wieder den alten Begriff „Agrarprämie“ einzuführen. Dessen Meinung: "So ein Unsinn, so etwas zu schreiben." Rainer versteht den Unmut und will sich kümmern.
---
Agrarminister Rainer: "Kein Mensch braucht beim Thema Ernährung einen Kulturkampf"
Agrarminister Alois Rainer (CSU) nutzt die ihm wohlgesonnene Stimmung auf dem Bauerntag 2025. Er will auch Minister für Wertschätzung und Wertschöpfung sein, ruft er den Delegierten gleich am Anfang seiner Rede zu. Die Landwirte seien es, die tolle Lebensmittel herstellen. Das müsse man auch wertschätzen.
Dann wählt er eine bewusste Abgrenzung zu seinem Vorgänger. "Kein Mensch braucht beim Thema Ernährung einen Kulturkampf", sagt Rainer. Er stehe für eine ausgewogene Ernährung, die Obst, Gemüse, Salat, aber auch Fisch und Fleisch enthalte. Da habe sich die Politik nicht einzumischen, sondern nur zu informieren, sagte er. Jeder Einkauf vor Ort entscheide über die Landwirtschaft. Deshalb wolle er regionale Vermarktung unterstützen und konventionell und Bio nicht gegeneinander ausspielen.
Rainer brüstet sich mit seinen ersten 50 Tagen
Es folgt eine Aufzählung, mit Dingen, die Rainer in seiner kurzen Amtszeit von 50 Tagen schon erreicht haben will. Er nennt den Wachstumsbooster mit steuerlichen Erleichterungen, die auch der Landwirtschaft zugute kommen sollen. Es folgen die Wiedereinführung der Rückvergütung für Agrardiesel ab 1.1.2026 und die Ergebnisse aus dem Bundeshaushalt, wonach die Landwirtschaftliche Unfallversicherung (LUV) 20 Mio. € mehr Unterstützung bekommt und das nationale Agrarförderprogramm GAK aufgestockt wird. "Das ist ein Erfolg", sagte Rainer.
Mindestlohn Ausnahmen sind im Prüfverfahren
Bei der Frage des Mindestlohns lässt Rainer sich ein Türchen offen. Er lasse prüfen, ob es Ausnahmen davon geben könne, sagt er zu den Delegierten. Nach der Abschaffung der Stoffstrombilanzverordnung will sich Rainer auch das Düngerecht weiter vornehmen. "Wir werden praxistaugliches Düngerecht schaffen", versprach er. Dafür wolle er Ermessensspielräume bei der nationalen Umsetzung von EU-Regeln ausnutzen.
Rainer schließt Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch aus
Zur umstrittenen Frage der Finanzierung von mehr Tierwohl erteilt Rainer auf dem Bauerntag einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch, so wie es die Borchert-Kommission erarbeitet hatte, eine Absage. Er unterstütze die Forderung aus der Landwirtschaft nach mehr Geld für die Tierhaltung. "Die Mehrwertsteuer ist der falsche Weg", sagte er aber.
----
Wegner: "Wir brauchen keine Umerziehung“
Berlins Regierender Bürgermeister begrüßte am zweiten Tag des Bauerntages die DBV-Delegierten sehr herzlich in der „Hauptstadt der Landwirtschaft“ – und hatte auch für die Agrarpolitik klare Wünsche.
Die Stippvisite ließ er sich nicht nehmen: Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, begrüßte die Delegierten des Deutschen Bauernverbandes am zweiten Tag des Bauerntages – und das, obwohl seiner Meinung nach heute ein „historischer Tag für Berlin“ bevorstehe. Denn heute will die Hauptstadt eine Verwaltungsreform beschließen, einen Modernisierungsschub. „Das kann ein Vorbild für Deutschland sein. Deutschland muss wieder schneller und besser werden“, forderte er. Wegner ist sich sicher, dass Kanzler Friedrich Merz das schaffen werde.
Damit meint er einen Politikwechseln. „Wir brauchen keine Umerziehung!“, forderte er mit Blick auf die vergangene Bundesregierung und verdeutlichte das am Beispiel Landwirtschaft sowie Ernährung: Nötig sei eine Landwirtschaft, die hervorragende Qualität produzieren könne, dann könnten die Menschen selbst entscheiden, was sie essen.
Wir sind abhängig von Ihrer guten Arbeit.
Deshalb fordert Wegner politische Rahmenbedingungen, dass die deutsche Landwirtschaft auch international wettbewerbsfähig sein kann. Denn Deutschland brauche eine zukunftsfähige Landwirtschaft – und Berlin auch: „Wir sind abhängig von Ihrer guten Arbeit“, rief er den Delegierten zu und zollte große Anerkennung sowie Wertschätzung für die Arbeit.
Dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer gratulierte er zum neuen Amt, das sei „eine gute Wahl“. Wegner freut sich schon jetzt auf den gemeinsamen Rundgang auf der Grünen Woche im Januar 2026. Die Grüne Woche sei eine Leitmesse für Berlin, deshalb sei Berlin auch zumindest in dieser Zeit die „Hauptstadt der Landwirtschaft“. Auch dafür dankte er den Landwirten.
---
Agrarminister Alois Rainer auf dem Bauerntag
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer bekräftigte auf seinem ersten Bauerntag das eigene Engagement für den Abbau bürokratischer Hürden und die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft. Er sieht sich dabei auch auf gutem Weg und verweist auf die Abschaffung der Stoffstrombilanzverordnung und die beschlossene Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung 2026.
Rainer verspricht Zukunftsplan für Anbindehaltung
Rainer betonte die Bedeutung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft; er will sich für rechtliche Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn in der Landwirtschaft einsetzen. Auch die Anbindehaltung hat der Niederbayer auf dem Schirm. Hier soll ein Zukunftsplan Perspektiven für die gerade im Süden immer noch wichtige Haltungsform ausloten.
---
++ 25.06.2025 ++
Schwarz-Rot uneins beim Mindestlohn
Die Fraktionsvorsitzenden der Regierungskoalition ziehen in Berlin eine ersten Zwischenbilanz ihrer Arbeit. Risse tun sich besonders beim Thema Mindestlohn auf.
Eine Analyse der Debatte auf dem Bauerntag lesen sie hier:
---
100 Tage neue Bundesregierung: Wie sich die Agrarkoalitionäre auf dem Bauerntag schlagen
Rund 100 Tage nach der Bundestagswahl sollen auf dem Bauerntag die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und SPD Rede und Antwort stehen. Nur einer kommt nicht, es ist Jens Spahn, der wegen der Maskenaffäre anderes zu tun hat. Er schickt stattdessen Steffen Bilger, der als Vizefraktionsvorsitzender für Landwirtschaft bei der CDU/CSU zuständig ist. "Schöne Grüße von Jens Spahn. Ich kann mir gut vorstellen, dass er gerade lieber bei Ihnen wäre", sagt Bilger dann zur Begrüßung.
Jens Spahn wäre jetzt lieber bei Ihnen.
Bilger gegenüber steht ein in der Agrarpolitik lange Bekannter, der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch. Er war lange für Landwirtschaft in der SPD-Fraktion zuständig. Für ihn bleiben die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission bleiben wichtige Grundlagen, sagt er auf dem Bauerntag.
CDU will beim Bürokratieabbau vorangehen
Auch zum Bürokratieabbau hat Miersch eine Meinung. Man müsse das Momentum nutzen um zu schauen, wo Überregulierung stattgefunden hat. Bei der CDU rühmt man sich, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) schon mit dem Bürokratieabbau angefangen habe. "Wir sind 50 Tage im Amt, Alois Rainer hat gut losgelegt", sagt er und zählt dazu unter anderem die Abschaffung der Stoffstrombilanz auf.
Landwirte sollen nicht nur an den 1,5 Mrd. € fürs Tierwohl kleben
In seiner Eröffnungsrede hatte Bauernpräsident Joachim Rukwied vehement auf die 1,5 Mrd. € pro Jahr für die Stallumbauten fürs Tierwohl gepocht. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Miersch formuliert das offener. "Wir haben im Koalitionsvertrag Möglichkeiten, Stallumbauten zu fördern", sagte er. Und es gebe noch den Deutschlandfonds und den Investitionsbooster. "Das sind alles Finanzierungsinstrumente, die dem ländlichen Raum entgegen kommen", sagte er. Landwirte sollen nicht nur an den 1,5 Mrd. € kleben, ruft er den Bäuerinnen und Bauern auf dem Bauerntag zu.
Offener Dissens zwischen CDU/CSU und SPD zum Mindestlohn
Zur Frage, ob es Ausnahmen vom Mindestlohn für die Landwirtschaft geben kann, herrscht ein offener Dissens zwischen SPD und CDU/CSU. Das zeigt sich auch auf dem Bauerntag. "Ich setze sehr darauf, dass die 15 Euro kommen", sagte Miersch. Eine weitere Ausnahme für Saisonarbeit, so wie Bauernpräsident Rukwied sie fordert, sei europarechtlich nicht möglich, insistierte er. Die Union fordert eine Ausnahme beim Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte. Dazu sagte Bilger: „Vielleicht können wir darüber, wenn sich etwas in Europa ändert, nochmal mit der SPD sprechen.“
Insgesamt warn beide Koalitionäre darum bemüht, keinen Streit offener Bühne auszutragen, sondern sich an die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zu halten. Dabei hatten sie den Dauerstreit in der Ampel wohl im Blick.
---
Rukwied hält auf dem Bauerntag eine Ruck-Rede
Zur Eröffnung des Bauerntages hält Bauernpräsident Joachim Rukwied eine Rede im Stil einer "Ruck-Rede". Er holt weit aus und fängt mit der wirtschaftlichen Situation an. "Deutschland muss wieder in die ursprüngliche Führungsrolle hineinwachsen. Das braucht neue Impulse, Entlastungen bei Steuern, Energie und die Möglichkeit, dass wieder investiert wird. Dann können wir eine Booster-Funktion in Europa übernehmen", sagte er.
Erst später thematisierte er die Agrarpolitik. Mit Blick auf die EU-Finanzen sagte er, die Versorgungssicherheit sei genauso wichtig wie die Verteidigungsfähigkeit. Deshalb sei ein starkes, stabiles und höheres Agrarbudget wichtig. Die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) sei ein Kernelement der EU, 70 % seien ländlicher Raum. Das dürfe man nicht gefährden, so Rukwied.
Keiner in Brüssel kennt meinen Acker so gut wie ich.
Deutlich grenzt sich Rukwied von der bisherigen Agrarpolitik mit dem Green-Deal und der Farm-to-Fork-Strategie ab. "Europa muss sich von den Fesseln des Green-Deals und Farm-to-Fork endlich befreien und wieder auf Wettbewerb setzen. Das sei kein Roll-Back weg vom Klimaschutz, schließt er an. "Wir wollen nach vorne gehen", sagte er.
Mit Blick auf die EU-Bodenschutzrichtlinie malt Rukwied ein düsteres Bild. Diese gehöre sofort gestrichen, sagte er. Die EU wolle Bauern vorschreiben, wann sie aussäen und ernten können. Das wolle er nicht akzeptieren. "Keiner in Brüssel kennt meinen Acker so gut wie ich", sagte Rukwied.
Rukwied will Tierhaltungskennzeichengesetz erst 2027
Bei seinen Äußerungen zur nationalen Agrarpolitik setzt Rukwied die Tierhaltung an erste Stelle. Er sei selbst kein Tierhalter, setze sich aber vehement für sie ein, versicherte er. Er forderte die von der Bundesregierung die versprochenen 1,5 Mrd. € pro Jahr als Investitionszuschuss für Tierwohlställe, die nicht im Koalitionsvertrag stehen.
Das Tierhaltungskennzeichengesetz will Rukwied ganz neu aufrollen. "Das ist ein derartiger Murks - in die Tonne damit - weißes Blatt nehmen, neu anfangen und 2027 neu beginnen", rief er in den Saal. Bisher hat die Koalition geplant, im März 2026 mit der Tierhaltungskennzeichnung zu starten.
Ausnahmen beim Mindestlohn für saisonale Arbeit
Erneut forderte Rukwied auch eine Sonderregelung beim Mindestlohn für saisonale Arbeit. "Die Frage ist nicht, warum wir gegen einen höheren Mindestlohn sind. Gegenfrage: Wollen Sie weiter deutsches Obst und Gemüse und deutschen Wein haben? Dann müssen Sie einer Sonderregelung zustimmen. Sonst wandert die Produktion ab. Wer den Mindestlohn anhebt, setzt den Schlüssel zum schließen der Hoftore an", sagte Rukwied.
Applaus zum Bürokratieabbau
Den größten Applaus bekommt Rukwied für seine Aussagen zum Bürokratieabbau. Dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH) lägen 190 Vorschläge vor, diese seien aber "noch nicht wirklich bearbeitet" worden, behauptete Rukwied. "Da muss man auch mal überflüssige Gesetze streichen. Natürlich braucht man einen Ordnungsrahgmen. Goldplating nimmt den Landwirten aber die Luft zum Atmen", sagte er.
Eine ausführlich Analyse zur Rede von Rukwied auf dem Bauerntag lesen Sie hier:
---
DBV-Präsidium: EU-Agrarpolitik braucht mehr Mittel
Nachdem DBV-Präsident Joachim Rukwied sich im Vorfeld des Bauerntages von der neuen Bundesregierung einen agrarpolitischen Neustart gewünscht hat, wird der Bauernverband nun konkret. Das Präsidium des Bauernverbandes hat zum Start der Konferenz eine Erklärung mit sieben Kernforderungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028-2034 und zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028 verabschiedet.
Aus Sicht des DBV-Präsidiums muss der nächste EU-Haushalt sowohl die GAP als auch die Kohäsionspolitik mit einer deutlich aufgestockten Mittelausstattung und einer eigenständigen Fondsstruktur umsetzen. Beide Bereiche tragen in Europa maßgeblich zur Versorgungs-souveränität, zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, zur nachhaltigen Entwicklung und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Eine Zentralisierung durch sogenannte „Single Plans“ ist mit den Zielen der EU nicht vereinbar.
Rukwied: Faire Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft
„Die europäische Landwirtschaft braucht Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen. Wenn die EU ihre Versorgungssouveränität sowie die Stabilität ländlicher Räume sichern will, führt kein Weg an einem deutlich aufgestockten EU-Agrarbudget vorbei. Wir fordern ein MFR-Budget, das deutlich über dem heutigen Anteil des Bruttonationaleinkommens liegt und damit deutlich erhöhte und zweckgebundene Mittel für die GAP bereitgestellt werden“, so DBV-Präsident Joachim Rukwied.
Im Juli 2025 wird die EU-Kommission erste Vorschläge für eine Neuausrichtung des Mehrjährigen Finanzrahmens und die Weiterentwicklung der GAP ab 2028 vorlegen. Der DBV bringt sich mit sieben klaren politischen Forderungen in die Debatte ein – für eine GAP, die wirtschaftliche Stabilität, nachhaltige Entwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalt gleichermaßen fördert.
Das sind die Forderungen des DBV zum Mittelfristigen Finanzrahmen und zur GAP:
Eigenständiges Agrarbudget im MFR 2028-2034 deutlich erhöhen und absichern
Der DBV fordert ein MFR-Budget, das deutlich über dem heutigen Anteil des Bruttonationaleinkommens liegt und lehnt Vorschläge für eine Zentralisierung durch sogenannte „Single Plans“ entschieden ab. Diese würden die Einheit der GAP massiv gefährden.Ländliche Räume und Landwirtschaft als Einheit stärken
Die ländliche Entwicklung muss als integraler Teil der GAP finanziell gestärkt und als EU-Politik für ländliche Räume besser mit der Kohäsionspolitik verzahnt werden.GAP als gemeinsamen EU-Politikbereich fest verankern und stärken
Die GAP muss als zentraler gemeinsamer Politikbereich aller Mitgliedstaaten erhalten bleiben und für Investitionssicherheit und Stabilität langfristig verlässlich ausgestaltet werden.Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit in der GAP in den Mittelpunkt rücken
Die GAP soll zur Versorgungssouveränität beitragen, landwirtschaftliche Vielfalt und Krisenfestigkeit stärken und Wettbewerbsnachteile aus EU-Vorgaben gezielt ausgleichen.Einkommenswirksamkeit aller GAP-Instrumente stärken
Alle GAP-Instrumente – insbesondere die Direktzahlungen der 1. Säule – müssen gezielt zur Einkommenssicherung beitragen und an wirtschaftlichen Realitäten ausgerichtet werden.GAP vereinfachen – Bürokratie abbauen – „Grüne Architektur“ praxistauglich gestalten
Der DBV fordert einen grundlegenden Bürokratieabbau, die Überarbeitung der Konditionalität und die vollständige Streichung der sozialen Konditionalität aus dem EU-Recht.Freiwillige, wirtschaftlich tragfähige und kooperative Agrarumweltmaßnahmen sichern
Agrarumweltmaßnahmen müssen produktionsintegriert, wirtschaftlich attraktiv und kooperativ umsetzbar bleiben – auch in Gunstregionen und auf Basis regionaler Programme.
---
++ 24.06.2025 ++
Vor dem Bauerntag: Umweltminister Schneider setzt auf Naturschutz in der Agrarpolitik
Umweltminister Schneider orientiert sich beim Blick auf die Agrarpolitik an seinem Opa, der Landwirt war. Ein genereller Kurswechsel in der Agrarumweltpolitik ist von ihm jedoch nicht zu erwarten.
Einen ersten Einblick lesen Sie hier:
---
++ 21.06.2025 ++
Rukwied: Minister Rainer muss liefern
DBV-Präsident Rukwied sieht Agrarminister Rainer gefordert, konkrete Maßnahmen zur neuen Agrarpolitik vorzustellen - nicht nur beim Bürokratieabbau. Beim Mindestlohn sieht er keinen Spielraum.
Ein Interview mit Rukwied im Vorfeld des Bauerntages:
---
++ 16.06.2025 ++
Warum Friedrich Merz dem Deutschen Bauerntag fernbleibt
„Mehr Politikwechsel wagen“ fordert der DBV auf seinem diesjährigen Bauerntag. Union und SPD wollen zeigen, was sie bisher zu bieten haben und kommen - nur Friedrich Merz kann nicht.