Lars Ruschmeyer
Lars Ruschmeyer ist Bundesvorsitzender beim Bund der Deutschen Landjugend (BDL), in einer Doppelspitze mit Theresa Schmidt. Er kommt von einem Milchviehbetrieb im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme).
Wie ist die aktuelle Stimmung unter den jungen Landwirtinnen und Landwirten?
Ruschmeyer: Das ist wie so oft ein Auf und Ab. Für uns Praktikerinnen und Praktiker ist das Frühjahr immer eine sehr arbeitsreiche und gleichzeitig schöne Zeit, in der wir einerseits wissen, warum wir gerne Landwirt sind.
Andererseits bringt diese Zeit uns häufig an die Grenzen unserer Belastbarkeit. Sorgen machen uns aktuell natürlich vor allem die noch unbekannten Auswirkungen, der langanhaltenden Trockenheitsphase in vielen Teilen Deutschlands.
Welche Rolle spielt das Thema Bürokratie für die jungen Praktiker?
Ruschmeyer: Leider eine große. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich alle Arbeiten zweimal machen muss. Einmal in echt am Tier oder auf dem Feld und dann ein zweites Mal am Schreibtisch, wo ich nahezu jeden Arbeitsschritt dokumentieren muss.
Bürokratie heißt aber nicht nur zu dokumentieren; es heißt vor allem auch zu lesen und zu verstehen, was sich ständig ändert. Man muss dementsprechend auch die eigene Arbeitsweise anpassen. Das ist sehr anstrengend und belastend.
Landwirtschaft im Dialog: "Agrarpolitik: Was plant die neuen Bundesregierung?"
Was sich junge Landwirtinnen und Landwirte sonst noch von der neuen Bundesregierung wünschen, werden wir am 2. Juni um 19 Uhr bei "Landwirtschaft im Dialog" in Berlin diskutieren.
Einen politischen Impulsvortrag wird Alois Rainer (CSU), der neue Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, halten. Mit dabei sind außerdem folgende Gäste.
Johannes Steiniger (CDU) und Dr. Franziska Kersten (SPD), die beiden agrarpolitischen Sprecher der Koalitionsparteien
Anne Kokenbrink, Redakteurin bei der FAZ
Joerg Hilbers, Geschäftsführer Fachgruppe Obstbau
Dorothee Berger, Vorstandsvorsitzende des Verbandes Pro Agro und Ackerbäuerin
Jan Schleicher, Leiter Category Management/Einkauf der REWE Region Ost
Katharina Leyschulte, Rinderhalterin aus Nordrhein-Westfalen
Markus vom Stein, Einkaufsleiter Vollsortiment Ultrafrische 2 (Fleisch/ Geflügel, Wurst, Brot und Backwaren) der REWE Group
Dr. Ophelia Nick, Bündnis 90/Die Grünen, Sprecherin für Landwirtschaftspolitik in der Bundestagsfraktion
Lars Ruschmeyer, Bundesvorsitzender Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL)
Dominik Zupp, REWE-Kaufmann (REWE-Markt WATERKANT Berlin)
Sie können die Veranstaltung live auf YouTube verfolgen. Für den Zugang zum Livestream ist keine Anmeldung erforderlich. Vor Ort ist die Veranstaltung bereits ausgebucht.
Was wünschen Sie sich als junger Landwirt von der neuen Bundesregierung?
Ruschmeyer: Ich wünsche mir, dass gute Punkte aus dem Koalitionsvertrag wie z. B. das Abschaffen von Genehmigungshürden beim Stallbau und der Bestandsschutz für neu- sowie umgebaute Tierwohlställe für mindestens 20 Jahre zügig umgesetzt werden.
In den Gesetzen gibt es zudem Zielkonflikte, z. B. zwischen Tierwohl sowie Umwelt- und Klimaschutz. Sie müssen geklärt und lähmende Streitereien zwischen verschiedenen Ministerien vermieden werden.
Vor allem wünsche ich mir, dass die neue Regierung für uns Landwirte und Landwirtinnen einen Rahmen gestaltet, der eigenverantwortliches Handeln und Vertrauen in unsere Arbeit schafft und nicht bis ins kleinste Detail alles durchreguliert.
Was erhofft sich der BDL von der nächsten GAP-Reform?
Ruschmeyer: Wir brauchen eine deutliche finanzielle Aufstockung der Junglandwirt:innen-Förderung, um mit verschiedenen Maßnahmen den Generationenwechsel zu unterstützen. Außerdem brauchen wir einen längeren GAP-Zeitraum für mehr politische Kontinuität.
Außerdem müssen Umweltleistungen praktikabler gestaltet und mit mehr unternehmerischen Anreizen versehen werden. Auch die GLÖZ-Standards müssen verschlankt werden.
Das oberste Ziel sollte Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt und eine faire Handelsbedingungen zwischen allen Akteuren der Lieferkette sein. Unabhängig von der GAP ist es besonders wichtig, dass wir ein eigenständiges Agrarbudget im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen der EU behalten.