Landwirte aus dem Nordwesten Deutschlands haben am Dienstagabend gemeinsam mit französischen und kanadischen Kollegen Erfahrungen über Milchpreise und Agrarpolitik ausgetauscht. Dazu eingeladen hatte sie der BDM über seine Regionalverbände in den Landkreisen Ammerland, Cloppenburg und Oldenburg, meldet Radio Bremen. Landwirt Jean Rosseau aus der kanadischen Provinz Quebec stellte das Modell der nationalen Milchwirtschaft Kanadas vor. Die kanadischen Bauern vermarkten ihre Milch gemeinsam und an ihren nationalen Markt angepasst. Das verhindere Überproduktion und garantiere allen gute Preise, so Rousseau. Umgerechnet über 45 Cent pro Liter Milch bekommen die Landwirte in Kanada im Durchschnitt, und 2009 sei Kanada das einzige Land weltweit gewesen, wo der Milchpreis stabil geblieben ist. Importbeschränkungen schützen dort den heimischen Milchmarkt zusätzlich. Nur 4 % der Gesamtmenge dürfen importiert werden. Das garantiere, dass ein Durchschnittsbetrieb in Kanada von 56 Kühen gut leben könne, so Rousseau. In Deutschland oder Frankreich reicht dagegen die dreifache Menge nicht mehr aus, so der BDM, der sich ebenfalls für eine europaweite Mengenregulierung einsetzt.
BDM-Symposium Berlin: "Milcherzeuger im Soft Landing"
Ilse Aigner
Kurz zuvor, am Samstag, hatte der BDM zu einem Symposium, "Milcherzeuger im Soft Landing \- Braucht der Milchmarkt Regeln?", eingeladen. Rund 2.000 Milcherzeuger aus ganz Deutschland waren dazu nach Berlin gekommen. Die EU-Milchmarktpolitik, die vor allem auf Welthandel und Liberalisierung ausgerichtet ist, wurde von allen Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln kritisiert, berichtet der BDM von der Veranstaltung. Wunsch und Wirklichkeit lägen bei der Orientierung hin zum Weltmarkt oft weit auseinander. Irrtümer seien an der Tagesordnung, das hätten übereinstimmend Prof. Onno Poppinga und Dr. Martin Grauer festgestellt. Július Molnar vom EU-Rechnungshof und Direktor des Sonderberichts für den Milchmarkt habe diese Kritik an der Ausrichtung der EU-Milchmarktpolitik sowie die Exportuntauglichkeit der EU-Überschussprodukte Butter und Milchpulver untermauert. Der Sonderbericht habe auf politischer Ebene für einiges Aufsehen gesorgt. Dr. André Pflimlin (Frankreich) und John Kinsman (USA) stellten die Auswirkungen der Milchpolitik in Kanada und den USA dar. Unterstützung erhielten sie von anwesenden kanadischen Milcherzeugern. Als Vorzeigebeispiel hatte die EMB-Vize-Präsidentin Sieta van Keimpema Kanada auch auf der Grünen Woche bezeichnet. Hier nochmals der Bericht: EMB schlägt EU-Monitoringstelle vor (15.1.2010)
Butterpreise sollen um 20 Cent fallen (28.1.2010)