Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

News

"Bei 28 Ct pro Liter Milch geht es an die Substanz"

Mit jeder Milchabholung verliert Landwirt Nico Hellerich aus Wewelsfleth bares Geld. Gerade mal 28 Cent bekommt er noch von der Breitenburger Milchzentrale für einen Liter Milch. Mindestens 33 Cent müssten es sein, damit er wenigstens die Produktionskosten wieder voll reinbekommt, berichtet der Milchbauer.

Lesezeit: 3 Minuten

Mit jeder Milchabholung verliert Landwirt Nico Hellerich aus Wewelsfleth bares Geld. Gerade mal 28 Cent bekommt er noch von der Breitenburger Milchzentrale für einen Liter Milch. Mindestens 33 Cent müssten es sein, damit er wenigstens die Produktionskosten wieder voll reinbekommt, berichtet der Milchbauer der Schleswig-Holsteiner Zeitung.

 

Wie dem Vorsitzenden des Bezirksbauernverbandes Wilstermarsch geht es seit Monaten auch seinen Berufskollegen. Die Milch ist zum reinen Zusatzgeschäft geworden. „Da muss man schon eine gehörige Portion Selbstdisziplin mitbringen“, erklärt der 48-Jährige der Zeitung weiter. Seine Berufskollegen forderten unlängst auf einer Demo am Mittwoch in Rendsburg, bei einer echten Krise die Produktion freiwillig zurückzufahren.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Hellerichs 90 Lühe geben derzeit jeden Tag 1.800 Liter Milch. „Da kann man sich leicht ausrechnen, was am Ende übrig bleibt.“ Nämlich mehr als nichts – man zahlt drauf. Natürlich könne man sich das auch schönrechnen: Der Trecker läuft eben ein bisschen länger, Investitionen bleiben aus, Abschreibungen werden verfrühstückt. Und an Reparaturen wird nur noch das Allernotwendigste gemacht. „Die Lage auf dem Milchmarkt bekommen allmählich aber auch die Unternehmen zu spüren, die noch an der Landwirtschaft dranhängen“, berichtet Hellerich.


Er ist überzeugt, dass die Probleme mit dem Russland-Embargo begonnen haben. Bis dahin hatten die Bauern mit ihrer Milch zeitweise sogar noch richtig gutes Geld verdient. Weil ein wichtiger Absatzmarkt – auch für die Breitenburger – aber weggefallen sei, müsse die Milch sich eben andere Wege suchen, was auf den Preis drückt. Den Meiereien will er da gar keinen Vorwurf machen. „Das sind doch wir selbst.“ Auch die seit April weggefallene Milchquote spiele für die aktuelle Preissituation keine Rolle. Zwar unterlägen die Landwirte jetzt keinen Mengenbeschränkungen mehr. Aber so schnell könnten die Betriebe Mengen auch gar nicht steigern. Auch dann nicht, wenn sich die Preise wieder erholen.


So bleiben Hellerich und seine Berufskollegen dem Preis für die Milch mehr oder weniger hilflos ausgesetzt. Zwar habe es auch in der Vergangenheit immer ein Auf und Ab gegeben. „Die guten Phasen dauern aber nicht lange genug.“ Hellerich weiß, dass viele Betriebe von der Substanz leben und vielfach keine Rücklagen für schlechte Zeiten mehr bilden können. Günstige Darlehen oder die von Finanzministerin Monika Heinold versprochene großzügige Auslegung der Ermessensspielräume bei den Finanzämtern sind nach seiner Einschätzung auch keine wirkliche Hilfe. Irgendwann müsse ja auch dieses Geld zurückgezahlt werden.


„Verbitterung, Unsicherheit, in jedem Fall große Sorgen“, fasst Nico Hellerich die Stimmungslage bei den Milchbauern gegenüber der SHZ  zusammen. Auch die Verbände stünden dem Problem derzeit ja eher ratlos gegenüber. Gerade die Funktionäre nimmt Hellerich aber jetzt auch in die Pflicht: „Die sollen nicht nur in guten Zeiten jubeln, dass der Markt alles regele, und sich in schlechten Zeiten dann wegducken.“


Eine Rückkehr zur Milchquote oder gar staatlich garantierte Milchpreise lehnt der Landwirt allerdings strikt ab. Und auch ein Streik der Milchbauern ist für ihn kein Thema. „Der Tankzug aus Holland steht doch innerhalb von vier Stunden am Wilster Einkaufszentrum.“ Hellerich macht deutlich, dass Milch zumindest innerhalb von Europa keine Grenzen kennt und bei Bedarf sofort die Konkurrenz bereit steht.


Trotz aller Not setzt er seine ganze Hoffnung auf einen langfristig funktionierenden Markt. „Wir müssen jetzt neue Produkte entwickeln und neue Märkte erschließen.“ Vielleicht, so fügt er noch hinzu, sollte man aber auch das Embargo überdenken. Wie lange er und seine Berufskollegen darauf noch warten können, weiß auch Hellerich nicht.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.