Nach dem Brandanschlag auf einen fast fertiggestellten neuen Hähnchenstall mit 30 000 Mastplätzen in Sprötze im Landkreis Harburg ist zwischen radikalen Tierschützern und der klassischen Landwirtschaft eine tiefe Kluft aufgebrochen. Für die Ermittler der Polizei steht fest, dass der Neubau einer Brandstiftung zum Opfer fiel, denn Brandbeschleuniger wurden an mehreren Stellen der Halle nachgewiesen. Die Täter sind weiterhin unbekannt.
Gegen die Mastanlage, mit der sich ein Junglandwirt eine Existenz aufbauen wollte, hatte es in den vergangenen Monaten Proteste und eine Mahnwache von radikalen Tierschützern gegeben. Für Hinweise, die zur Verurteilung des oder der Täter führen, wurde am vergangenen Donnerstag eine Belohnung von 21 000 Euro ausgelobt, die zu jeweils rund einem Viertel von der Polizeidirektion Lüneburg sowie vom Kreisverband Lüneburger Heide des niedersächsischen Landvolkes stammt. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) steuert 10 000 Euro bei.
Der Verband sieht durch den Brandanschlag "eindeutig die Grenze einer sachlichen Auseinandersetzung überschritten". Einem jungen Landwirt sei die Existenzgrundlage genommen worden, betonte ZDG-Präsident Gerhard Wagner. Die polizeilichen Ermittlungen würden klären, inwieweit militante Tierschützer an dem Anschlag beteiligt gewesen seien. "Wir beobachten seit langem eine immer unsachlicher werdende Diskussion zum Thema Hähnchenhaltung", beklagte Wagner. Klar sei, dass mit einer solchen Brandstiftung eine neue Dimension erreicht sei, die mit Tierschutz nichts mehr zu tun habe. Tierschutz sei in der Hähnchenhaltung in Deutschland von großer Bedeutung. Im europäischen Vergleich nehme Deutschland eine Vorreiterrolle ein.
Hintergründe: Tierschützer haben vermutlich Mastanlage angesteckt (3.8.2010)