„Im Moment legen wir Geld dazu“, sagt der 28-Jährige Milchbauer Kai-Henrik Struß. Vor zwei Jahren erst hat die Familie aus Egestorf einen neuen Kuhstall für 120 Kühe in Betrieb genommen. Der alte Stall aus den siebziger Jahren wird noch für das Jungvieh genutzt.
Die höheren Leistungen durch den neuen hellen Stall samt Melkroboter hatte der Milchviehhalter eingeplant, die rapide gesunkenen Preise dagegen nicht, berichtet das Landvolk nach einem Besuch auf dem Hof. Den Familienbetrieb in der Region Hannover trifft es doppelt: Er muss die Investitionskosten für den Stall abbezahlen, aber auf der Einnahmenseite klafft ein großes Loch. Auch die Erlöse für Zuckerrüben und Weizen, die auf den Feldern angebaut werden, steuern zurzeit nicht viel zum Familieneinkommen bei.
Der Blick auf die Billigpreise im Lebensmitteleinzelhandel verärgert die Familie. „Wir kümmern uns jeden Tag mit viel Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen um unsere Tiere. Für uns ist Tierwohl ein fester Bestandteil der Betriebsphilosophie und kein leeres Versprechen“, sagt Kai-Henrik Struß selbstbewusst. Die ständigen Preissenkungen, wie gerade erst wieder bei einem Discounter für Butter, passen nach seiner Einschätzung allerdings nicht zu dem Anspruch, dass Landwirte noch mehr als bereits bisher für Nachhaltigkeit, Tierwohl oder Natur- und Umweltschutz aufwenden sollten. „Zur Nachhaltigkeit zählt ganz eindeutig auch die ökonomische Seite“, schildert Struß. „Wir Milchviehhalter hier im Lande wollen von unserer Arbeit leben, aber ohne ausreichendes Einkommen können wir auf unsere Höfen nicht überleben“, fügt er an.