Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, hat kürzlich den Milchviehbetrieb von Hessens Bauernpräsident Karsten Schmal in Waldeck-Sachsenhausen besucht. Schmal hält hier 180 Kühe im halboffenen Laufstall.
Wie Pfarrer Karl-Günter Balzer auf seiner Homepage berichtet, ist Hein zusammen mit einer Delegation der Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ auf den Hof gekommen. Er suchte das Gespräch mit Schmal und wollte sich über die Themen, Sorgen und Probleme der Landwirte informieren.
Seit zehn Monaten steht Karsten Schmal an der Spitze des HBV. Jährlich fährt er 80.000 Kilometer, vertritt in Politik und Handel die Interessen der hessischen Bauern. Sohn Steffen und Ehefrau Doris halten den Betrieb mit zwei Teilzeitkräften am Laufen, wenn er unterwegs ist. Schmal weiß, wie es den Landwirten geht, weil er und seine Familie die Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen erleben. Die Themen liegen auf dem Tisch. Zum Beispiel der viel zu niedrige Milchpreise, der den Bauern schwer zu schaffen macht. Die Discounter haben den Preis für die Milch auf Ramschniveau gesenkt und die großen Handelsketten machen das gerne mit. Das freut die Verbraucher. Die Molkereien erhalten nur niedrige Einnahmen, die sie noch niedriger an die Milchbauern weitergeben.
Schmal zeigte die Auswirkungen auf. Viele Milchbauern arbeiten umsonst, beuten sich regelrecht selbst aus. Dringend notwendige Investitionen könnten nicht mehr vorgenommen werden. Noch schlimmer sei es für die Landwirte, die in neue Stallbauten investiert haben und jetzt bei den Banken in der Kreide stehen. In solchen Zeiten reife bei etlichen Bauern schweren Herzens der Entschluss, den Hof aufzugeben.
An dieser Stelle brachte Bischof Hein seine Mitarbeiter ins Gespräch. Hartmut Schneider und Christina Meibohm von der Beratungsstelle„Familie und Betrieb“ bieten zusammen mit Ehrenamtlichen persönliche Beratung in Krisen und bei Hofübergaben an. Sonnele Göckeritz, Ute Göpel und Karl-Günter Balzer organisieren Veranstaltungen, halten Vorträge und erstellen Materialien zur Entwicklung des ländlichen Raums, zu Landbewirtschaftung und Tierhaltung. Ihnen allen läge die Zusammenarbeit mit dem Hessischen Bauernverband und den Kreisverbänden am Herzen, wie Referatsleiter Dr. Jochen Gerlach betonte.
Dass das Verhältnis zwischen Kirche und Bauernverband nicht immer ungetrübt ist, wurde im Gespräch nicht ausgespart. Nicht selten komme es bei Verpachtungen von Kirchenland zu Konflikten. Unterlegene Bieter würden dann Ihren Ärger schon mal direkt an den Bischof schreiben. Dieser verweise jedoch auf die Alleinverantwortung der Kirchengemeinde vor Ort. Allerdings gebe die Landeskirche auch Hilfen an die Hand, damit das Pachtverfahren fair und transparent ablaufen kann. Die Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ hat laut Balzer eine Arbeitshilfe erstellt, die der Bischof in seinem Vorwort den Kirchengemeinden empfiehlt.
Andere Themen konnte bei dem Besuch dagegen nur kurz angerissen werden. Kann die Kirche Direktvermarkter durch das Aufstellen von Verkaufsautomaten unterstützen?
An Tierwohl und Gentechnikfreiheit sind Bauernverband und Kirche jedenfalls beide interessiert, wie es hieß. Präsident Schmal machte allerdings deutlich, dass das nicht zum Nulltarif den Bauern abverlangt werden könne. Gemeinsame Themen gebe es viele, stellte auch Martin Hein fest. Beide bewerteten das Gespräch als konstruktiv und wichtig. Es soll fortgesetzt werden. Am 16. Oktober wird Hein seine Position im biblischen Horizont ausführen können. Denn dann findet das Landeserntedankfest des HBV in Bad Arolsen statt. Im Festgottesdienst um 14.00 in der Stadtkirche wird Bischof Prof. Dr. Martin Hein predigen.
Weitere Fotos und Informationen finden Sie auf www.kgbalzer.net