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30 Jahre Wiedervereinigung

Born sieht Wiedervereinigung auch für die Landwirtschaft als Glücksfall an

Dr. Helmut Born, ehemaliger DBV-Generalsekretär, zollt den Verantwortlichen der Wiedervereinigung großen Respekt.

Lesezeit: 4 Minuten

Ungeachtet der gerade auch im ostdeutschen Agrarbereich teils holprig verlaufenen Anpassungsprozesse hält der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, die Wiedervereinigung für einen Glücksfall der Geschichte. Die Ereignisse von 1989 und 1990 sowie die damals handelnden Akteure in Politik und Verwaltung flößten ihm nach wie vor Respekt ein, erklärte Born am Montag vergangener Woche (12.10.) bei einer virtuellen Diskussionsrunde der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung.

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Der ehemalige DBV-Generalsekretär betonte die gravierenden Unterschiede, die damals zwischen der ost- und westdeutschen Landwirtschaft existierten. So hätten den mehr als 600 000 Familienbetrieben westlich der Elbe rund 6 000 planwirtschaftlich organisierte Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) im Osten gegenübergestanden. Dennoch sei es in den folgenden Jahren gelungen, die Weichen dafür zu stellen, dass die Agrarwirtschaft in den „jungen Bundesländern“ viel schneller als beispielsweise die Industrie wieder Tritt gefasst habe, erläuterte Born. Dazu hat nach seiner Ansicht auch die im Juli 1990 unterzeichnete Warburger Erklärung für eine gesamtdeutsche landwirtschaftliche Interessenvertretung beigetragen. Diese hatte dem einzelnen Bauern unter anderem die freie Entscheidung über die Bewirtschaftungsform seines Betriebes freigestellt, sei es als Wiedereinrichter oder als juristische Person.

Wie der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag, Johannes Funke, aus eigener Perspektive deutlich machte, brachten die Wendejahre extreme Brüche in allen beruflichen und privaten Belangen. Funke sieht heute jedoch klare Anzeichen für ein gutes Miteinander von Ost und West. Der Journalist und Chefredakteur der Bauernzeitung, Ralf Stephan, zeigte Verständnis für die enttäuschten Erwartungen mancher ostdeutscher Bürger nach der Wende, warb aber dafür, den Blick nach vorn zu richten.

Viele Härten in den Anfangsjahren

Rückblickend räumte auch Born ein, dass die ersten drei Jahre des wiedervereinigten Deutschlands in der Landwirtschaft für viele mit erheblichen Härten verbunden gewesen seien. Größtes akutes Problem sei die soziale Abfederung der Abwanderung von rund 80 % der ursprünglich im Agrarsektor Beschäftigten gewesen. Umso wichtiger seien die vom Bauernverband unterstützte gleichwertige Behandlung aller Arbeitslosen in Stadt und Land sowie der rasche Aufbau von Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen gewesen, so der ehemalige DBV-Generalsekretär. Born hob hervor, dass die Landwirtschaft in beiden Teilen des wiedervereinigten Deutschlands erhebliche Strukturanpassungen hinter sich gebracht habe. Sorgen bereiteten aber die nach wie vor geringe Tierbesatzdichte und der dominante Ackerbau im Osten, die eine Wertschöpfung wie in Teilen Westdeutschlands verhinderten. Born hält daher die Suche nach betrieblichen Alternativen, einem vielfältigeren Ackerbau und neuen Unternehmenskonzepten langfristig für wichtiger als beispielsweise die aktuelle Debatte um außerlandwirtschaftliches Kapital in ostdeutschen Agrarunternehmen.

Ost-West-Mischung

Funke zufolge ist die Landwirtschaft der neuen Bundesländer längst eine Mischung aus Ost und West. Viele Bauern aus den alten Bundesländern oder beispielsweise den Niederlanden, die sich nach 1990 östlich der Elbe angesiedelt hätten, seien heute in vielen Gegenden nicht mehr wegzudenken. Der SPD-Politiker kann nachvollziehen, dass manche ostdeutschen Betriebe bei dem einen oder anderen Landwirt im Westen in den ersten Jahren wegen ihrer schieren Größe Ängste geweckt haben. Er weist aber darauf hin, dass die Betriebsgröße allein auch im Osten nicht automatisch zum Erfolg geführt oder „glücklich gemacht hat“. Viele Regionen seien hier weiterhin schwach, was die Veredlung angehe. Zudem befinde sich die ostdeutsche Agrarwirtschaft nach 30 Jahren vor einem neuen Strukturbruch, da zahlreiche Betriebsleiter altersbedingt vor dem Ausscheiden stünden, es aber an Nachfolgern fehle. Funke geht davon aus, dass die demografische Entwicklung in den Agrarunternehmen und im ländlichen Raum insgesamt ein Dauerthema bleiben wird.

Teils falsche Erwartungen

Nach Auffassung von Stephan rührt die Desillusionierung mancher Bürger im Osten daher, dass in und nach der Wende viele falsche Erwartungen geweckt wurden. Auch sei den Leuten „viel übergestülpt“ worden. Er selbst hätte sich gewünscht, dass manche sinnvolle Errungenschaft der DDR-Zeit wie Kitas oder Polikliniken beibehalten worden wären, sagte Stephan. Die immer wieder geführte Ost-West-Diskussion behindert nach seinem Dafürhalten allerdings die notwendigere Debatte über die „echten Probleme“. Diese verortet der Chefredakteur der Bauernzeitung, der zuvor viele Jahre die niedersächsische „Land & Forst“ geleitet hatte, eher bei Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz für die Landwirtschaft oder der Zukunft der Tierhaltung in Ostdeutschland. Dem Berufsstand rät Stephan deshalb zu einer effektiveren Öffentlichkeitsarbeit. Als Vorbild empfiehlt er den Deutschen Jagdverband (DJV), dessen Arbeit in den vergangenen Jahren viel zu einem besseren Bild der Jäger in der öffentlichen Wahrnehmung beigetragen habe.

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