Die brasilianischen Sojaanbauer wehren sich gegen Kritik aus Europa an ihren Produktionsmethoden. „Praktisch die gesamte Sojaproduktion ist nachhaltig“, sagt der Geschäftsführer der Vereinigung der Soja- und Maisproduzenten von Mato Grosso (Aprosoja), Wellington Andrade, im Interview mit AGRA-EUROPE.
Brasilien verfüge über die „modernste und restriktivste Umweltgesetzgebung weltweit“, die von den Produzenten „konsequent umgesetzt“ und von den Kontrollorganen der Regierung überprüft werde. Den Europäern wirft Andrade „politischen Opportunismus“ und „Desinformation“ über die tatsächliche Situation in Brasilien vor. So erfolge die Abholzung des Regenwaldes nicht, um den Sojaanbau auszuweiten, der im Amazonasgebiet ohnehin nicht möglich sei.
Der Geschäftsführer verteidigt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die in der Europäischen Union verboten sind. Sie seien für die Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten in einer tropischen Landwirtschaft unabdingbar. Auch auf Glyphosat könne die brasilianische Landwirtschaft nicht verzichten. Andrade räumt ein, dass ein Scheitern des Mercosur-Abkommens für die Sojaproduzenten und das gesamte brasilianische Agrobusiness „einen großen Verlust“ bedeuten würde.
Ausweitung des gentechnikfreien Anbaus möglich
Der Aprosoja-Geschäftsführer bezeichnet die Europäische Union als einen der wichtigsten Märkte für landwirtschaftliche Produkte aus Brasilien und weist Deutschland als Hauptimporteur von brasilianischem Soja und mit Blick auf dessen „starken politischen Einfluss“ beim Thema Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle zu.
Obwohl Brasilien den größten Anteil des Sojas nach China exportiere, spricht sich Andrade für einen Ausbau der Handelsbeziehungen zu Europa aus, weil die EU „weltweit Einfluss auf unsere Produkte“ habe. Den Anteil des gentechnikfreien Sojaanbaus im Bundesstaat Mato Grosso beziffert Andrade auf 10 % bis 15 %. Eine Möglichkeit, dies weiter zu steigern, sei es, „mehr für nicht-genverändertes Soja zu zahlen“.
Der Verbandsvertreter betont das enorme Produktionspotential Brasiliens. Das Land habe die Möglichkeit, die Anbaufläche für den Getreide- und Sojaanbau zu verdoppeln, „ohne dafür auch nur einen einzigen Baum fällen zu müssen“. Stattdessen würde es ausreichen, bereits genutzte Flächen aus der Viehzucht oder degradierte Weideflächen umzunutzen, so Andrade. Die in den letzten Jahren erfolgte Ausdehnung des Sojaanbaus sei innerhalb der gesetzlichen Grenzen erfolgt.