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Klimaschutz vor Landwirtschaft

BioStadt Bremen: Grüne machen Landwirtschaft für Treibhausgasanstieg verantwortlich

Die Grünen in Bremen haben ein "Wünsch Dir Was-Paket" geschnürt und aufgeschrieben. Wie die Ernährungsbranche der Zukunft ausssehen soll, lesen Sie hier in unserer Zusammenfassung.

Lesezeit: 7 Minuten

Nach Ansicht der Grünen hat die Ernährungswende in dem Bundesland bereits begonnen. Zusammen mit Landwirten, Köchen und vielen weiteren Akteuren will die Partei die BioStadt Bremen vorantreiben und mit dem Aktionsplan 2025 die Gemeinschaftsverpflegung ökologischer gestalten.

„Ernährungswirtschaft für 37 % der Treibhausgase verantwortlich“

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In einem Papier schreiben die Grünen, was sie planen. So sei die Klimawirkung von Landwirtschaft und Ernährung so groß, dass dieser Sektor allein bei gegenwärtigem Trend die Treibhausgasbudgets zum Erreichen der Paris-Ziele sprengen könne. Dazu heißt es: „Selbst wenn wir jetzt sofort sämtliche fossilen Anlagen wie Kohlekraftwerke, Gasheizungen und Dieselautos abschaffen würden, würde der Ernährungssektor allein ein Erreichen des 1,5-Grad-Ziels von Paris unmöglich machen.“

Global trage die Ernährung 21 bis 37 % zum Treibhausgasausstoß bei. Der gesamte Verkehrssektor dagegen nur 14 % bzw. Bau und Beheizung sämtlicher Gebäude 18 %. Zudem beanspruche die Tierhaltung „riesige Flächen zur Futtermittelproduktion“ und „vergiftet unser Grundwasser durch Nitrat und Arzneimittelrückstände“, schreibt die Partei weiter.

Agrarland als Kohlenstoffsenken nutzen

Würde dieser Prozess umgekehrt, könnten die Flächen, die heute als Weiden oder zur Futtermittelproduktion dienen, als potenziell größte bekannte und sichere Kohlenstoffsenken genutzt werden. „Wird dieses Potenzial in der Klimabilanz berücksichtigt, „[…] trägt die Ernährung der Menschen in Europa genauso viel zur globalen Erwärmung bei wie der gesamte übrige Verbrauch von Energie und allen weiteren Gütern zusammengenommen“, ist zu lesen.

Die Bremer Grünen sehen daher eine vegane Ernährung als umweltfreundlichste Ernährungsweise. Sie sei zugleich vermutlich die wirksamste Maßnahme überhaupt zur Verringerung des individuellen Einflusses auf den Planeten. Als guter Anfang sei zumindest ein deutlicher Rückgang des Fleischkonsums erforderlich.

"Milliardenfaches Töten mitfühlender Geschöpfe"

Als weiteren Punkt prangern die Grünen aus Bremen die "milliardenfache Tötung" von Nutztieren zur Lebensmittelproduktion an. „Egal ob Rind, Huhn oder Fisch, diese Tiere sind fühlende Lebewesen, die vielfach ähnliche Emotionen empfinden wie wir Menschen, von Neugierde und Zuneigung bis zu Trauer und Schmerz. Unsere Ernährung ist daher nur dann gerecht, wenn sie auch den individuellen Bedürfnissen dieser Tiere gerecht wird“, heißt es.

Die Wende in der Landwirtschaft könne nur zusammen mit den Landwirten gelingen, denn auch sie seien gefangen in den Bedingungen eines „Wachse oder weiche“ mit Preisdruck, Konkurrenz, Konzernmacht, Gesetzgebung und Vollzugsproblemen. Zudem seien sie oft Sündenböcke dieses Systems. Selbst die Standards der biologischen Landwirtschaft und ihrer Anbauverbände erlaubten Bedingungen, die die Interessen und Bedürfnisse der Tiere dramatisch missachten – dazu steht im Papier:

      • Beispiel Geflügel: „Biobetriebe erlauben, dass zehn Junghennen auf einem Quadratmeter Stallfläche gehalten werden. Dass in einem Stall 3.000 Legehennen gehalten werden, obwohl Hennen sich nur bis zu einer Gruppengröße von etwa 100 Hennen noch individuell erkennen und eine stabile Sozialstruktur ausbilden können.
      • Beispiel Kühe: „Es dürfen auf extrem hohe Milch-, Eier- oder Fleischproduktion gezüchtete Rassen eingesetzt werden. Die Kuh, die jedes Jahr neu besamt wird, wird nach der Geburt vom Kalb getrennt, beide rufen in der Regel noch tagelang nacheinander, Kälber entwickeln chronische Stressbelastungen.“
      • Beispiel Schwein: „Ein Schwein, das 100 kg wiegt, darf auf nur 1,3 Quadratmetern Stallfläche gehalten werden. Der Transport zum Schlachthof darf bis zu vier Stunden dauern, bevor das Tier getötet wird.“

Es gebe eine große Differenz zwischen den Erwartungen der Menschen an den Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft und den tatsächlichen Bedingungen. Diese Differenz löst nach Ansicht der Grünen auch die aktuelle Debatte um Tierschutz in der Landwirtschaft nicht auf. Die Debatte finde weitgehend unterhalb der Biostandards statt. Das gelte auch für die Ergebnisse des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“) und der Zukunftskommission Landwirtschaft.

Forderungen für eine gesundheitsfördernde, klima- und tiergerechte Ernährungspolitik

Die Grünen fordern zur Förderung pflanzlicher Ernährung für Bremen und Bremerhaven:

      1. Ernährungsempfehlungen aktualisieren.Pflanzliche Ernährung soll in den Ernährungsempfehlungen einen größeren Stellenwert erhalten. Um eine klimagerechte Ernährung zu gewährleisten, sollte die Planetary Health Diet Grundlage der Ernährungspolitik werden.
      2. Informieren und sensibilisieren.Eine breit angelegte öffentliche Kampagne soll über die Vorteile pflanzlicher Ernährung, die Folgen der Tierhaltung für Umwelt, Klima, Gesundheit und Tiere sowie über klimakompatible Ernährungsweisen aufklären. Diese Aspekte sollen auch in der Ernährungsbildung gestärkt werden. Dagegen soll Werbung für tierische Lebensmittel im öffentlichen Raum und wo immer wir als Land oder Kommune darauf Zugriff haben eingeschränkt werden.
      3. Zukunftsfähige Lebensmittelindustrie fördern.(…) Bremen sollte gezielt innovative Betriebe und die Entwicklung und Markteinführung pflanzlicher Lebensmittel fördern. Das gilt auch für Produkte der „zellulären Landwirtschaft“, also auf Basis von Mikroorganismen oder durch Zellkultivierung, die heute noch wenig zum Einsatz kommen, denen aber enormes Wachstumspotenzial vorausgesagt wird.
      4. Alternativen in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung stärken.Kochen ohne Tierprodukte muss zum Standard werden, auch in Gastronomiebetrieben und der Gemeinschaftsverpflegung. Dazu müssen nicht nur auf Bundesebene die Regeln der Ausbildung von Köchen geändert werden, in denen Fleisch heute noch obligatorisch ist.
      5. Öffentliche Mensen und Kantinen zu Vorbildern machen.Im Land Bremen werden im Rahmen des Aktionsplans 2025 bereits in vielen Mensen und Kantinen die DGE-Standards angewandt und damit die Angebote tierischer Lebensmittel reduziert. Diese Standards sollen nun im Rahmen eines Modellprojekts klimafreundlich weiterentwickelt werden. So hat die Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für Bremen 2030“ beschlossen, bei tierischen Lebensmitteln die „unteren Bandbreitenwerte“ anzuwenden. Das bedeutet zum Beispiel in den meisten Fällen, dass kein Fleisch mehr angeboten wird (Brandbreite ist 0 bis 1 Mal pro Woche).
      6. Ernährungsangebote in den Quartieren stärken.In vielen Quartierszentren und anderen Einrichtungen in Bremen und Bremerhaven gibt es bereits Angebote wie einen günstigen Mittagstisch, um möglichst allen Menschen im Land Bremen eine vollwertige Ernährung zu ermöglichen. Diese Angebote sollen ausgebaut und klimafreundlich gestaltet werden.
      7. Großveranstaltungen klimakompatibel machen.Auf Großveranstaltungen in Bremen dominieren tierische Lebensmittel das Essensangebot. Zukünftig soll mindestens die Hälfte der Essensstände rein vegan sein.
      8. Klare Ziele setzen.Um die Maßnahmen zur Reduktion von Tierbeständen und des Konsums tierischer Lebensmittel zielgerichtet auswählen und ggf. nachsteuern zu können, aber auch, um Planungssicherheit für die Betriebe und die Beschäftigten in der Landwirtschaft zu gewährleisten, braucht es klare Ziele, bis wann welche Reduktionen erreicht werden sollen.
      9. Subventionen umsteuern.Tierische Lebensmittel sollten nicht länger durch den reduzierten Mehrwertsteuersatz subventioniert werden, stattdessen müssen die Klima- und Umweltfolgekosten eingepreist werden. Im Gegenzug sollten klimafreundliche und gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte vergünstigt werden, damit sich alle Menschen eine gesunde und klimakompatible Ernährung leisten können. Pflanzliche Produktalternativen zu tierischen Lebensmitteln und ihre Entwicklung sollten auch auf nationaler und europäischer Ebene gefördert werden. Europäische Subventionen, wie etwa in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), müssen zugunsten der Produktion pflanzlicher Lebensmittel umverteilt werden.
      10. Tierbestände reduzieren, Alternativen fördern.Wenn der Konsum tierischer Lebensmittel um drei Viertel sinkt, müssen auch die Tierbestände entsprechend sinken. (…) Ziel ist es dabei, vor allem die Landwirtschaft zu erhalten, die für die Umwelt und insbesondere die Biodiversität wichtige Beiträge leistet. Dazu können auch strenge Düngevorgaben für Stickstoff und Phosphor beitragen. Zuletzt gilt es, Alternativen zu fördern. Dazu gehört neben der Vergütung von Kohlenstoffsenken wie Aufforstung oder Wiedervernässung von Mooren auch die Förderung von bio-veganer Landwirtschaft, die ohne tierische Düngemittel auskommt, etwa nach dem Standard des biozyklisch-veganen Anbaus.
      11. Verbrauchertäuschung beenden, Transparenz schaffen.Glückliche Kühe auf einer Wiese, die sie in Wirklichkeit nie sehen: Die Bilder auf Milchtüten und anderen Tierprodukten oder in Werbespots haben oft nichts mit der Realität der Tierhaltung zu tun. Wir fordern den Abbau von sprachlichen und bildlichen Beschönigungen auf Verpackungen und in der Bewerbung von Tierprodukten. Es braucht stattdessen eine klare, verbindliche Kennzeichnung von tierischen Inhaltsstoffen.
      12. Ernährungsempfehlungen klimakompatibel machen.Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag erklärt, die DGE-Standards überarbeiten zu wollen. Dabei müssen zukünftig neben den gesundheitlichen Zielen der Ernährungsempfehlungen auch die planetaren Grenzen stärker beachtet werden, insbesondere durch Kompatibilität mit den Pariser Klimazielen.
      13. Ernährung zum Thema machen.Ernährungspolitik muss in der internationalen Klimapolitik und auf Klimakonferenzen einen größeren Stellenwert erhalten.
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