Die Umweltminister von Bund und Ländern haben sich am Freitag auf der Umweltministerkonferenz in Berlin der Thüringer Initiative zur Stärkung der Schafhaltung angeschlossen. Einstimmig beauftragen sie die Bundesregierung, alle Möglichkeiten zur verstärkten Förderung der Schafhaltung in Deutschland auszuloten.
„Ziel muss es sein, ab 2017 die EU-seitig vorhandenen Spielräume der Förderung der Schafhaltung auch in Deutschland endlich zu nutzen“, sagte Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund in Berlin. „Ich bin erleichtert, dass das Bundesumweltministerium und alle Länder hier an einem Strang ziehen. Die Schafhaltung leistet in Deutschland einen enormen Beitrag zum Naturschutz. Ohne die Beweidung mit Schafen und Ziegen lassen sich viele seltene Arten im Offenland kaum erhalten. Schäfer sind Berufsnaturschützer. Diesen Berufsstand dürfen wir nicht aussterben lassen“, so Siegesmund.
In der nationalen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) verzichtet Deutschland derzeit in vielen Bereichen auf die Ausschöpfung der Gestaltungsspielräume, die EU den Mitgliedstaaten ermöglicht. Die Forderung der Umweltminister zielt darauf, die Förderung der Schafhaltung über verschiedene Instrumentarien zu verbessern. Das beinhaltet sowohl die Möglichkeit einer Wiedereinführung der Mutterschafprämie in der sog. 1. Säule der GAP als auch die stärkere Umschichtung von Geldern in die sog. 2.Säule. Mit diesen Geldern können die Bundesländer eigene Förderprogramme für den ländlichen Raum auflegen.
Schafbestände nehmen deutlich ab
Deutschlandweit haben sich die Schafbestände in den letzten Jahren deutlich reduziert. Allein in Thüringen halbierte sich der Bestand der Schafe seit 1990. So gab es im Jahr 2015 nur noch 96.500 Mutterschafe. Ursache für den massiven Bestandsabbau ist u. a. die ab 2005 eingeführte Flächenprämie, die schrittweise bis 2013 die gekoppelten Prämien (u. a. Mutterschafprämie) abgelöst hat.
Die von der Umweltministerin geforderte Mutterschafprämie ist in der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) durchaus möglich und wird bereits heute in 22 Mitgliedsstaaten der EU erfolgreich angewandt. Die Bundesregierung könnte über nationale gesetzliche Regelungen diesen Weg in 2017 auch für Deutschland freimachen.
Der Schafhaltung in Deutschland kommt aus naturschutzfachlicher Sicht insbesondere im Rahmen der Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eine ganz besondere Bedeutung zu. Für den Erhalt vieler Offenland-Lebensraumtypen ist eine Beweidung durch Schafe und Ziegen unverzichtbar. Der massive und anhaltende Rückgang der Schafbestände führt in einigen Regionen Deutschlands zur Bewirtschaftungsaufgabe oder zur starken Unternutzung von naturschutzfachlich hochwertigen Standorten.