Derzeit gibt es nach Einschätzung der Bundesregierung keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass durch die Einführung einer Zuckersteuer auf bestimmte Lebensmittel die Zucker- oder Gesamtenergieaufnahme der Bevölkerung langfristig reduziert wird. Auch sei bislang nicht nachgewiesen worden, dass die Einführung einer Zuckersteuer das Auftreten von Übergewicht und Adipositas sowie ernährungsmitbedingten Erkrankungen verringere, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion.
Eine Zuckersteuer auf ausgewählte Produkte vernachlässige zudem mögliche Substitutionseffekte und Ausweichreaktionen. Eine schrittweise Reduktion der Zuckergehalte in bestimmten Lebensmitteln, wie sie im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) umgesetzt werden solle, ermögliche es hingegen Verbrauchern, sich langsam und nachhaltig an einen weniger süßen Geschmack zu gewöhnen, so die Bundesregierung weiter. So könnten Ausweich- oder Substitutionseffekte vermieden und die Verbraucherakzeptanz für weniger süße Produkte langfristig erhöht werden.
Grundsätzlich stellt die Bundesregierung fest, Ziel ihrer Politik sei der mündige Verbraucher, wobei der Verbraucherpolitik ein differenziertes Verbraucherbild zugrunde liege. Sie unterstütze die Verbraucher in ihrer konkreten Lebenssituation dabei, sich eigenverantwortlich zu entscheiden. Durch verhaltenspräventive Maßnahmen werde die Verbraucherkompetenz gestärkt.
Die Bundesregierung hat dabei laut eigenen Angaben vor allem die Zielgruppen im Blick, die besonders schutzbedürftig sind, von den ersten 1 000 Tagen im Leben eines Menschen bis ins hohe Alter, so etwa Säuglinge und Kleinkinder sowie Seniorinnen und Senioren.
Noch Forschungsbedarf
In einer weiteren Antwort auf eine AfD-Anfrage erklärt die Bundesregierung, dass der Einsatz von Süßungsmitteln eine Möglichkeit sein könne, die Zucker- und somit auch Gesamtenergiezufuhr kurzfristig zu verringern. Die technologische Machbarkeit müsse im Einzelfall geprüft werden, da Zucker teilweise nicht nur die Funktion als Süßungsmittel erfülle, sondern auch für typische Produkteigenschaften - zum Beispiel Konsistenz eines Produkts - verantwortlich sein könne.
Speziell bei Kindern besteht nach Darstellung der Bundesregierung noch Forschungsbedarf, ob der Ersatz von Zucker durch Süßungsmittel bei Erhalt der Gesamtsüße sinnvoll ist und langfristig zu einer Senkung der Zucker- beziehungsweise Energiezufuhr beiträgt. Kinder könnten sich an einen hohen Süßgeschmack gewöhnen und so Präferenzen für ähnlich süße Lebensmittel entwickeln. Daher könnten Kinder, die an eine geringere Süße gewohnt seien, auch langfristig weniger zuckerärmere Lebensmittel bevorzugen und verzehren.