„Milch kaufe ich woanders, die hier ist nicht importiert. Bei haltbarer Milch aus Deutschland muss ich nicht damit rechnen, dass in der Packung auch Reinigungslauge mitschwimmt.“ Diese Aussage hat die Stuttgarter Zeitung in einem chinesischen Supermarkt von einer Kundin aufgeschnappt, die an einem Milchregal mit heimischen Produkten vorbeiging. Nach den diversen Skandalen um mit Melamin gepanschte oder mit Quecksilber und Reiniger vergiftete Milch und Babynahrung trauen die Bürger der eigenen Milchwirtschaft nicht mehr über den Weg.

Suki-Milch wird in Ertstadt abgefüllt

Gleichzeitig aber steigt die Beliebtheit von Milchprodukten, wie Joghurt, Frischkäse und Butter. Gefragt sind daher westliche Hersteller. Diese gibt es aber häufig nur in Feinkostläden zu Preisen ab 2,50 Euro (Deutsche Marken 3,50 Euro).

Wie die Zeitung weiter schreibt, boomt der Absatz deutscher Milch. Die Kunden würden beim Kauf genau darauf achten, dass auf der Tetra-Packung auch ja das deutsche Fähnchen zu sehen ist – ein unter chinesischen Milchkäufern inzwischen wichtiges Qualitätsmerkmal, das für Frische und Hygiene steht. Vor allem enthält Milch deutscher Kühe keine chemischen Zusatzstoffe.

Wie eine Kundin der Zeitung erklärt, habe es nach dem Melaminskandal immer neue Hiobsbotschaften gegeben. Es habe sich nichts geändert, niemandem könne man mehr vertrauen, nur den Deutschen. Den doppelten Preis zahlt sie dabei gerne. Ihre Lieblingsmarke heißt Suki. Hierbei handelt es sich um eine chinesische Marke, die in einer Molkerei in Erftstadt in der Nähe von Köln haltbare Milch von Kühen aus der Eifel abfüllen und nach China verschiffen lässt. Die Etiketten auf dem Tetrapak sind auf Chinesisch. Bei „Hansano“ oder der Milch von „Oldenburger“ greift sie aber auch zu. Hauptsache deutsch.

Containerweise deutsche Mich nach China

Deutsche Milchbauern dürfte diese Entwicklung freuen, so die Zeitung weiter. Viele Jahre litten sie unter den zu niedrigen Milchpreisen auf dem heimischen Markt. Die Nachfrage in Deutschland stagnierte, Discounter wie Aldi und Lidl drückten die Preise. Seit Chinesen importierte Milch zu schätzen wissen, zeigt die Absatzkurve wieder nach oben.

Ja, bestätigt der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen. Die Nachfrage in Asien sei groß. Nicht nur die klassischen Exportprodukte Milchpulver, Butter und Käse liefen gut. Einzelne Molkereien verschifften Milch in Tetrapaks containerweise nach China. Mit mehr als 35 000 t allein im ersten Halbjahr hat sich die Milchausfuhr von Deutschland nach China in zwei Jahren mehr als verzehnfacht.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, da tranken Chinesen gar keine Milch. Bei Millionen Chinesen halten aber nun Pizza, Milkshakes und Cheeseburger Einzug in die Esskultur, berichtet das Stuttgarter Blatt. Irgendwann stellten die Gesundheitsbehörden fest, dass viele chinesische Kinder an Kalziummangel litten und starteten große Kampagnen. An den Schulen wurden Milchgetränke in der Pause kostenlos verteilt. Eine ganze Generation ist inzwischen mit Milch aufgewachsen. Allerdings können nur die Chinesen zugreifen, die keine Laktoseintoleranz aufweisen. Bislang hieß es, 90 % würden keine Mich vertragen. Wissenschaftler bestätigen aber nun, dass sich viele Chinesen an die Milch gewöhnt hätten und die Überempfindlichkeit abgebaut hätten. Nur noch ein Drittel soll Beschwerden haben. (ad)

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