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Covid 19-Epidemie

Corona-Virus: Auswirkungen erreichen Agrarsektor

Die Wirtschaft meldet aufgrund der Corona-Infektionen handfeste Einbußen. Auch BASF-Chef Brudermüller bereitet sein Unternehmen auf eine schwierige Zeit vor. In der Schweiz schließt die AgriMesse Thun

Lesezeit: 6 Minuten

Durch die in Europa rasch zunehmende Zahl von Coronavirus-Infektionen (Covid 19) zeigen sich nun auch in der Wirtschaft und Landwirtschaft erste Konsequenzen.

An der Frankfurter Börse sackte der DAX zu Handelsbeginn um rund 4 % im Vergleich zum Wert des Vortags und notierte damit unter der Schwelle von 12.000 Punkten. Dieser Wert ist für Börsianer psychologisch eine wichtige Schwelle. Seit Montag hat der Index der 30 größten deutschen Unternehmen damit gut 12 % eingebüßt, berichten Medien.

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Ähnlich sieht es an den Börsen in London, Paris und Mailand aus. Anleger hätten in den "Panikmodus" geschaltet, heißt es, weil die Sorge vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie zunehmen. Zu befürchten sind u.a. Reisebeschränkungen oder Werksschließungen zur Eindämmung der Krankheit. Davon sind auch globale Lieferketten betroffen.

Schweizer AgriMesse muss schließen

Der Schweizer Bundesrat hat sich unterdessen am Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Aufgrund der aktuellen Situation und der Ausbreitung des Coronavirus stuft der Bundesrat die Situation in der Schweiz als „besondere Lage“ gemäß Epidemiengesetz ein. Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen werden verboten. Dieses Verbot tritt sofort in Kraft und gilt mindestens bis am 15. März. Davon betroffen sind auch die AgriMesse in Thun und der Genfer Autosalon.

Chinesische Milchnachfrage könnte einbrechen

Die Sanktionen in China haben laut Sandy Chen, Senior-Milchmarkt-Analyst der Rabobank, schon deutliche Auswirkungen auf den dortigen Milchmarkt. Auch der Einfluss auf den globalen Markt für Milcherzeugnisse sei absolut nicht zu unterschätzen, berichtet die ZMB.

Neben unterbrochenen Lieferketten und geschlossener Werke könne auch die Unsicherheit über die tatsächliche Dauer der Quarantäne im Land den Verbrauch noch über längere Zeit erheblich schädigen, so der Analyst. Das werde sich auf die Verarbeitung, Produktion und den Import auswirken.

Geschlossene Geschäfte hätten in China auch den Kauf von Milchprodukten sinken lassen. Gleichzeitig verringere sich das Angebot. Der Milchmarktexperte der Rabobank schätzt, dass allein die bisherige 30-Tage-Wirkung von COVID-19 den Milchkonsum in China um 2 bis 4 % auf das Jahr bezogen senken könnte.

Die Gesamtnachfrage nach Milchprodukten könnte laut der Rabobank um 1 % sinken, was zu einem Rückgang der Importe um 11% führen könnte. Würde die Gesamtnachfrage um 5 % sinken, könnten die Importe im Jahr 2020 um 25 % sinken.

Die Finanzdienstleistungs-Organisation INTL FCStone schätzt derweil, dass die Preise für Milchprodukte in China in den nächsten 12 Monaten um 3 bis 10 % fallen könnten. Fachleute vermuten, dass die weltweiten Hersteller bzw. Exporteure von Käse, Butter und Sahne auf Magermilchpulver und Vollmilchpulver umstellen könnten. Dies dürfte dann zu einer Erhöhung des Milchpulvervolumens auf dem Weltmarkt führen.

Nach Angaben der ZMB zeigten sich auf dem Markt für Magermilchpulver Ende Februar 2020 erste Auswirkungen des Coronavirus. Die Verfügbarkeit von Containern habe abgenommen und in den Häfen stocke teilweise die Abfertigung, heißt es. Außerdem würden mitunter Zuschläge auf die Frachten erhoben. Das Kaufverhalten am Markt für Magermilchpulver sei insgesamt vorsichtiger und abwartender geworden.

BASF erwartet negative Folgen

Vor weltweiten Belastungen für die Wirtschaft warnte BASF-Chef Martin Brudermüller im Sender n-tv. Das Weltwirtschaftswachstum dürfte sich 2020 von 2,6 % im vergangenen Jahr auf 2 % abschwächen.

Für den Konzern seien die ersten zwei Monate dieses Jahres "sehr herausfordernd" gewesen, zitiert ihn der SPIEGEL. Die Nachfrage der Kunden – insbesondere in China - sei sehr verhalten. Seit 17. Februar laufe der Betrieb in China wieder in den wesentlichen Anlagen, aber noch nicht mit voller Kapazität. In Deutschland sieht Brudermüller den Konzern für eine weitere Ausbreitung des Virus gut gerüstet. Das Unternehmen habe einen Pandemieplan, der medizinische, hygienische und organisatorische Maßnahmen umfasst, sagte er am Freitag bei der Präsentation des Geschäftsberichtes 2019.

Brudermüller erwarte nicht, "dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können." Das sagte er bei der Vorlage der Jahreszahlen am Morgen.

Dennoch will BASF im laufenden Jahr nach einem Umsatzrückgang 2019 wieder zulegen. Die Erlöse sollen auf 60 Mrd. bis 63 Mrd. Euro steigen - nach 59,3 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

Coronavirus nicht durch importierte Lebensmittel übertragbar

Bundesagrarministerin Julia Klöckner betonte am Donnerstag, dass es nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich ist, dass importiere Waren wie Lebensmittel die Quelle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus sein könnten. Hauptgrund dafür sei die relativ geringe Umweltstabilität der Viren.

Diese Einschätzung – darauf weist das BfR hin – gilt auch nach der jüngsten Veröffentlichung zur Überlebensfähigkeit der bekannten Coronaviren durch Wissenschaftler der Universitäten Greifswald und Bochum.

Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder etwa durch importierte Bedarfsgegenstände mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt.

Obwohl eine Übertragung des Virus über kontaminierte Lebensmittel oder importierte Produkte unwahrscheinlich ist, sollten beim Umgang mit diesen die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und die Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln beachtet werden. Da die Viren hitzeempfindlich sind, kann das Infektionsrisiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln zusätzlich weiter verringert werden.

BDI: "Epidemie ist Stresstest für die Wirtschaft"

"Die Corona-Epidemie ist ein Stresstest für die Wirtschaft, den einige Lieferketten mit starkem China-Fokus derzeit nicht bestehen", sagte am Donnerstag BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.

Die Auswirkungen des Virus seien in der globalen Wirtschaft und der exportorientierten deutschen Industrie deutlich zu registrieren. Die mehr als 5.000 deutschen Unternehmen in China seien derzeit in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt.

"Unternehmen mit Produktion in China oder dem Bezug von Vorprodukten aus China sind betroffen und müssen laufend die Risiken für Beschaffung und Absatz bewerten. Unsere Unternehmen arbeiten unter Hochdruck daran, Abhängigkeiten von einzelnen Unternehmen zu reduzieren und Konzentrationsrisiken zu minimieren", so Lang.

Trotz der Stützungsmaßnahmen Pekings werde die wirtschaftliche Aktivität durch teils widersprüchliche Sicherheitsmaßnahmen der Behörden behindert. Viele deutsche Unternehmen haben nach Aussage des Hauptgeschäftsführers vor Ort Taskforces gebildet, die eine regelmäßige aktuelle Bestandsaufnahme der Lieferkette vornehmen und prüfen, wie das Anlaufen der Produktion voranschreitet.

"China ist unser größter Handelspartner weltweit. Auf die Volkswirtschaft entfielen zuletzt rund 8,5 % des gesamten deutschen Außenhandels. Die Unsicherheit über die Auswirkungen des Virus ist groß. Der Konjunktur drohen spürbare negative Effekte." Die deutsche Industrie fordere nun ein koordiniertes wirtschaftspolitisches Vorgehen der Bundesregierung. Neben dem Gesundheitsschutz müsse die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen. "Die Bundesregierung muss jetzt rasch die vom Bundeswirtschaftsministerium angekündigten wirtschaftspolitischen Impulse für eine Belebung des Wachstums anschieben", so Lang.

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