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Der Kuhstall ist leer – Es ist vorbei!

Auf der Homepage www.bauerwilli.com berichtet Landwirtin Palla vom Ende ihrer Milchviehhaltung. Im Dezember wurden die Tiere abgeholt. "Nun haben wir unsere Entscheidung mit dem Milchvieh aufzuhören in die Tat umgesetzt und unser Kuhstall ist leer – gähnend leer! Es ist vorbei!

Lesezeit: 5 Minuten

Auf der Homepage www.bauerwilli.com berichtet Landwirtin Palla vom Ende ihrer Milchviehhaltung. Im Dezember wurden die Tiere abgeholt.


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"Nun haben wir unsere Entscheidung mit dem Milchvieh aufzuhören in die Tat umgesetzt und unser Kuhstall ist leer – gähnend leer! Es ist vorbei! Gibt es damit nun weniger Kühe und damit weniger Milch auf dem Markt und bald einen kostendeckenden Milchpreis? Wie geht es den Kühen?


Was bedeutet die Aufgabe unseres Milchviehbetriebes für den Markt, unser Umfeld und was eigentlich für uns persönlich?


– für den Milchviehbestand in Deutschland:

Nichts, denn wir haben so gut wie all unsere Kühe an einen größeren, moderneren Betrieb verkauft. Unser Ziel war, die Kuhherde möglichst als Ganzes zu verkaufen und es war kein leichtes Unterfangen einen geeigneten Betrieb zu finden. Ich bin sehr froh darüber, dass wir nicht gezwungen waren die Kühe schnell loszuwerden.


– für die Milchmenge in Deutschland, bzw. die Entwicklung des Milchpreises:

Nichts, denn der neue Betrieb hat ein ähnliches Milchleistungsniveau wie wir und lässt die Milch ganz herkömmlich von einer Molkerei abholen.


– für unsere Kühe:

Sie leben nun in einem nach aktuellen Erkenntnissen gebauten Stallgebäude, das nicht nur weitaus größer, sondern auch viel heller und luftiger ist. Der Betrieb hat ein ähnliches Management wie wir und so ist es für unsere Kühe keine allzu große Umstellung, zumal sie dort als Herde weitgehend zusammenbleiben.


Nachdem der Betrieb seine Herde im größeren Umfang aufstockt, war es auch möglich, die älteren Kühe dorthin zu verkaufen, denn auf dem regulären Zuchtviehmarkt gibt es vorwiegend eine Nachfrage nach Jungkühen. Ich habe bei dem Betrieb ein gutes Gefühl und bin überzeugt, dass es unsere Kühe dort gut haben werden. Leider kann ich mich nun nicht mehr selbst täglich davon überzeugen, dass es ihnen gut geht… Das ist vorbei!


– für unseren Ort:

Unser Ort hat nun den letzten Milchviehbetrieb verloren. Vor zwei Generationen gab es in unserem relativ kleinen Ort noch 25 Milchbauern. Das ist unwiederbringlich vorbei!


Die paar Leute, die regelmäßig mit ihren Kindern Kühe und Kälber besucht haben bedauern, dass sie nun keinen Anlaufpunkt mehr haben. Die Anderen sind, so ist mein Eindruck, froh, dass es nun nicht mehr bei bestimmten Wetterlagen nach Stall riecht und morgens und abends weniger landwirtschaftliche Maschinen Radau machen. Oder es ist ihnen schlichtweg egal. Von Bekannten, die keine Bauern sind, aber mit der Landwirtschaft zu tun haben, ernten wir großes Verständnis für den Entschluss, mit den Kühen aufzuhören. Die Bauern äußern sich uns gegenüber überwiegend mit Unverständnis und die ländliche Gerüchteküche brodelt auch; die scheinbaren Gründe für unsere Entscheidung werden immer spektakulärer!


– für unsere Altenteiler:

Sie werden nun nicht, wie auf den Betrieben häufig normal, bis zum Umfallen auf dem Hof arbeiten. Sie freuen sich, dass sie nun mehr Freiheiten haben, ohne das Gefühl, dass doch so viel Arbeit liegen bleiben würde, wenn sie nicht mit anpacken. Jahrzehntelange Verpflichtung – vorbei!


– für meine Familie und mich:

Wir stehen nach wie vor alle hinter dieser ganz betriebs- und familienindividuellen Entscheidung. Ich gebe allerdings zu, dass ich tief durchatmen musste, als die Kühe verladen wurden. Doch obwohl ich jede Kuh mit ihren individuellen Eigenheiten gut gekannt habe, ist es anders, als wenn man das geliebte Haustier hergibt.


Wenn man Nutztiere hat, gibt es von Natur aus ein Kommen und Gehen im Stall. Wie eine Geburt, gehört auch der Verkauf von Tieren stets zur Milchviehhaltung dazu. Das heißt aber nicht, dass es mir nicht auch bei der einen oder anderen Kuh schwer fällt. Wir haben mit dem neuen Betrieb eine sehr gute Lösung gefunden und das macht es leichter. Dennoch ist der Stall nun ganz leer; komisch ist das allemal. Aber es ist vorbei!


Was mir am Meisten zu denken gibt, ist, dass all unser Engagement, all unser Wissen und alles was wir mit unseren Kühen erreicht haben nun nicht mehr gebraucht wird. Geht das nun alles verloren?


Ich habe mich schnell daran gewöhnt nicht mehr zweimal täglich in den Stall gehen zu müssen, aber die Uhrzeiten habe ich noch immer verinnerlicht: Schlägt mir jemand bei einer Terminvereinbarung eine Zeit zwischen 17 Uhr und 19:30 Uhr vor, denke ich immer noch automatisch als Erstes daran, dass das ja nicht geht, weil ich da ja im Stall bin. Aber auch das ist vorbei!


Nun schmieden wir neue Pläne, wie wir unser Einkommen in Zukunft gewährleisten wollen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Bauern und einer Bäuerin bieten viele Möglichkeiten und plötzlich tun sich Türen auf, an die man bisher nicht gedacht hat.


Wir freuen uns aber erstmal auf ein Weihnachten ohne die Frage, wer wann in den Stall muss. Ohne intensive Vorbereitungen um die Feiertage so ruhig wie möglich zu gestalten. Und ohne unvorhergesehene Schwergeburten, die immer viel Zeit und Betreuungsaufwand bedeuten und immer dann auftreten, wenn man mal frei haben möchte. Wir möchten auch wieder mehr Zeit für die Kinder haben und haben nun nach längerer Zeit mal wieder Urlaub gebucht!


Ich freue mich auf unsere neue Zeit!

Eure Palla

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