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„Der Regen fällt, die Sonne brennt, der Bauer ruft nach Steuergeld“

Bauer Willi hat am 21. Juli 2018 in seinem Blog www.bauerwilli.com einen provokanten Eintrag veröffentlicht. Darin heißt es u.a.: „Der Regen fällt, die Sonne brennt, der Bauer ruft nach Steuergeld“.Ob man jetzt (Anm. d. Redaktion: angesichts der Dürre) den Bauern finanziell unter die Arme greifen soll?

Lesezeit: 5 Minuten

Bauer Willi hat am 21. Juli 2018 in seinem Blog www.bauerwilli.com einen provokanten Eintrag veröffentlicht. Darin heißt es u.a.:


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„Der Regen fällt, die Sonne brennt, der Bauer ruft nach Steuergeld“.Ob man jetzt (Anm. d. Redaktion: angesichts der Dürre) den Bauern finanziell unter die Arme greifen soll? Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt bei meinen Berufskollegen unbeliebt mache: Ich bin gegen staatliche Hilfe. Außer vielleicht einem Überbrückungskredit, der rückzahlbar ist. Und das gleich aus mehreren Gründen.


Erstens ersetzen vorzeitige Auszahlungen der Prämien oder Kredite nicht das fehlende Geld, sondern verschiebt das Problem nur in die Zukunft. Zweitens werden alle bestraft, die in guten Zeiten Vorsorge getroffen haben. Wer 2014 bei guten Preisen und schönen Gewinnen meinte, unbedingt einen neuen Schlepper kaufen zu müssen, wer meinte, hohe Pachtpreise zahlen zu müssen, der ist kein guter Unternehmer. Wer den Satz „Eine Ernte im Feld, eine Ernte im Lager, eine Ernte auf der Bank“ beherzigt hat, wird auch dieses Jahr, wenn auch mit Problemen, überstehen können.


Mit staatlichen Hilfen würden die belohnt, die sich nicht unternehmerisch verhalten. Das ist dem Bürger nicht vermittelbar und auch ich fände es vom Ansatz her verkehrt. Gut, bei den Banken hat man es gemacht, aber die sind ja auch „systemrelevant. Bienen sind es inzwischen ja auch. Aber Bauern…?


Auswirkungen auf den Verbraucher?


Wird es keine geben. Bei LIDL werden Einlegegurken angeboten, 160 g für 95 Cent. Die kommen, im Glas, aus Indien! Der Lebensmitteleinzelhandel weiß sich immer zu helfen und dem geht die Not der Landwirte im wörtlichen Sinne „am Arsch vorbei“. Entschuldigen Sie die derbe Sprache, aber es ist die Wahrheit. Siehe auch die aktuellen Milchpreise, die wieder auf Talfahrt sind.

 

Und wenn demnächst wahrscheinlich die Bäcker-Innung mit steigenden Brotpreisen um die Ecke kommt, so ist das nur eines: zynisch und verlogen. Denn in einem Brötchen steckt gerade mal für 0,8 Cent Getreide. Bei 20% Preisanstieg für den Weizen, wäre es dann 1 Cent. Aber auch erst dann, wenn das neue Mehl auf den Markt kommt. Im Übrigen kennen die Brotpreise immer nur eine Richtung: nach oben. Nur dass davon beim Bauern nichts ankommt.


Sie können es auch anderweitig nachprüfen, etwa bei Zucker. Der ist so billig wie noch nie. Schauen Sie mal nach, ob Süßwaren oder Limonade billiger werden. Nein, werden sie nicht. Das läuft nach dem Muster: Kosten für die Bauern, Gewinne für alle anderen.


Wie könnte der Verbraucher helfen?


Ganz einfach. Regional einkaufen und mehr bezahlen. Das, und nur das, würde den Bauern in der jetzigen Situation helfen. Höhere Preise für das Weniger an Menge. Denn das Geld kommt direkt dahin, wo es gebraucht wird, beim Bauern. Alles andere ist nur Augenwischerei. Aber warum soll er das tun? Mehr bezahlen…


Und was machen die NGO´s?…


Weiter wie bisher. Immer neue Forderungen aufstellen, immer weitere Gesetze fordern, die die Arbeit der Landwirte erschwert und die Bürger, Verbraucher und Handel von jeder (Mit-) Verantwortung weitestgehend freistellt. Die den Klimawandel vor allem der „industriellen Landwirtschaft“ in die Schuhe schiebt und die „Pestizide, Massentierhaltung und Nitrat“ verbieten möchte und alles Heil der Welt in der Agrarwende hin zu 100% Bio-Landwirtschaft sieht.


Mag ja sein, dass manches davon auch gute Ansätze hat, aber in der gegenwärtigen Situation hätte ich eine Bitte: einfach mal die Schnauze halten. Oder, und das wäre was Neues, sich aktiv an der Problemlösung beteiligen. Und mit „aktiv“ meine ich jetzt nicht, wieder ein neues Papier zu schreiben. Davon haben wir Bauern schon jetzt genug.


…und andere Experten?


Wo ist jetzt die Wissenschaft, wo sind die Agrarökonomen, die sich doch sonst so gerne äußern? Wo sind Grethe, Spiller, Taube oder all die anderen, die nicht müde werden, das System öffentlich zu kritisieren? Es ist ja Urlaubszeit und er sei ihnen gegönnt. Von mir aus auch bis nächstes Jahr. Oder noch länger.


Und die Politik?


Vergesst die Politik. Die will „jetzt erst einmal prüfen, wie sich die Situation entwickelt“. Und dann? Wird sie feststellen, dass es für viele Betriebe brenzlig aussieht. Und dann? Will sie den Betrieben helfen, die sich verkalkuliert haben? Will sie denen Steuererleichterungen geben, die voll auf Risiko gefahren sind? Wie will sie das dem Bürger vermitteln? Und wie will sie es mir vermitteln, der vorsichtig investiert hat und jetzt auch mal (wieder) den Gürtel enger schnallen wird. Der auf teures Pachtland verzichtet hat und den Trecker halt noch ein paar Jahre weiterfährt?

 

Eine steuerfreie Risikorücklage wäre ein Instrument, das bei allen passt. Aber da geht die Politik auch nicht ran, obwohl dies seit langem gefordert wird. Also hört auf, uns ständig zu erzählen, dass ihr den bäuerlichen Familienbetrieb erhalten wollt. Davon werden nach diesem Jahr wieder einige die Tore schließen. Und das ist nur der Anfang.


Aber ich mache mich nur immer weiter unbeliebt. Dabei habe ich noch gar nichts über den Bauernverband gesagt, dem – außer Jammern – im Moment auch nichts anderes einfällt. Aber warum soll ich mich auch nicht unbeliebt machen? Es ist ja meine Meinung und die will und kann ich ja sagen. Und ihr könnt gerne anderer Meinung sein. Euer Bauer Willi“


Hinweis der Redaktion:Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.



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