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Die Corona-Krise wird zur Ernährungs-Krise

Die Zahl der Hungernden auf der Welt steigt - beschleunigt durch den Klimawandel und die Pandemie. Agrarminister aus aller Welt wollen diese Entwicklung stoppen und blicken auf die Zeit nach Covid.

Lesezeit: 4 Minuten

Covid-Pandemie, Klimawandel, weltweite Ausbrüche von Tierseuchen: Das globale Ernährungssystem ist krisengeschüttelt. Wissenschaftler betonen, dass die Zahl der hungernden Menschen seit Jahren des Rückganges nun wieder steigt. Laut Schätzungen leiden seit Ausbruch der Corona-Pandemie 130 Mio. Menschen mehr an Hunger als noch davor, so Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Unruhige Zeiten also, in denen Klöckner ihre Amtskollegen aus aller Welt am Freitag zur virtuellen Agrarministerkonferenz im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) begrüßt hat. Die Ministerin freute sich über einen Teilnehmerrekord: Über 80 Agrarminister und Vertreter internationaler Organisationen diskutierten zum Thema „Pandemien und Klimawandel: Wie ernähren wir die Welt?“. Während der Eröffnung der Konferenz sagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, in einem Grußwort: „Wir müssen uns stärker bemühen, um den Hunger bis 2030 zu beenden. Alle anderen Ziele hängen davon ab.“ Guterres fordert ein Umdenken in der Art und Weise, wie die Menschheit Lebensmittel erzeugt und konsumiert.

Wir müssen uns stärker bemühen, um den Hunger bis 2030 zu beenden. Alle anderen Ziele hängen davon ab.“ - António Guterres

Globaler Handlungsbedarf

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Die Teilnehmer der Agrarministerkonferenz verabschiedeten eine Abschlusserklärung, in der sie ihren Blick auf globale Krisensituationen, deren Bekämpfung und das Ernährungssystem nach Corona richten. In ihrer Abschlusserklärung betonen die Teilnehmer der Konferenz:

  1. Den Bedarf nach mehr Ursachenforschung zur Wildtiergesundheit und geeignete Frühwarnsysteme um Zoonosen, wie das Coronavirus schneller zu erkennen. Immerhin stammten rund 70 % der Infektionserreger, die in den letzten 30 Jahren bei Menschen neu aufgetreten sind, von Tieren.
  2. Die Bedeutung offener, globaler Agrarmärkte und funktionierender Versorgungsketten. Viele Länder der Erde seien auf Lebensmittelimporte angewiesen und Handelshemmnisse wirken als Preistreiber auf den globalen Märkten, so die Unterzeichner der Erklärung.
  3. Die Bedrohung der Lebensmittelversorgung durch den Klimawandel. Es bedürfe neuester Technologien, um die Landwirtschaft in Zukunft so zu gestalten, dass sie mit den Folgen des Klimawandels klarkomme und langfristig sogar zur Bekämpfung beitragen könne, so die internationalen Agrarminister.

Der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Dr. Qu Dongyu, sprach sich in einer anschließenden Presskonferenz für multilaterale Maßnahmen zur Ernährungssicherung aus. Er fordert mehr Technologieoffenheit im Kampf gegen den Klimawandel: „Möchten wir mehr Nahrungsmittel und weniger Umweltwirkungen produzieren, brauchen wir mehr Innovationen. Dafür steht die FAO ein.“

Europa hat Vorbildfunktion bei Innovationen

Eine solche Technologieoffenheit wird auch von Seiten der Wissenschaft und der Wirtschaft vor allem von der EU eingefordert. Prof. Matin Qaim, Leiter des Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Universität Göttingen, bemerkte auf einem GFFA-Podium: „Entscheiden sich kleine Länder für die Nutzung neuer Züchtungsmethoden, müssen sie in Kauf nehmen, dass sie mit der EU kaum noch Handel treiben können.“ Das führe dazu, dass die europäische Ablehnung von Methoden, wie der Genschere CRISPR/CAS, auch in Entwicklungsländern dazu führt, dass den Landwirten vor Ort diese Methoden verwehrt blieben. Dabei könnten sie gerade dort einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung leisten, so Qaim.

Covid-Krise wird zur Ernährungs-Krise

Während einer Podiumsdiskussion der EU-Kommission mit dem Thema Klimawandel und Landwirtschaft wurde deutlich, wie stark Entwicklungsländer unter der Corona-Pandemie in Verbindung mit dem Klimawandel leiden. Prof. Johan Swinnen, Generaldirektor des Internationalen Forschungsinstitutes für Ernährungspolitik (IFPRI), präsentierte besorgniserregende Zahlen: Bereits seit 2015 stiegen die Zahlen der Hungernden. Durch die Covid-Krise wird dieser Trend enorm verstärkt, so Swinnen. Mit einem Ende des Trends sei jedoch auch beim Überwinden der Covid-Krise nicht zu rechnen. Grund sei der Klimawandel, so der belgische Agrarökonom. „Dieses globale Problem, braucht globale Lösungen“, weiß Swinnen. Klar ist für ihn ebenfalls, dass die globale Produktivität der Landwirtschaft gesteigert werden müsse. Das dürfe man nicht verschweigen, jedoch müsste alles daran gesetzt werden, dass die gesteigerte Produktivität mit weniger Inputs erzielt werden kann.

Das Davos der Landwirtschaft

Das GFFA, das Ministerin Klöckner in Anlehnung an das Weltwirtschaftsforum gerne als „Davos der Landwirtschaft“ betitelt, findet traditionell vor der internationalen Grünen Woche in Berlin statt. Neben der Agrarministerkonferenz bietet es Raum für eine Reihe von Fachdiskussionen zum Themenkomplex Landwirtschaft, Ernährung und Entwicklungszusammenarbeit. Besetzt ist es mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die Aufzeichnungen der Fachpodien können Sie hier abrufen. Die Abschlusserklärung der Agrarministerkonferenz in englischer Sprache finden Sie hier.

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