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Diskussion über Eiweißhunger

Die Ernährung muss vernetzter und vegetarischer werden

Renate Künast geht von einem Trend zu vegetarischer und veganer Ernährungsweise aus. Landwirtin Susanne Schulze Bockeloh rechnet dagegen auch in Zukunft mit Fleischessern.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine zukunftsfähige Ernährung muss nachhaltiger, vernetzter und vegetarischer werden, wobei Nutztiere aber nicht überflüssig werden. Dieses Fazit gab es kürzlich bei einer Diskussionsversanstaltung der Firma Genius, bei der Fachleute und Politiker über die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit pflanzlichen und tierischen Proteinen sprachen.

Für die grüne Bundestagspolitikerin Renate Künast stand dabei außer Frage, dass sowohl in der Bevölkerung als auch bei Unternehmen ein Umdenken eingesetzt hat, was den Verzehr von tierischen Produkten angeht. Nach ihrer Überzeugung werden sich immer mehr Verbraucher aus Gründen der Gesundheit sowie des Tier- und Klimaschutzes stärker pflanzlich ernähren.

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Auch werde Landwirtschaft nicht mehr nur im ländlichen Raum, sondern auch in der Stadt und in Laboren stattfinden, prognostizierte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin.

Fabio Ziemßen von der Metro AG erwartet ebenfalls einen wachsenden Trend hin zu einer ökologischeren und „flexitarischen“ Ernährungsweise. Diese werde aber herkömmliche Elemente wie den Fleischkonsum nicht ersetzen, sondern ergänzen, so Ziemßen.

Der Direktor des zur Metro gehörenden NX Food „Innovation Hub“ stellte mit Blick auf die boomende Startup-Szene bei Nahrungsmitteln ein alternatives „Fooduniversum“ in Aussicht, bei dem die Verbraucher auf Grundlage lokaler Eiweißquellen vom Acker oder aus Insektenprotein ein neues „kulinarisches Profil“ entwickeln würden.

Die Vorsitzende des Bezirksverbandes Münster beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), Susanne Schulze Bockeloh, sieht diese Entwicklungen optimistisch. Auch sie geht davon aus, dass der Konsum von Fleisch nicht verschwindet. Zudem rechnet sie damit, dass eine vielfältigere Ernährungsweise der Landwirtschaft eher zusätzliche Absatzmöglichkeiten verschaffen wird. Dies biete große Chancen für neue Wertschöpfung im ländlichen Raum, so die Landwirtin.

Konkurrenzen vermeiden

Prof. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München-Weihenstephan wies in diesem Zusammenhang auf ungelöste Probleme hin.

Wie Windisch feststellte, ist ein Großteil der in der Landwirtschaft erzeugten Biomasse nicht für die menschliche Ernährung geeignet. Rund 75 % der weltweiten Agrarflächen seien Grünland, das in der Regel nicht anderweitig genutzt werden könne. Gleichzeitig stellten alternative Eiweißquellen wie „Kunstfleisch“ oder Insektenprotein eine direkte Lebensmittelkonkurrenz dar, weil bei deren Herstellung meist Getreide eingesetzt werde.

Der Agrarwissenschaftler hält deshalb auch in Zukunft die Haltung von Wiederkäuern für unumgänglich, will man die auf Grünland und Acker erzeugte, für den Menschen nicht verzehrfähige Biomasse sinnvoll nutzen. Er plädierte dafür, alternative Wege zur Nutzung dieser Art Biomasse auszuloten.

Dabei denkt Windisch beispielsweise an Insekten, die Zellulose statt Stärke fressen oder an die Züchtung von Kulturpflanzen mit einem besseren Verhältnis zwischen Erntegut und Restpflanze. Notwendig sei in Zukunft eine engere Vernetzung der Stoffkreisläufe, um Verluste und Umweltbelastungen so klein wie möglich zu halten, betonte Windisch.

Sozial- und Geisteswissenschaften einbinden

Um in der Züchtung schneller voranzukommen, kann sich Windisch den Einsatz moderner Züchtungstechnologien wie Crispr/Cas vorstellen. Künast verwies in diesem Punkt allerdings auf mögliche Risiken und forderte, derartige Methoden „ganzheitlich“ zu betrachten. Nicht alles, was Forschung entwickle, sei auch gleichermaßen geeignet für die Anwendung in der Praxis. Vor einem möglichen Einsatz müssten Fragen der Auskreuzung oder des Erhalts der Sortenvielfalt geklärt werden.

Zuvor hatte Prof. Reiner Brunsch vom Leibniz-Forschungsverbund „Lebensmittel und Ernährung“ konstatiert, dass die Menschen in puncto Eiweißkonsum über ihre Verhältnisse lebten. Dabei werde weltweit pflanzliches durch tierisches Protein verdrängt. Dieser „Luxuskonsum“ bringe zahlreiche Probleme für die natürlichen Ressourcen und die Umwelt mit sich.

Aus wissenschaftlicher Perspektive sei es deshalb erforderlich, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Umweltauswirkungen von Ernährung zu schaffen und eine Transformation zu nachhaltigeren, kreislauforientierten Ernährungssystemen anzustoßen, sagte Brunsch. Aufgrund der Komplexität des Problems müssten dabei Sozial- und Geisteswissenschaften stärker als bisher eingebunden werden.

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