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Die schwierige Mission der Koordinationszentrale Handel-Landwirtschaft

Am Mittwoch gründet sich die Koordinationszentrale Handel-Landwirtschaft. In einer aufgebrachten Stimmung will sie zu einer besseren Verständigung in der Lebensmittelkette kommen.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Landwirtschaft will die Koordinationszentrale Handel-Landwirtschaft aufschlagen. Am Mittwoch den 8. September laden die drei Initiatoren der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Handelsverband Deutschland (HDE) zur Gründungsversammlung des Vereins Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft e.V. ein. Für die ersten zwei Jahre statten die drei Verbände den Verein mit jeweils 150.000 € als Anschubfinanzierung aus.

8 Gründungsmitglieder aus Landwirtschaft und Handel

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Zu den Gründungsmitgliedern gehören außerdem der Bundesverband des Lebensmittelhandels (BVLH), die Handelsvereinigung für Marktwirtschaft (HfM), die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO), das Wirtschaftswissenschaftliche Institut der Agrarwirtschaft (WWA) und der Verein information.medien.agrar (i.m.a.). Organisatorisch nimmt sich der Verein vor, seine Aktivitäten über einen Vorstand, einen Steuerungskreis und die Mitgliederversammlung zu lenken. Designierter Geschäftsführer der Koordinationszentrale ist der langjährige QS-Geschäftsführer Hermann-Josef Nienhoff.

Mitglieder vom Agrardialog werden eingeladen

Wie im Namen des Vereins schon angelegt, versucht der Verein eine zentrale Gesprächsplattform zu werden. Seit Wochen wird darüber debattiert, ob die Mitglieder des Agrardialogs, die sich seit mehreren Monaten unter Moderation der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) mit Vertretern des Lebensmittelhandels austauschen, sich an der Koordinationszentrale beteiligen. „Wir wollen die Anschlussfähigkeit des Agrardialogs“, bekräftigte der künftige Leiter der Koordinationszentrale Nienhoff gegenüber top agrar. Auch bisherige Übereinkünfte aus dem Agrardialog mit Handelsvertretern sollen sich in der neuen Plattform wieder finden können, so Nienhoff weiter. Im Agrardialog haben sich bisher Vertreter verschiedener Gruppen von Land schafft Verbindung, vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter mit dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) sowie Vertretern von Edeka, Aldi, Lidl, Rewe und Kaufland ausgetauscht.

Auch Be- und Verarbeitungsbranche soll dazu kommen

Um arbeitsfähig zu werden, müsse jetzt zunächst einmal der Verein gegründet werden, sagte Nienhoff. Danach würden in den nächsten zwei Wochen die beim Agrardialog engagierten Vertreter zu einem Informationstreffen eingeladen. Auch die Be- und Verarbeitung von Lebensmitteln soll zu den Gesprächen hinzugezogen werden. Die Arbeit des Vereins ist danach vorrangig auf die Produktgruppen Fleisch, Milch, Eier und Geflügel sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln ausgerichtet.

Inhaltlich strebt der Verein zunächst vier Ziele an:

  1. Einen Lebensmittelkodex für die Zusammenarbeit in der Kette zu erarbeiten.
  2. Eine Dialogplattform für konfliktträchtige Themen zu installieren.
  3. Handlungsoptionen bei der Standardsetzung in der Lebensmittelkette festzulegen.
  4. Eine neutrale Schlichtungsstelle zu schaffen.

Lebensmittelkodex soll gesetzliche Vorgaben ergänzen

Der Handel hatte seinerseits bereits im März 2021 einen eigenen Entwurf für einen Lebensmittelkodex verfasst. In der freiwilligen Vereinbarung finden sich Vorgaben für Standardsetzung, zur Kommunikation mit den Verbrauchern etwa über Werbung, sowie ein Bekenntnis zu den regionalen Lieferketten. Nach den Bauerprotesten vor Zentrallagern des Handels zum Jahreswechsel 2020/21 hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner von den Handelsunternehmen einen solchen Verhaltenskodex gefordert und ihrerseits einen Vorschlag vorgelegt. „Der nun angestrebte Lebensmittelkodex soll bis zum Erzeuger reichen und als Handlungsmaßgabe für zuverlässige Geschäftsbeziehungen in der Kette akzeptiert werden“, sagte Nienhoff. Im Sommer hatte der Bundestag bereits ein Gesetz gegen unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) mit Verboten für bestimmte Handelspraktiken verabschiedet. Der Kodex soll das Gesetz aus der Wirtschaft heraus ergänzen.

Fahrplan für eine Herkunftskennzeichnung bis Ende 2021

Ganz oben auf der Agenda der Koordinationszentrale steht für Nienhoff auch die Herkunftskennzeichnung. „Wir sollten bis zum Ende des Jahres einen Grundfahrplan für die Herkunftskennzeichnung haben“, sagte er. Auf privatwirtschaftlicher Ebene sei der Spielraum dafür noch nicht ausgereizt.

Geschäftsführer Nienhoff wirbt um Unterstützung

Dass die Gespräche schwierig und schnelle Ergebnisse wohl kaum zu erwarten sind, ist Nienhoff bewusst. „Wir sind auf dem Weg, aber wir brauchen da noch viel Unterstützung“, sagte er. Hinzu komme, dass alle Vereinbarungen mit den Wettbewerbsbehörden in Einklang stehen müssten. Dennoch sieht Nienhoff den Ansatz einer gemeinsamen Koordinationszentrale derzeit als unumgänglich an. „Wenn wir nicht versuchen, mit dem LEH über gemeinsame Standards und Herkunftskennzeichnung zu reden, dann sehe ich grau für die heimische Landwirtschaft“, so Nienhoff.

Rukwied hofft auf Plattform für schwierige Themen

Vorsichtig zur neuen Koordinationszentrale äußert sich Bauernpräsident Joachim Rukwied. „Wir hoffen, dass wir da eine Plattform bekommen, wo wir auch schwierige Themen diskutieren können“, sagte er gegenüber top agrar. Wichtigster Punkt für das Gremium ist für Rukwied zunächst der sogenannte „Deutschland-Bonus“. Der Terminus stehe für die preisliche Honorierung von heimischer Erzeugung unter hohen Standards und müsse nicht abschließend genau so heißen, sagte Rukwied. Die Gründung der Koordinationszentrale soll dafür aber ein erster Schritt sein.

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