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DLG-Medaille für Wurst aus Separatorenfleisch?

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" hat für seine Ausgabe am Dienstag die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) reingelegt. Der Sender hat nach Infos über angebliche Panschereien der Wursthersteller eine eigene Wurst kreiert und diese bei der DLG zur Prämierung eingereicht. Die Wurst erhielt die Silbermedaille.

Lesezeit: 3 Minuten

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" hat für seine Ausgabe am Dienstag die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) reingelegt. Der Sender hat nach Infos über angebliche Panschereien der Wursthersteller eine eigene Wurst kreiert und diese bei der DLG zur Prämierung eingereicht. Die Wurst erhielt die Silbermedaille.


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Laut Frontal 21 bestand die Wurst aber aus Fleischabfällen, konkret aus 9 % Fleisch, 27 % Wasser und 46 % Separatorenfleisch, das sind Abfälle aus der Fleischproduktion. Der vom Knochen abgepresste Brei gilt laut Lebensmittelrecht nicht als Fleisch und muss gekennzeichnet werden. Außerdem war der Wurst ein handelsübliches Pulver aus Schlachtblutplasma beigemengt, das eine hohe Wasserzugabe kaschiert. Die Zutaten wurden gegenüber der DLG verschwiegen.


Ein DLG-Sprecher betonte, dass der Lebensmittelhersteller die Verantwortung für seine Produkte trage. Separatorenfleisch sei bei der DLG-Qualitätsprüfung von vorneherein ausgeschlossen. Warum die gepanschte Wurst nicht auffiel, sondern mit Silber prämiert wurde, konnte die DLG nicht erklären.


"Wenn man so ein Machwerk auszeichnet, dann stellt sich schon die Frage, wie vertrauenswürdig ist dieser Preis", kommentierte Johannes Fechner, Sprecher für Verbraucherschutz der SPD-Bundestagsfraktion, die Wurstprämierung. Die DLG verlasse sich offenbar auf die Herstellerangaben, kritisierte Fechner.


"Das ist eine Blamage für die DLG", urteilte Luise Molling von Foodwatch. Die Verbraucherschutzorganisation vermutet, dass in vielen Fleischwaren billiges Separatorenfleisch verarbeitet wird, ohne es zu deklarieren. Diese Befürchtung teilt der verbraucherschutzpolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Volker Ullrich: "Ich gehe davon aus, dass die meisten Betriebe nicht nennen wollen, wo Separatorenfleisch drin ist." Ullrich forderte gegenüber "Frontal 21": "Der Verbraucher muss klar und deutlich erkennen können, was denn tatsächlich in der Wurst ist." Dafür reiche das DLG-Siegel nicht aus. "Wir brauchen andere und bessere Siegel."


Nach offiziellen Angaben werden in Deutschland rund 70.000 Tonnen Separatorenfleisch pro Jahr verarbeitet. "Frontal 21" hat alle verarbeitenden Betriebe angefragt. Kein Unternehmen wollte offenlegen, in welchen Produkten der billige Fleischbrei landet. Die prämierte Geflügelwurst hatte aufgrund des hohen Wasseranteils und des billigen Separatorenfleisches einen Materialwert von lediglich 59 Cent pro Kilo. Im Supermarkt könnte sie aber für mehr als sieben Euro über die Theke gehen, sagen Fachleute.


DLG bestätigt, dass die Analyse noch unsicher ist


Verärgert reagiert die DLG. Trotz Anfrage durch die Gesellschaft hat die ZDF-Redaktion keine klaren Informationen zu dem Erzeugnis und den analysierten Parametern zur Verfügung gestellt und somit eine klärende Zuarbeit durch die DLG unmöglich gemacht, kritisiert die DLG. „Gerne hätten wir den Beitrag des ZDF-Magazins durch Sachinformation und fachliche Einschätzung unterstützt. Wir bedauern sehr, dass uns dies nicht ermöglicht wurde.“


Ziel der DLG-Prüfung sei, im Sinne der Verbraucher die Qualität von Lebensmitteln nachhaltig zu fördern. Im Zentrum der Tests stehe die sensorische Analyse der Lebensmittel. Die Prüfer würden für jedes Fleischerzeugnis ein Expertengutachten nach DIN 10975 erstellen. Ergänzend dazu gebe es Zubereitungsprüfungen, Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfungen sowie produktgruppenspezifisch chemische, mikrobiologische und physikalische Tests. Maßgeblich für die Auszeichnung sei die Qualität des Endprodukts, das zu einem bestimmten Stichtag zur Prüfung eingereicht wird.



Und weiter heißt es in der Stellungnahme: „Unsere Prüfkriterien sind immer an aktuellen produktspezifischen Qualitätskriterien ausgerichtet. So ist beispielsweise in den DLG-Prüfbestimmungen bei Fleischwaren und damit auch bei Geflügelfleischwurst die Verwendung von Separatorenfleisch ausgeschlossen.“


Die Gesellschaft merkt aber auch an, dass die existierenden Analysemethoden zum Nachweis von Separatorenfleisch, zugesetzten hydrolisierten Proteinen sowie Blutplasma in Fleischerzeugnissen weiterentwickelt werden müssten, da ein sicherer Nachweis der genannten Stoffe bislang nicht zweifelsfrei möglich wäre. Die DLG unterstützt in ihren Fachgremien diese wichtige Forschungsarbeit.

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