Drei Krisen, eine Lösung: Landnutzung neu ausrichten!
Knappe Ackerflächen sollten vielfältig genutzt werden, um neben der Produktion von Nahrungsmitteln auch einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der Biodiversität zu leisten.
Ein Blick von außen von Prof. Dr. Ulrike Grote der Leibniz Universität Hannover:
Dürren, Waldbrände und abnehmende Bodenfruchtbarkeit sind nur einige sichtbare Zeichen der Klima- und Biodiversitätskrise. Aber damit nicht genug: Eine Ernährungskrise, in der ein Viertel der Menschheit fettleibig ist und ein weiteres Viertel ernährungsunsicher, droht sich zusätzlich zur Hungerkrise auszuweiten.
Ob Klima-, Biodiversitäts- oder Ernährungskrise – alle drei Krisen sind eng mit der Nutzung von Land verbunden und erfordern eine grundlegende Änderung der Art und Weise, wie wir mit Land umgehen. Immer mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel reichern sich in Böden, Wasser und Biomasse an und führen zu einem Rückgang wichtiger Bestäuber wie Bienen und anderer Insekten, von Vögeln und Bodenorganismen. Der Verlust an Artenvielfalt wird in seinem Ausmaß mit dem Aussterben der Dinosaurier verglichen. Daneben befördern wir weiterhin die Klimakrise. Landnutzungsveränderungen, Düngung und Tierhaltung machen etwa 25 % der globalen Treibhausgasemissionen aus. Die Tierhaltung beansprucht dazu noch 77 % der globalen Agrarfläche. Wie also sollen wir mit der schrumpfenden Ressource Land umgehen?
Land muss – auch vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Hungerkrise – vornehmlich für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion verwendet werden. Aber ganz wichtig: Dabei darf der Schutz von Klima- und Biodiversitätszielen nicht aus den Augen gelassen werden, vor allem weil diese maßgeblich die künftige Nahrungsmittelproduktion gefährden.
Ein Schritt in Richtung diversifizierter Landnutzungssysteme kann hier wichtige Impulse setzen, weil sie einen Beitrag zur Lösung aller drei Krisen leisten können. So trägt Agri-Photovoltaik, bestehend aus Energie- und Nahrungsmittelproduktion, zu einer Erhöhung der Landnutzungseffizienz und gleichzeitig zum Klimaschutz bei. Agroforstsysteme erschließen nicht nur verschiedene Einkommensquellen über die Produktion von Nahrungsmitteln und Holz für Landwirte; sie erhalten zudem verschiedenste Ökosystemleistungen wie Klimaregulierung, Erosionsschutz oder Verbesserung der Bodenstruktur und begegnen somit allen drei Krisen gleichzeitig. Auch Elemente der Präzisionslandwirtschaft, der Ökolandbau oder der Anbau seltener Kulturen sind Teil einer Diversifizierungsstrategie. Neue Wege in der Landnutzung zu gehen, erhöht die Resilienz, erfordert aber auch das Honorieren wichtiger Ökosystemleistungen der Landwirte durch die Politik.
Gleichzeitig spielen die Verbraucherinnen und Verbraucher eine zentrale Rolle, da sie mit ihren Kaufentscheidungen für Nachhaltigkeit und Wertschätzung für die Landwirtschaft wichtige Treiber für eine Transformation in Richtung Resilienz sind.
Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
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Ein Blick von außen von Prof. Dr. Ulrike Grote der Leibniz Universität Hannover:
Dürren, Waldbrände und abnehmende Bodenfruchtbarkeit sind nur einige sichtbare Zeichen der Klima- und Biodiversitätskrise. Aber damit nicht genug: Eine Ernährungskrise, in der ein Viertel der Menschheit fettleibig ist und ein weiteres Viertel ernährungsunsicher, droht sich zusätzlich zur Hungerkrise auszuweiten.
Ob Klima-, Biodiversitäts- oder Ernährungskrise – alle drei Krisen sind eng mit der Nutzung von Land verbunden und erfordern eine grundlegende Änderung der Art und Weise, wie wir mit Land umgehen. Immer mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel reichern sich in Böden, Wasser und Biomasse an und führen zu einem Rückgang wichtiger Bestäuber wie Bienen und anderer Insekten, von Vögeln und Bodenorganismen. Der Verlust an Artenvielfalt wird in seinem Ausmaß mit dem Aussterben der Dinosaurier verglichen. Daneben befördern wir weiterhin die Klimakrise. Landnutzungsveränderungen, Düngung und Tierhaltung machen etwa 25 % der globalen Treibhausgasemissionen aus. Die Tierhaltung beansprucht dazu noch 77 % der globalen Agrarfläche. Wie also sollen wir mit der schrumpfenden Ressource Land umgehen?
Land muss – auch vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Hungerkrise – vornehmlich für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion verwendet werden. Aber ganz wichtig: Dabei darf der Schutz von Klima- und Biodiversitätszielen nicht aus den Augen gelassen werden, vor allem weil diese maßgeblich die künftige Nahrungsmittelproduktion gefährden.
Ein Schritt in Richtung diversifizierter Landnutzungssysteme kann hier wichtige Impulse setzen, weil sie einen Beitrag zur Lösung aller drei Krisen leisten können. So trägt Agri-Photovoltaik, bestehend aus Energie- und Nahrungsmittelproduktion, zu einer Erhöhung der Landnutzungseffizienz und gleichzeitig zum Klimaschutz bei. Agroforstsysteme erschließen nicht nur verschiedene Einkommensquellen über die Produktion von Nahrungsmitteln und Holz für Landwirte; sie erhalten zudem verschiedenste Ökosystemleistungen wie Klimaregulierung, Erosionsschutz oder Verbesserung der Bodenstruktur und begegnen somit allen drei Krisen gleichzeitig. Auch Elemente der Präzisionslandwirtschaft, der Ökolandbau oder der Anbau seltener Kulturen sind Teil einer Diversifizierungsstrategie. Neue Wege in der Landnutzung zu gehen, erhöht die Resilienz, erfordert aber auch das Honorieren wichtiger Ökosystemleistungen der Landwirte durch die Politik.
Gleichzeitig spielen die Verbraucherinnen und Verbraucher eine zentrale Rolle, da sie mit ihren Kaufentscheidungen für Nachhaltigkeit und Wertschätzung für die Landwirtschaft wichtige Treiber für eine Transformation in Richtung Resilienz sind.
Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.