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Corona und Arbeitssicherheit

Druck auf die Schlachtbranche steigt zunehmend

Steigende Coronafälle in Schlachtbetrieben bringen die Fleischbranche in Bedrängnis. Mittwoch gibt es dazu eine Aktuelle Stunde im Bundestag. Auch Landwirtschaftsministerin Klöckner ist unter Druck.

Lesezeit: 5 Minuten

In einem Schlachthof in Birkenfeld bei Pforzheim (Baden-Württemberg) sind weitere mehr als 80 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damit steige die Zahl der Mitarbeiter, die mit Covid-19 infiziert sind oder waren, auf rund 400, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes im baden-württembergischen Enzkreis am Dienstag. Das ist knapp ein Viertel der Belegschaft von etwa 1100 Mitarbeitern.

Fleischunternehmer verweisen auf Werkvertragsunternehmen

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Vorwürfe, die Mitarbeiter seien zu beengt in Sammelunterkünften untergebracht, beträfen Müller Fleisch selbst nicht, verteidigte sich ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Vielmehr gehe es dabei um Mitarbeiter, die über Werkvertragsunternehmen angeheuert seien. Mit diesen sei man „im Gespräch über eine Neuordnung der Unterbringungsmöglichkeiten ihrer Beschäftigten“, sagte er.

Corona-Tests bei 20.000 Mitarbeitern in NRW

In dem Coesfelder Schlachtbetrieb von Westfleisch, der am vergangenen Freitag wegen der hohen Infektionszahlen vorübergehend geschlossen worden ist, wurden bis Dienstagmittag 260 der rund 1.200 Arbeiter positiv getestet. In Nordrhein-Westfalen werden nun alle Beschäftigten in den Schlachthöfen in dem Land auf das Virus getestet. Bis zu 20.000 Mitarbeiter müssen untersucht werden. In einem Schlachthof in Schöppingen im Kreis Borken wurden am Montag 34 Infektionen gezählt. Bei Deutschlands größtem Fleischverarbeiter Tönnies arbeitet seit Montagmittag ein Corona-Testzentrum auf dem Betriebsgelände in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh), wie ein Unternehmenssprecher sagte.

Auch Niedersachsen uns Schleswig-Holstein testen weiter

Auch in Niedersachsens Schlachthöfen sind nach Infektionen in Fleischbetrieben anderer Bundesländer umfangreiche Corona-Tests geplant. Bisher waren den Angaben zufolge lediglich drei Infektionen von Mitarbeitern im Emsland bekannt geworden. Von vermehrten Corona-Fällen betroffen ist auch das Vion Werk in Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein. Mehr als 100 Beschäftigte des Schlachthofs in Bad Bramstedt sind mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert. Die Landesregierung hatte wegen der vielen Covid-19-Fälle am Freitag ebenfalls verfügt, die Belegschaften aller großen Schlachthöfe im Land testen zu lassen.

RKI erklärt Anstieg der Reproduktionszahl mit Ausbrüchen in Schlachthöfen

Das Robert Koch-Institut (RKI) verwies am Dienstag in seinem morgendlichen Pressebriefing auf die Corona-Ausbrüche in den Schlachthöfen. Dass die Reproduktionszahl nun wieder über 1 liege, könne auf lokale Ausbruchsherde, wie etwa die Infektionen in Schlachthöfen, zurückgeführt werden, sagte Vizepräsident Lars Schaade. „Da die Fallzahlen in Deutschland insgesamt sinken und sich einem Plateau nähern, beeinflussen einzelne Ausbrüche die Reproduktionszahl stärker", so Schaade weiter. Sobald die lokalen Ausbrüche unter Kontrolle seien, dürfte R wieder sinken, prognostizierte er.

Debatte über Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie im Bundestag

Auf Verlangen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen findet am Mittwoch, 13. Mai 2020 von 14 bis 15 Uhr eine Aktuelle Stunde zu dem Thema „Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie“ statt. Die miserablen Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen seien schon seit Jahren bekannt, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen Britta Haßelmann. "Durch Corona wird nun offenbar, welche schlimmen Konsequenzen dies hat", sagte sie. Die Grünen forderten zudem schärfere Kontrollen und ein Ende der Werkverträge über Subunternehmer in diesem Bereich. Das betreffe teils bis zu 90 Prozent der Kernbelegschaft sagte Parteichef Robert Habeck am Montag in Berlin. Die Arbeit über Werkverträge im Kernbereich der Fleischindustrie müsse "überwunden werden bis hin zu einem Verbot".

SPD übt Druck auf Klöckner aus

Die SPD-Bundestagsfraktion forderte nach den zahlreichen Infektionen in Schlachtbetrieben ein konsequentes Handeln. "Ich erwarte, dass die Verbände der Fleischindustrie endlich auch ihre Verantwortung wahrnehmen. Auch von der Bundeslandwirtschaftsministerin sind jetzt Antworten gefragt", sagte der stellvertretende Vorsitzende Matthias Miersch. "Es darf nicht zur Tagesordnung übergegangen werden."

Klöckner telefoniert mit Fleischverbänden

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat sich am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit den Verbänden der Fleischwirtschaft über vermehrte Corona-Fälle in einigen Schlachtbetrieben ausgetauscht. „Schwarze Schafe schaden dem Ansehen der gesamten Branche. Es gibt Regeln, die müssen unbedingt eingehalten, und die Einhaltung von den zuständigen Behörden kontrolliert werden. Ich erwarte von allen Beteiligten, dass sie sich ihrer Verantwortung gerade auch in der Krise bewusst sind“, sagte Klöckner im Nachgang zu dem Gespräch. Die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung dürfe nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen. „Die Branche muss Konzepte entwickeln, wie der Betrieb unter den strengen Auflagen des Arbeitsschutzes und Gesundheitsschutzes weiter gehen kann – dieser hat weiterhin oberste Priorität“, so Klöckner weiter.

Fleischverbände gegen härtere Auflagen

Die Fleischverbände hatten sich am Montag gegen Kritik gewehrt. Die Arbeitsbedingungen seien nicht vor allem Schuld an den Corona-Ausbrüchen, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Deutschen Fleischwirtschaft, Dr. Heike Harstick. Der Verband warnte vor härteren Auflagen. Wenn etwa die Einzelunterbringung von Arbeitern vorgeschrieben und höhere Wohnungsmieten verursacht würden, seien „viele Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagte sie. Teile der Branche würden abwandern, warnte Harstick.

NRW fordert Hygienekonzept für Schlachthöfe

Derweil erhöhte NRW-Gesundheitsminister Laumann den Druck auf die Schlachtbetriebe. Der CDU-Politiker will von ihnen ein Hygienekonzept, das auch die Wohnsituation der Arbeiter und den Transport von der Wohnung zum Schlachthof umfasst. Das Verschieben von Verantwortung auf Subunternehmer sei inakzeptabel, so Laumann.

Schweinemäster warnen vor Preisverfall

Die Schweinemäster in NRW befürchten durch die Schließung des Schlachthofes in Coesfeld Absatzprobleme und einen Preisverfall beim Schweinefleisch. Er erwarte von „allen Marktbeteiligten, die Preise nicht weiter zu drücken“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier am Montag in einer Videobotschaft. Die Schlachtbranche müsse die fehlende Kapazität aus Coesfeld ausgleichen. Der betroffene Schlachthof wird von rund 1000 Schweinemästern aus der Region beliefert.

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