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Einseitige Antibiotika-Schelte der ZEIT verärgert Bauern

Mit einer Abrechnung über Antibiotika in der Tierhaltung und einem geschmacklosen Vergleich entsetzt die Zeitung ZEIT derzeit viele Landwirte. Lesen Sie hier einige Auszüge...

Lesezeit: 4 Minuten

Mit einer Abrechnung über Antibiotika in der Tierhaltung und einem geschmacklosen Vergleich entsetzt die Zeitung ZEIT derzeit viele Landwirte. So schreibt das Blatt wörtlich: „Es herrscht eine paradoxe Gleichzeitigkeit: Deutschland fürchtet sich vor Ebola-Viren aus Afrika – dabei gibt es nicht einmal eine Handvoll Patienten. Andererseits nimmt dieselbe Gesellschaft das Risiko zigtausender Todes- und Krankheitsfälle hin, die von Bakterien verursacht werden, welche wir in unseren eigenen Masttierställen und Krankenhäusern heranzüchten.“


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Konkret wirft die ZEIT den Tierhaltern vor, Reserveantibiotika wie Cephalosporine, Fluorchinolone, Colistin und Carbapeneme einzusetzen. „Landwirte kippen sie für die Schweine und Hühner in ihre Ställe. Dort schaffen sie eine perfekte Brutstätte für resistente Keime“, heißt es in dem Artikel.


Seit Jahren nehme die Zahl der MRSA-Erreger in der Landwirtschaft zu. Noch seien in Deutschland nur etwa 2 % aller erfassten Infektionen bei Menschen definitiv auf die bekannte Variante LA-MRSA CC398 zurückzuführen. In nutztierreichen Gegenden wie dem Münsterland oder dem südwestlichen Niedersachsen liege der Anteil aber schon bei fast 10 %. Fast jede dritte Besiedlung sei dort schon "nutztierassoziiert", so die Zeitung weiter. Gefunden werde LA-MRSA vor allem dort, wo die Tiere eng aufeinander gehalten werden und ständiger Antibiotika-Gabe ausgesetzt sind – früher zur Wachstumsförderung, heute zur Krankheitsprophylaxe, müssen die Tierhalter dort lesen.  


Landwirte für Todesfälle verantwortlich?


Nach Ansicht der ZEIT ist ein Stall „wie in einem Trainingslager für Keime. Denn die Erreger mutieren ständig. Dabei entstehen Resistenzen. Die verfütterten Antibiotika töten die empfindlichen Bakterien ab. Die resistenten Keime bleiben zurück und können sich ausbreiten. (…) Von den Tieren wandern sie auf den Menschen: auf Landwirte, Schlachthofarbeiter, auch auf Einkäufer in Supermärkten und in Hofläden.“


Genaue Zahlen, wie viele Menschen an Schweine- oder Hühner-MRSA gestorben seien, gäbe es nicht. Einzelne Fälle würden eher zufällig bekannt, so die ZEIT und verweist auf den Öko-Landbau. „Während ökologisch bewirtschaftete Schweinebestände nur zu 26 % mit MRSA besiedelt sind, wurde in einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei 92 % der konventionell gehaltenen Schweine MRSA in der Nase gefunden. Das beweist, dass die Bedingungen in den großen Mastställen, wo 22 Hühnchen auf der Fläche eines kleinen Badetuchs ihr kaum sechs Wochen kurzes Leben fristen und 120 Kilo schwere Sauen in 0,75 Quadratmeter winzige Abferkelbuchten gezwängt werden, zur Keimentwicklung und -weitergabe maßgeblich beitragen“, erklärt die Zeitung ihren Lesern.


"Antibiotika wird ins Trinkwasser gemischt"


Und weiter heißt es. „Hier liegt das Dilemma der Massentierhaltung: Um noch etwas an seinen Hühnern zu verdienen, darf der Bauer keinen Tag länger brauchen und ihnen kaum mehr Platz zur Verfügung stellen. Durch die Enge gibt ein erkranktes Huhn seine Infektion leicht weiter an das nächste. Damit so wenig Tiere wie möglich daran sterben, mischen die Mäster oft Antibiotika in das Trinkwasser. Mit jeder Antibiotika-Behandlung steigt aber das Risiko von Resistenzen.“


Laut der ZEIT scheine es fast unmöglich, diese Strukturen aufzubrechen. Denn keine Lobby in Deutschland sei so mächtig wie die Agrarlobby. Nirgends seien die Verflechtungen von Industrie und Politik so eng wie in der Landwirtschaft. Und nirgends seien sie so augenfällig wie in Niedersachsen.


BUND: Mächte Bauernlobby kungelt mit der Politik


Es folgt eine Schelte auf den Bauernverband, der z.B. in Niedersachsen bis 2013 enge Verbindungen zur schwarz-gelben Landesregierung unterhalten habe, die die Massentierhaltung jahrelang unterstützt hätte. Bis zu 40 Millionen Euro jährlich sollen nach den Informationen des BUND - der die Reporter augenscheinlich beraten hat - allein an Subventionen für neue Ställe bis zum Regierungswechsel in das System geflossen sein.


Auch die Schlachtereien bekämen großzügige Hilfen in Millionenhöhe. Jeder Kritik am bestehenden System begegne man hier mit den immer gleichen Worten: "Man darf das Tier nicht vermenschlichen." "Wenn wir es nicht so billig machen, macht es ein anderer." Und vor allem: "Der Verbraucher will es doch so."


Als Vorzeigebetriebe werden anschließend die Dänen und Holländer beschrieben. Und auch die in nächster Zeit geplanten Folgereportagen lassen Böses erahnen: "Massentierhaltung: Der Tierarzt als Dealer" oder "Massentierhaltung: Ausbeutung der Arbeiter".


In den sozialen Netzwerken hat der Artikel schon ein großes Echo gefunden. Unter anderem hat Thomas Wengenroth von www.stallbesuch.de einen Offenen Brief anden Chefredakteur der ZEIT geschrieben.

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