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topplus EUROPA/ EU-Eiweißstrategie/Copa Cogeca

Eiweiß-Hunger stärker aus eigener EU-Produktion stillen

Copa Cogeca plädiert für Realismus beim EU-Eiweißplan. Wie kann es gelingen, die Eiweißversorgung der Landwirtschaft und Futtermittelindustrie unabhängiger von Importen aus Ländern mit niedrigen Umweltstandards zu machen? Die EU-Agrarminister begrüßten Anfang der Woche in Brüssel die von der EU-Kommission vorgelegte Eiweiß-Initiative.

Lesezeit: 4 Minuten

Die von der EU-Kommission vorgelegte EU-Eiweißstrategie wurde beim EU-Agrarministerrat zu Beginn der Woche von allen EU-Staaten als Initiative begrüßt. Ziel ist es, die EU-Importabhängigkeit aus Ländern mit niedrigen Umweltstandards und Gen-Sojafutter zu reduzieren. Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen als Tierfutter steigt in der EU nach Berechnungen der EU-Kommission weiter an. Eine größere Futtermittelautonomie der europäischen Viehzüchter zählt zu den Hauptzielen. Über den Weg dahin herrscht jedoch Unklarheit.

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Der Dachverband der europäischen Landwirte und Genossenschaften (Copa Cogeca) warnt vor einer falschen Euphorie und einer einseitigen Fokussierung auf Eiweißpflanzen zur Verbesserung der Protein-Selbstversorgung. Zur Thematik hat Copa Cogega in dieser Woche die Publikation "Getreide: eine wichtige Quelle pflanzlichen Proteins", (CER(18)4799 vorgelegt.

100prozentige Protein-Selbstversorgung ist illusorisch

„Ein EU-Plan Pflanzliche Proteine sollte Voreingenommenheit und Political Correctness möglichst vermeiden“, plädiert Copa Cogeca-Generalsekretär Pekka Pesonen im Gespräch mit top agrar für eine realistische Betrachtungsweise. Die wichtigsten Herausforderungen für die europäische Produktion pflanzlichen Proteins müsse sich an klaren Zielen wie Wettbewerbsfähigkeit, Effizienz und gesichertes Einkommen für die Landwirte orientieren. „Eine 100prozentige Selbstversorgung anzustreben ist völlig unrealistisch“, unterstrich Pesonen.

Copa Cogeca vertrete die Position, dass die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) darauf abzielen solle, dass bei der Entwicklung der Anbaustrukturen im Ackerbau „die wirtschaftlichen Realitäten“ das Handeln der Politik bestimmen.

Auf globaler Ebene verfüge Europa über einen komparativen Vorteil bei Kulturen wie Weichweizen und Gerste, da die Böden, das Klima und die Anbautechniken in Europa höhere Erträge als in anderen Regionen der Welt ermöglichten. Tatsache sei aber auch, dass derzeit die europäischen Ackerbaubetriebe beim Getreideanbau eine höhere Bruttomarge pro Hektar einfahren als bei den Erlösen für Eiweißpflanzen.

Neue Anbaukulturen dürfen nicht Einkommen der Ackerbauern schmälern

„Daher darf die Förderung neuer Anbaukulturen nicht auf Kosten der Getreideproduktion gehen, denn dies wäre kontraproduktiv, weil die Einkommen der Landwirte geschmälert würden“, gibt Pesonen zu bedenken. Denn andernfalls würden die Einkommen der Ackerbauern sinken, ohne dass die Protein-Produktion signifikant gesteigert werde. Dies könnte auch einen deutlichen Rückgang der Biomasseproduktion nach sich ziehen.

„Dies würde die europäische und weltweite Ernährungssicherheit gefährden und auch die Außenhandelsbilanz der EU beeinträchtigen.“ Hinzu komme, dass die Gefahr bestünde, dass abnehmende Sojaimporte durch rückläufige Getreideexporte der europäischen Produzenten überkompensiert würden.

Deshalb ist aus Sicht von Copa Cogeca die Effizienzsteigerung ein entscheidendes Erfolgskriterium für eine EU-Eiweiß-Strategie. „Die Erhöhung der europäischen Getreideproteinproduktion ist daher unerlässlich“, betont Pesonen, um einen höheren Selbstversorgungsgrad mit Proteinen aus Futterpflanzen zu erreichen. Da Getreide 50 Prozent der Rohstoffe und 70 Prozent de des heimischen pflanzlichen Proteins ausmache, das in der Futtermittelindustrie zum Einsatz komme, würde selbst ein nur geringer Anstieg der Getreideproduktion oder des Getreideproteingehalts einen beträchtlichen Beitrag zur europäischen Proteinbilanz leisten, glaubt Pesonen.

Bereits eine Steigerung des Proteingehalts von europäischem Getreide um ein Prozent ( von derzeit 11 auf 12 %) würde nach Berechnungen von Copa Cogeca rund 1,9 Millionen Tonnen zusätzliches Protein erbringen. Damit würde unser Selbstversorgungsgrad in der EU für pflanzliches Protein von derzeit 60 auf 64 Prozent und für eiweißreiches Material von derzeit 35 auf 39 Prozent steigen“, rechnet Pesonen vor. Folglich könnten die Sojaschrot-Importe um 22 Prozent von derzeit 18,3 Millionen Tonen auf 14,3 Millionen Tonnen reduziert werden , wie der Verband der französischen Weizenerzeuger (ACPB) errechnet haben.

Klöckner: „Negative Umweltauswirkungen im EU-Eiweißplan berücksichtigen

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner machte bei der Aussprache im EU-Agrarministerrat Anfang der Woche deutlich, dass für Deutschland durch die Steigerung EU-eigener Eiweißproduktion vor allem dem Umwelt- und Klimaschutz gedient werde müsse. „Die Eiweißfuttermittel-Einfuhren stellen ein riesiges Umweltproblem dar, weil sie nicht selten mit der Abholzung von Regenwäldern beim Soja-Anbau in Südamerika einhergehen“.

Die EU dürfe durch ihre Importe nicht länger dazu beitragen, dass Regenwald abgeholzt und Importe aus Ländern mit niedrigen Umweltstandards gedulden werden. Die EU decke derzeit, so Klöckner bei ihren Ausführungen im Agrarministerrat, nur fünf Prozent ihres Eiweißbedarfs durch heimischen Anbau. „Die negativen Umweltaspekte bei den Eiweißfutter-Einfuhren muss stärker Berücksichtigung in die EU-Eiweißstrategie finden“, forderte Klöckner.

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