Umweltschutz und Biodiversität, Entwicklung der ländlichen Räume und wirtschaftliche Stabilität. Eine Landwirtschaft, die im Wettbewerb mit dem Weltmarkt die europäischen Standards halten kann. Das sind die Ziele der europäischen Agrarpolitik (GAP), die allerdings nicht immer einhergehen. „Diese Zielkonflikte muss die GAP lösen“, sagte Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband (DBV) anlässlich des gestrigen Agrarkongresses vom Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin. Die erste und zweite Säule der Agrarzahlungen bezeichnete er dabei als „Kategorien der Vergangenheit“, deren Grundelemente sich auch in einer neuen Systematik wiederfinden müssen. Eine 180° Wende sei allerdings nicht zielführend, sondern ein Evolutionsprozess. „Raus aus der Flächenprämie hin zu zweck- und zielorientierten Agrarzahlungen. Das könnte ein Weg sein, den wir mitgehen“, sagte er.
Betriebe müssen auf Dürre reagieren können
Für Kirsten Wosnitza, Milchviehhalterin aus Schleswig-Holstein, ist es wichtig, viele Menschen mitzunehmen bei dem Erreichen dieser Ziele. Sie hat in den letzten Jahren den hohen Strukturwandel gerade bei tierhaltenden Betrieben miterlebt. Ihre Frage in den Raum: „Wie motivieren wir die jungen Leute, die Betriebe der Eltern weiterzuführen?“ Dazu gehöre ihrer Meinung nach auch ein Einkommen, von dem der Betrieb leben kann.
Außerdem ist auch wichtig, dass Betriebe anpassungsfähig bleiben. Hier nannte sie das als Beispiel die Dürrehilfe. „Einige Betriebe sind im letzten Jahr nicht aus eigener Kraft mit der Dürre fertig geworden. Die Spezialisierung hat uns in der Vergangenheit geholfen aber einige Produktionssysteme sind nun nicht mehr robust genug gegenüber äußeren Einflussfaktoren“, sagte sie.
Der Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung sieht die Dürre des vergangenen Jahres als Zeiger für die Probleme zu hoher Spezialisierung. Er sagte in Berlin: „Wenn ich nur zwei oder drei hochspezialisierte Kulturen habe, mache ich mich anfälliger gegen so eine Dürre.“ Darum plädiert er dafür, für den Anfang mit vier oder fünf Kulturen zu experimentieren, um besser mit solchen Extremen umzugehen.
Flächenkonkurrenz wird auf Dauer steigen
Allerdings sieht er einen Konflikt zwischen den Vorgaben Emissionsminderung versus Biodiversität. Das langfristige Ziel seien Emissionen von netto null für alle Sektoren. Dazu zählen auch die Emissionen der Energiewirtschaft. Lotze-Campen glaubt, dass durch den Umbau der Energiewirtschaft die Nachfrage nach Biomasse für energetische Zwecke steigen werde. Er sieht keine wirtschaftlichen Herausforderungen für die Landwirte, sondern eher für die Biodiversität der Systeme. „Der Druck auf die Fläche wird anhalten oder steigen. Die Herausforderung ist es, Produktionssysteme zu gestalten, die der biologischen Vielfalt genügen und die wirtschaftlich gegen die Konkurrenz der Biomasse mithalten können“, sagte er.